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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ob der Prao die Insel schon wieder verlassen habe oder nicht.
    Um sich hierüber zu unterrichten, wurde es nothwendig, die Stelle selbst aufzusuchen, wo die Wilden am vorhergehenden Tage gelandet waren, d. h. die Ausmündung des Flüßchens, die eine Art Meeresbucht bildete.
    Er ging also sofort an die Ausführung.
    Die von verschiedenen Baumgruppen umschatteten Ufer des kleinen Wasserlaufes waren auf eine Strecke von gegen zwei Meilen mit Buschwerk eingerahmt. Weiterhin, etwa fünf-bis sechshundert Yards bis zum Strande, lagen die Ufer frei.
     

    Godfrey stand stille. (S. 150.)
     
    Dieser glückliche Umstand erlaubte es, sich, ohne die Gefahr bemerkt zu werden, der Landungsstelle zu nähern. Freilich konnten ja auch die Wilden schon ein Stück an dem großen Bache hinausgezogen sein. Um dieser Möglichkeit zu entgehen, war es nothwendig, mit größter Vorsicht vorzudringen.
    Godfrey glaubte jedoch, nicht ohne Grund, daß die von langer Ueberfahrt ermüdeten Wilden zu dieser frühen Morgenstunde den Landungsplatz noch nicht verlassen haben würden. Vielleicht schliefen sie noch, entweder in der Pirogue oder auf dem Strande. In diesem Falle wollte er sehen, ob es nicht vortheilhaft erscheine, sie zu überrumpeln.
    Er ging also ohne Zögern auf sein Ziel los; es galt hier, sich nicht zuvorkommen zu lassen. Unter derartigen Verhältnissen liegt der Vortheil meist auf Seiten des ersten Angriffs. Die schon geladenen Gewehre wurden also mit Zündhütchen versehen, die Revolver geprüft, und nun begannen Godfrey und Tartelett am linken Ufer des Wasserlaufes hinabzuschleichen.
    In der Umgebung herrschte tiefe Stille, höchstens flatterte eine kleine Gesellschaft von Vögeln von einem Ufer zum andern, verfolgte sich spielend in den hohen Zweigen, schien aber keineswegs unruhig zu sein.
    Godfrey ging voraus, und der Leser wird glauben, daß sein Begleiter sich anstrengen mußte, in seine Fußstapfen zu treten. Von einem Baum zum andern gleitend, kamen sie dem Strande näher, ohne zu viel der Gefahr, bemerkt zu werden, ausgesetzt zu sein. Hier verbargen sie dichte Büsche vor der andern Seite, dort verschwand selbst ihr Kopf völlig unter dem hohen Gesträuch, dessen Bewegung freilich eher darauf schließen lassen mußte, daß hier ein Mensch hindurch schlich und kein Thier unter demselben hinkroch, doch trotzdem konnte sie immer der Pfeil von einem Bogen, der Stein einer Schleuder unvermuthet treffen. Es galt hier mißtrauisch zu sein.
     

    Rund um das Feuer liefen die Wilden hin und her… (S. 156.)
     
    Trotz aller an ihn gerichteten Mahnungen stürzte Tartelett, der schon mehrmals über die Baumwurzeln gestolpert war, zwei-oder dreimal so geräuschvoll hin, daß es für sie gefährlich werden konnte. Godfrey fing schon fast an zu bedauern, daß er den ungeschickten Mann mitzugehen veranlaßt hatte. In Wahrheit konnte ihm der arme Teufel kaum von großem Nutzen sein.
    Es wäre jedenfalls besser gewesen, ihn im Will-Tree einzuschließen, oder, wenn er dem nicht zugestimmt hätte, ihn irgendwo im Dickicht des Waldes zu verbergen, doch dazu war es nun zu spät.
    Eine Stunde, nachdem sie die Mammuthgruppe verlassen, hatten Godfrey und sein Begleiter eine Meile Wegs zurückgelegt – nur eine Meile – denn das Fortkommen in dem hohen Grase und zwischen den oft verwirrten Gebüschen war kein leichtes gewesen. Weder der Eine noch der Andere hatte etwas Verdächtiges bemerkt.
    An dieser Stelle fehlten die Bäume auf eine Strecke von mindestens hundert Yards, der Bach verlief zwischen nackten Ufern und das ganze Land lag mehr offen da.
    Godfrey hielt an. Er überblickte zur Rechten wie zur Linken des Baches das ganze Wiesenland mit größter Sorgfalt.
    Auch jetzt zeigte sich noch nichts Beunruhigendes, nichts was auf eine Annäherung der Wilden hinwies. Die Letzteren konnten ja nicht daran zweifeln, daß die Insel bewohnt war, und waren auf keinen Fall ohne alle Vorsicht in dieselbe eingedrungen; im Gegentheil, wahrscheinlich hatten sie beim Hinaufziehen längs des Flüßchens mit derselben Klugheit gehandelt wie Godfrey und Tartelett beim Hinabziehen an jenem. Es war also vorauszusetzen, daß jene, wenn sie sich in der Umgebung befanden, ebenso Deckung durch die Bäume und hohen Gesträuche suchen würden, wie sie selbst, denn überall wuchsen hohe Myrthen-und Mastixgebüsche, welche zu einem Hinterhalt wie geschaffen schienen.
    Ein merkwürdiges und doch ganz natürliches Zusammentreffen. Je weiter Tartelett nun kam, ohne einen

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