Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bonn
Vom Netzwerk:
letzten verbliebenen Schinken in Burkhards Keller gehängtŤ, erzählte Robert.
    Nein, er brauchte keine Namen zu nennen. Alheit fielen etliche unschöne Benennungen für die Übeltäter ein.
    Robert fuhr fort: ťBisher nimmt er das recht gelassen, und Meister Wolfram unterstützt ihn. Wenn nur nicht noch Schlimmeres nachkommt.Ť Er trillerte eine Einleitung, und sie spielten noch einmal zu viert das ganze Stück. Alheit hatte Mühe, sich im Ton Robert anzupassen, ohne ebenso schrill zu spielen wie er.
     
    Wenig später kehrte Meister Wolfram zurück und rief seine Schüler wieder in die Gaststube. Mit viel weniger Zorn im Leib als am Morgen begann Alheit ihre neue Haube. Sie sollte ebenso viele Falten am Saum haben wie Marjories.
    Als es bei den Franziskanern zur Sext läutete, trat ein knochiger kleiner Junge von der Küche auf den Hof. Mit offenem Mund blieb er an der Tür zur Gaststube stehen und lauschte der Musik. Er achtete nicht darauf, dass der Wein aus der schräg hängenden Kanne lief und das Brot aus dem Korb rutschte. Alheit legte ihre Näharbeit weg und nahm ihm das Mittagbrot ab. Der Junge stieß einen dumpfen Laut aus und stapfte davon.
     
    Am Nachmittag musste Alheit länger warten, bis die Spielleute den Saal verließen. Immer angestrengter lauschte sie auf die Musik in der Gaststube. Die Falten ihrer Haube gerieten ihr dabei längst nicht mehr so fein, wie sie sich am Anfang vorgenommen hatte. Am Ende brachten Marjorie und Katherine nicht einmal viel Neues mit. Alheit fand sich schnell in die Begleitstimme des Liedes vom Vormittag.
    ťNa also, ihr seid ja auch schon so weit.Ť Elbelin und Gottfrid waren den Klängen in das Kaminzimmer gefolgt.
    ťSo schwierig ist es nun auch wieder nichtŤ, meinte Alheit.
    ťIch weiß was Besseres!Ť, rief Elbelin und lief davon.Kurz darauf kam er mit seiner Sackpfeife und Gottfrids Schalmei wieder. ťHier, probiert das einmal.Ť
    Marjorie rümpfte die Nase. ťDas wird ja eine recht laute Gesellschaft hier. Da kann ich mich nur zurückziehen.Ť Sie nahm ihr Instrument auf und ging.
    Katherine dagegen klatschte in die Hände, als sie sah, was Elbelin dabeihatte. ťDas will ich probieren!Ť
    ťIch auchŤ, murmelte Alheit. Oder hatte sie doch lauter gesprochen als beabsichtigt? Elbelin warf ihr einen fragenden Blick zu, als ob er sie gehört hätte. Als Alheit nichts weiter sagte, gab er Katherine den Dudelsack und zeigte ihr, wie sie ihn halten musste. Das ging nicht ohne Berührungen ab, wie Alheit missbilligend bemerkte. Die jungen Leute gaben sich anscheinend Mühe, damit es möglichst viele wurden.
    Sie selbst achtete mehr darauf, was Elbelin da erklärte, und versuchte, es ohne Instrument nachzutun. Das hatte natürlich keinen Sinn, und als Katherine mit hochrotem Kopf den ersten lauten Heulton herausbrachte, gab sie befremdet auf. Sie erhob sich und verließ den Raum. Als sie die Tür schloss, glaubte sie Elbelin fragen zu hören: ťWillst du es auch einmal versuchen?Ť
    Nein, jetzt nicht mehr.
    Gerade auf der anderen Hofseite, auf dem schon recht abgetragenen Brennholzstapel bei der Küchentür, saß Franz und begleitete auf der Laute Marjorie, die ein herzzerreißendes Liebeslied sang. Zwar verstand Alheit die Worte nicht, aber die Musik und das Gesicht der Sängerin verrieten deutlich, worum es ging. Franz sah ebenfalls so entrückt aus wie ein musizierender Engel auf einem Altarbild.
    Alheit wünschte sich etwas zum Werfen herbei.
    Da sie nichts entdeckte, ging sie zum Hackklotz um die Ecke und zog das Beil heraus. Noch ehe sie das erste Stück Holz gespalten hatte, stand der schmächtige blonde Junge vor ihr, der so ungeschickt das Mittagbrot gebracht hatte. ťNein, das darfst du nicht!Ť, jammerte er. ťDas darf nur der Meister.Ť
    Die Küchentür ging auf, die Köchin stellte zwei Eimer heraus und rief ungezielt in den Hof: ťKlaus! Wasser holen!Ť
    Alheit ergriff die beiden Eimer und lief zum Tor hinaus. Nur weg hier, und vielleicht noch etwas Nützliches tun.
    ťHe, das sind meineŤ, rief eine weinerliche Stimme hinter ihr her. Sie sah sich nicht um. Erst am Brunnen am oberen Ende der Färbergasse blieb sie stehen.
    Der magere Küchenjunge schloss zu ihr auf. ťMeine!Ť, schluchzte er. ťMeine!Ť
    Alheit nahm sich zusammen. Das Bürschchen hatte es nicht verdient, dass sie ihre Wut an ihm ausließ. ťLeih sie mir doch bitteŤ, sagte sie, ťnur, bis wir wieder an der Küchentür sind.Ť
    Er sah sie misstrauisch an. ťWas willst du mit ihnen

Weitere Kostenlose Bücher