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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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her, wieder andere flogen blökten, grunzten, glucksten, wie es auf diesem Fleckchen Erde noch niemals gehört worden war.
    Nach den Mammuthbäumen zurückkehrend, untersuchte Godfrey genauer den Stamm, den er als spätere Wohnstätte erwählt hatte. Es erschien ihm, wenn auch nicht unmöglich, so doch sehr schwierig, bis an dessen erste Aeste hinauf zu gelangen, wenigstens an der Außenseite, welche keinerlei Vorsprünge zeigte; inwendig mochte eine Ersteigung vielleicht eher auszuführen sein, vorausgesetzt, daß die Aushöhlung bis nach jener Gabelungsstelle hinausreichte.
    Es konnte von Nutzen sein, bei drohender Gefahr Zuflucht in dem dicken Geäst zu suchen, welches sich über dem gewaltigen Stamme ausbreitete. Doch auch diese Frage wurde späterer Lösung vorbehalten.
    Jetzt näherte sich die Sonne schon dem westlichen Horizonte, so daß die Vorbereitungen für den dauernden Aufenthalt in dem Baume verschoben werden mußten.
    Doch wie konnten die beiden Verlassenen nach ihrer Abendmahlzeit, deren Dessert aus wilden Aepfeln bestand, die Nacht besser zubringen, als auf dem vegetabilischen Staube, der den Boden im Innern der Sequoia gleichsam polsterte?
    Hier legten sie sich denn auch unter dem Schutze Gottes nieder, nachdem Godfrey zur Erinnerung an seinen Onkel Kolderup den riesenhaften Baum »Will Tree« getauft, wie überhaupt alle besonders hervorragenden Exemplare solcher in den Wäldern von Californien und den Nachbarstaaten den Namen irgend eines großen Bürgers der amerikanischen Freistaaten tragen.

Zwölftes Capitel.
Welches zur rechten Zeit mit einem prächtigen und glücklichen Blitzschlag endigt.
    Warum sollten wir es verhehlen? Godfrey, der sonst so leichtlebig und so unüberlegt gewesen war, als er für nichts zu sorgen hatte, wurde unter diesen, für ihn ganz neuen Verhältnissen allmählich ein ganz anderer Mensch. Bisher hatte der Gedanke an den nächsten Tag noch niemals seine Ruhe gestört. In dem mehr als prachtvollen Hôtel der Montgomery-Street, wo er seine zehn Stunden hintereinander schlief, hatte noch keine Falte eines Rosenblättchens ihn im Schlummer belästigt.
    Jetzt war das freilich anders geworden. Auf dieser unbekannten Insel sah er sich schlecht und recht getrennt von der übrigen Welt, beschränkt auf seine eigenen Hilfsquellen, gezwungen, die nöthigsten Lebensbedürfnisse aus eigener Kraft zu decken, und das noch dazu unter Bedingungen, unter denen auch ein weit praktischerer Mann als er manche Schwierigkeiten zu überwinden gehabt hätte. Wenn der »Dream« nicht wieder erschien, stellte man gewiß Nachforschungen nach demselben an. Doch was waren sie Beide? Weniger als eine Nadel in einem Heufeim, weniger als ein Sandkorn im Grunde des Meeres. Das unberechenbare Vermögen des Onkel Kolderup war nicht in jedem Falle allmächtig.
    Trotz Auffindung eines verhältnißmäßig recht behaglichen Obdachs schlief Godfrey hier doch ziemlich unruhig. Sein Gehirn arbeitete wie niemals vorher; es drängten sich im demselben Gedanken aller Art, solche an die Vergangenheit, der er nur mit Bedauern gedachte, solche an die Gegenwart, welche ihm noch durchzuführen oblagen, und endlich solche an die Zukunft, die ihn am meisten beunruhigten.
    Angesichts dieser harten Prüfungen erwachten jedoch auch seine Verstandeskräfte, die bisher unbenützt in seinem Schädel geschlummert, ungewöhnlich schnell. Godfrey war fest entschlossen, gegen jedes Ungemach anzukämpfen und alles nur irgend Menschenmögliche zu versuchen, sich und seinem Begleiter aus dieser Nothlage zu helfen.
    Wenn ihm das gelang, konnte diese Lection für seine Zukunft nicht ohne nützliche Folgen bleiben.
    Mit dem ersten Morgenrothe war er schon auf den Füßen, bemüht, ihre wohnliche Einrichtung behaglicher zu gestalten. Die Frage wegen Beschaffung von Nahrungsmitteln, vorzüglich die damit zusammenfallende der Erlangung von Feuer, überwog vorläufig alle übrigen, wie die wegen Herstellung von Werkzeugen oder Waffen, ebenso von Kleidungsstücken zum Wechseln, wenn sie sich nicht bald auf die Tracht der polynesischen Wilden reducirt sehen sollten.
     

    »Ja, wo ist denn der Schornstein,« erwiderte Tartelett. (S. 101.)
     
    Tartelett schlief noch. Man sah ihn zwar nicht im Halbdunkel, aber man hörte ihn. Der arme, aus dem Schiffbruche gerettete Mann, der mit seinen fünfundvierzig Jahren noch eben so leichtlebig geblieben war, wie sein Zögling bisher, konnte ihm nach keiner Seite von merklichem Nutzen sein. Ja, er

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