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Die Schule der Nacht

Die Schule der Nacht

Titel: Die Schule der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Mia
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ihr auf, als sie ihn dort sitzen sah. Allein die Möglichkeit, dass er etwas mit dem Mord an ihrem Vater zu tun haben könnte, brachte ihr Blut so sehr in Wallung, als fließe siedendes Öl durch ihre Adern.
    »Wie kann er es wagen?«, stieß sie hervor, riss die Haustür auf und wollte die Eingangsstufen hinunterstürzen.
    »April, warte!« Fiona hielt sie am Arm zurück. »Das ist jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt – denk an deine Mutter.«
    »Meine Mutter?« April befreite sich mit einer heftigen Bewegung aus Fionas Griff. »Meine Mutter würde wollen, dass er dafür bezahlt. Er hat meinen Vater umgebracht!«
    »Beruhig dich, Süße. Das weißt du doch gar nicht.«
    »Ich kann es vielleicht nicht beweisen, Fee, aber mein Gefühl sagt mir, dass er irgendetwas damit zu tun hat, und ich muss endlich herausfinden, was.«
    »Dann zieh wenigstens deinen Mantel an. Es ist eiskalt.« Fiona legte ihn ihr um die Schultern. April bedankte sich mit einem kurzen Nicken und steuerte dann entschlossen auf den Platz zu. Gabriel sah aus, als hätte er schon eine ganze Weile dort gesessen. Die Schultern seiner Jacke waren dunkel vom Regen, seine Haare klebten ihm tropfnass am Kopf, und trotzdem sah er immer noch unfassbar gut aus – zum Teufel mit ihm. April verfluchte sich selbst dafür, dass noch nicht einmal ihre unbändige Wut ihr Herz davon abhalten konnte, bei seinem Anblick schneller zu schlagen.
    »Verdammt noch mal, was willst du hier?«, fuhr sie ihn an. »Wolltest du dir noch einmal den Tatort anschauen?«
    »Hey!« Er hob beschwichtigend die Hände. »Beruhige dich doch erst einmal. Ich bin hier, weil ich dich sehen wollte.«
    »Sag du mir nicht, ich soll mich beruhigen«, stieß sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und ballte die Hände zu Fäusten. »Für wen hältst du dich?«
    »Okay, dann erklär mir bitte wenigstens, was ich getan haben soll.«
    »Tu nicht so, als wüsstest du nicht genau, wovon ich spreche.« Sie funkelte ihn wütend an.
    »Wenn ich es dir doch sage, April, ich hab keine Ahnung, was du meinst«, entgegnete er.
    »Und was machst du dann hier?«, fragte sie. »Was sitzt du hier auf dem Platz, wenn du so unschuldig bist?«
    Gabriel sah sie einen Moment lang stumm an, dann wandte er den Blick ab. »Ich hab mir Sorgen gemacht und wollte sehen, wie es dir geht.«
    »Das kommt ein bisschen spät, findest du nicht? Mein Vater ist vor zehn Tagen gestorben. Du musst wirklich ganz krank gewesen sein vor Sorge um mich.«
    Als Gabriel sie jetzt wieder ansah, war sein Blick fast flehend. »Ich habe versucht, dich anzurufen, April, mehr als einmal, aber dein Handy war ständig ausgeschaltet. Dann wart ihr auf einmal plötzlich weg, euer Haus war verwaist, in der Schule warst du auch nicht, und als ich dich dann in der Eingangshalle gesehen habe, bist du sofort wütend auf mich losgegangen. Ich habe mir wirklich Sorgen um dich gemacht.«
    »Ja klar.«
    »Hör zu, lass uns ein bisschen durch den Park spazieren und uns in Ruhe unterhalten, okay?«
    April lief ein kalter Schauer über den Rücken, als sie daran dachte, wie er in der Nacht, als er Steinchen gegen ihr Fenster geworfen hatte, fast genau das Gleiche zu ihr gesagt hatte. In der Nacht, in der sie sich danach gesehnt hatte, noch ein bisschen länger bei ihm bleiben zu können, Arm in Arm mit ihm im Mondschein zu spazieren. Was wäre passiert, wenn sie damals mitgegangen wäre? Würde sie dann jetzt auch hier stehen? Würde ihr Vater noch leben? Sie blickte über die Schulter zum Haus zurück, aber ihre Freundinnen waren wieder hineingegangen, und plötzlich fühlte sie sich schutzlos und allein. Fiona hatte recht – sie hatte keine Ahnung, ob Gabriel der Mörder war, und natürlich wünschte sie sich verzweifelt, ihr Verdacht würde sich als falsch herausstellen, aber was wusste sie schon über ihn? Gleichzeitig drängte alles in ihr danach herauszufinden, was mit ihrem Vater geschehen war. Sie musste mit Gabriel sprechen.
    »Warum willst du mich dazu bringen, mit dir allein zu sein?«, fragte sie und versuchte vergeblich, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Um mir das Gleiche anzutun, was du meinem Vater angetan hast?«
    Gabriel schüttelte den Kopf, und ein verletzter und verwirrter Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Ich weiß wirklich nicht, wovon du sprichst, April«, sagte er. »Oder… Glaubst du etwa, ich hätte irgendetwas mit seinem Tod zu tun?«
    »Sag du’s mir.«
    »Nein, natürlich nicht! Wie kannst du

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