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Die Schule der Nacht

Die Schule der Nacht

Titel: Die Schule der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Mia
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ultrareichen osteuropäischen Oligarchen, der sein Vermögen in der Chemiebranche gemacht hat. Alles ziemlich zwielichtig. Witzigerweise interessiert Davina sich nicht für andere Jungs mit Geld, sondern für welche mit Hirn . Siehst du den Typen links von ihr?«
    April nickte. Er war ganz niedlich, aber nicht umwerfend, und schien sich sichtlich unwohl zu fühlen.
    »Das ist Jonathon, ihr aktuelles Objekt der Begierde. Ich glaube, sie steht nur deswegen auf die intelligenten Jungs, um auszugleichen, dass sie selbst nichts als heiße Luft im Kopf hat.«
    Während April staunend zuhörte, musterte sie Caro verstohlen. Mit ihrer abgeklärten Weltanschauung und ihrer feinen Beobachtungsgabe passte sie überhaupt nicht in das Bild, das sie sich von dieser Schule gemacht hatte. April war froh, dass sie sie kennengelernt hatte. Dadurch fühlte sie selbst sich gleich nicht mehr so fehl am Platz.
    »Und was ist mit dir, Caro? Was ist dein Spezialgebiet?«
    »Oh, Chemie, Biologie, Physik, aber alles auf einem eher kreativen Level. Meine Zukunftspläne sind ziemlich langweilig. Ich würde später gern populärwissenschaftliche Bücher schreiben, so in der Art wie Stephen Hawking, nur ohne den bemüht witzigen Unterton.« Sie grinste.
    »Wirklich? Mein Vater schreibt so was in der Art«, sagte April. »Er hat für den Scotsman gearbeitet.«
    Caro sah sie mit großen Augen an. »Heißt dein Vater zufälligerweise William Dunne?«
    April nickte.
    »Oh mein Gott. William Dunne ist mein Idol«, rief Caro begeistert. »Ich glaub, ich habe alles gelesen, was er jemals geschrieben hat. Die Story über die Area 51 war einfach großartig. Seine Bücher sind unglaublich fundiert und gut recherchiert. Keiner schafft es wie er, Popkultur mit Wissenschaft zu verbinden.«
    April lächelte höflich, obwohl sie innerlich zusammenzuckte. Typisch. Von allen Mädchen an dieser Schule musste sie ausgerechnet das kennenlernen, das wusste, wer ihr Vater war. Caro legte ihr eine Hand auf den Arm.
    »Tut mir leid«, sagte sie zerknirscht. »Bin wohl ein bisschen ins Schwärmen gekommen. Na ja, in meiner Familie gibt es leider niemanden mit Vorbildfunktion. Wir haben nur Onkel David vorzuweisen – der besitzt immerhin eine chemische Reinigung.«
    Der Gong ertönte, und die Schüler strömten aus der Cafeteria. April und ihre neue Freundin schlossen sich ihnen an.
    »Hey, vielleicht hab ich sogar eine Story für deinen Vater. Hast du Lust, dich nach der Schule mit mir zu treffen?«
    »Okay«, sagte April zögernd. »Worum geht’s denn?«
    »Um Ravenwood«, antwortete Caro mit der Andeutung eines Lächelns. »Ich glaube, hier findet eine gigantische Verschwörung statt, mit dem Plan, die Weltherrschaft zu übernehmen.«

Drittes Kapitel

    M r Sheldon war ein hochgewachsener Mann um die vierzig, der durch seine schlohweißen Haare allerdings wesentlich älter wirkte. Mit seinem dreiteiligen grauen Anzug und der silbern gerahmten Brille sah er aus wie ein Ehrfurcht gebietender Universitätsprofessor. Dass er außerdem der Schulleiter von Ravenwood war, verlieh seinem Auftreten noch mehr Autorität. Normalerweise unterrichteten Schulleiter nicht selbst, aber April hatte schon festgestellt, dass vieles an der Ravenwood School nicht dem entsprach, was sie als »normal« gewohnt war.
    Mr Sheldon ging vor den Schülern des Philosophie-Kurses auf und ab und dozierte über die alten Griechen und Germanen – ein eigentlich tödlich langweiliges Thema, das aus seinem Mund erstaunlicherweise aber so spannend klang wie ein gut gemachter Dokumentarfilm im Fernsehen. Und trotzdem… Irgendetwas stimmt nicht , dachte April, die in der letzten Reihe saß und sich mit gesenktem Kopf in ihrer bewährten »Nichtauffall«-Taktik übte. Etwas an Mr Sheldon passte nicht ins Bild. Aus irgendeinem Grund machte der Mann sie nervös. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass sie es nicht gewohnt war, einem Lehrer wirklich zuzuhören – sich nicht nur von seinem monotonen Wortschwall einlullen zu lassen und hier und da ein paar unterrichtsrelevante Bruchstücke aufzuschnappen, sondern von dem, was er sagte, wirklich gefangen genommen und zum Nachdenken gebracht zu werden. Das war für sie eine ganz neue Erfahrung, zumal es um sie herum eigentlich genügend gab, das ihre Aufmerksamkeit hätte ablenken können. Zum Beispiel der umwerfende blonde Benjamin, der drei Reihen vor ihr saß und immer wieder den Kopf zur Seite drehte, um mit seinem Banknachbarn zu flüstern. Jedes Mal,

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