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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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obgleich das ganz unerklärlich schien – doch wieder eingeschifft, nachdem sie eine Nacht am Lande verbracht und nicht einmal sich zu überzeugen versucht hatten, ob die Insel bewohnt sei oder nicht.
Siebzehntes Capitel.
In welchem die Flinte Tartelett’s wahrhafte Wunder bewirkt.
    Godfrey entfuhr aber noch ein Ausruf, der Tartelett in die Höhe fahren machte. Jetzt bestand kein Zweifel mehr, die Wilden mußten wissen, daß die Insel von menschlichen Wesen bewohnt war, da die Flagge, welche bis jetzt am Ende des Caps geweht hatte, nicht mehr in Schau am Mast der Flaggenspitze wehte.
    Der Augenblick war also gekommen, den gefaßten Plan auszuführen, d. h. auszuziehen, um zu sehen, ob sich die Wilden noch auf der Insel befanden und was sie daselbst vornahmen.
    »Vorwärts, sagte er zu seinem Gefährten.
    – Fortgehen! Aber… erwiderte Tartelett
    – Wollen Sie etwa lieber hier bleiben?
    – Mit Ihnen, Godfrey?… Ja.
    – Nein… allein!…
    – Allein?… Niemals!…
    – So kommen Sie!«
    Da Tartelett einmal wußte, daß Godfrey nichts von seinem Entschlusse zurückbringen könnte, entschied er sich mitzugehen; allein im Will-Tree zurückzubleiben, hätte es ihm an Muth gefehlt.
    Bevor sie fortgingen, überzeugte sich Godfrey, daß ihre Waffen in Stand waren. Er lud die beiden Flinten mit Kugeln, übergab eine derselben dem Professor, dem diese Maschine ebensoviel Verlegenheit bereitete, als wäre er ein Bewohner der Pomotou-Inseln. Daneben mußte er an seinem Gürtel, an dem schon eine Tasche mit Patronen hing, noch ein Jagdmesser oder Seitengewehr befestigen.
    Er hatte auch daran gedacht, seine Geige mitzunehmen – wahrscheinlich in der Meinung, daß die Wilden sehr entzückt sein könnten über sein Kring-Kring, dessen scharfen Ton kein anderer Virtuose zu erzeugen im Stande gewesen wäre.
    Godfrey hatte alle Mühe, ihm diese ebenso lächerliche als unpraktische Idee auszureden.
    Es mochte gegen sechs Uhr Morgens sein, die Gipfel der Sequoias glänzten in den ersten Sonnenstrahlen.
    Godfrey öffnete vorsichtig die Thür, trat einen Schritt heraus und überblickte die Baumgruppe.
    Alles still ringsum.
    Die Thiere waren nach der Wiese zurückgekehrt. Man sah sie in der Entfernung von etwa einer Viertelmeile ruhig weiden. Nichts schien nur darauf hinzudeuten, daß sie belästigt worden wären.
    Godfrey gab Tartelett ein Zeichen, zu ihm heraus zu kommen. Der Professor, der sich nach allen Seiten kampfbereit gemacht, folgte ihm, wenn auch mit einigem Zögern.
    Dann schloß Godfrey die Thür wieder und überzeugte sich genau, ob dieselbe mit der Rinde der Sequoia unsichtbar verschmolz. Nachdem er noch ein Bündel Reisig an den Fuß des Baumes geworfen und dieses durch einige größere Steine beschwert hatte, begab er sich nach dem Flüßchen, dessen Ufer er, wenn es nöthig werden sollte, bis zur Ausmündung zu folgen gedachte.
    Tartelett schwankte ihm nach, freilich nicht ohne vor jedem Schritte einen unruhigen Blick ringsumher schweifen zu lassen; die Furcht, allein zurückzubleiben, trieb ihn aber doch, seinen Gefährten nicht zu weit aus den Augen zu verlieren.
    An dem Rande der Baumgruppe angelangt, stand Godfrey stille. Das Fernrohr aus dem Etui ziehend, überblickte er mit schärfster Aufmerksamkeit die ganze Strecke des Ufers, welches sich von der Flaggenspitze bis zur nordöstlichen Ecke der Insel ausdehnte.
    Kein lebendiges Wesen war zu sehen, keine Rauchsäule von einem Lager erhob sich in die Luft.
    Die äußerste Spitze des Caps erwies sich ebenfalls leer, doch hier mußte man ohne Zweifel noch zahlreiche frische Fußspuren finden. Bezüglich des Mastes hatte sich Godfrey nicht getäuscht. Zwar erhob sich die Stange noch immer auf dem äußersten Felsstück des Vorberges, aber ohne das Flaggentuch. Offenbar hatten sich die Wilden, nachdem sie bis hieher gelangt waren, des rothen Stoffes bemächtigt, der ihre Begierde reizen mochte; dann waren sie nach ihrem Fahrzeug an der Ausmündung des Flusses zurückgekehrt.
    Godfrey drehte sich um, um das ganze westliche Ufer zu überblicken.
    Alles zeigte sich als öde Wüstenei von der Flaggenspitze bis jenseits des Umfangs der Dream-Bai.
    Auch auf dem Meere war kein Fahrzeug sichtbar. Befanden sich die Wilden in ihrem Prao, so lag der Schluß nahe, daß sie unter dem Schutze der Felsen so nahe dem Ufer hinfuhren, daß sie von hier aus unsichtbar waren.
    Godfrey konnte und wollte jedoch nicht in Ungewißheit bleiben. Es kam ihm vor Allem darauf an, zu wissen,

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