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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bonn
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begleiteten. Das gelang nun schon ein wenig besser als am ersten Tag, so schien es jedenfalls Alheit.
    Während sie noch spielten, betrat Heinrich von Alzey den Raum. Beim Klappen der Tür geriet die Melodie ins Wanken, doch der Ritter winkte ihnen, weiterzuspielen. Er hörte strahlend zu und wiegte sich leise im Takt.
    Zu guter Letzt nickte Meister Wolfram eher grimmig als zufrieden. ťBesser wird es heute wohl nicht mehr. – Gott grüße Euch, Herr Ritter.Ť
    ťGott grüße Euch, werter Meister. Ich bin beeindruckt von den Fertigkeiten Eurer Schüler. Da wird es ein Leichtes sein, die Bitte der Stiftsherren von St. Paulus zu erfüllen.Ť Er machte eine bedeutungsvolle Pause. ťSie suchen zwei gute Musici, die am Sonntag und den kommenden Feiertagen zu ihrer Erbauung spielen.Ť
    Wolfram richtete sich kerzengerade auf. Robert spitzte etwas weniger offensichtlich die Ohren. Doch Herr Heinrich deutete zwei andere heraus. ťElbelin und Gottfrid, kommt bitte morgen früh zu mir, ich werde euch den Stiftsherren vorstellen.Ť
    Wolfram schien mit einem Mal mehr Schwierigkeiten mit seiner Laute zu haben als sonst. Er begleitete jeden Handgriff beim Einpacken mit leisen Flüchen. Franz ging zu ihm und zupfte das widerspenstige Ende der Filzdecke zurecht, das nicht in den Kasten passen wollte. Der Sänger stieß ihn grob zur Seite. Also wandte Franz sich achselzuckend ab und verließ den Raum.
    Franz trug seine Laute die Treppe hinauf und hörte, wie Robert unter ihm das Kaminzimmer betrat und die Tür hinter sich schloss. Wolfram war offenbar nicht mit ihm zurückgekehrt, sondern gab sich noch Mühe, die Entscheidung ihres Gastgebers umzustoßen.

FREITAG NACH INVOCAVIT
    Kaum hatten die Spielleute ihr Strohlager verlassen, da machten sich Elbelin und Gottfrid auf ins Martinsviertel, um Herrn Heinrich von Alzey zu treffen.
    Robert verabschiedete Elbelin mit einem Schlag auf die Schulter. ťIhr kommt ja recht voran in der Welt. Passt auf, dass sie euch nicht am Ende im Stift behalten wollen.Ť
    Elbelin lachte. ťSo reich sind wir nicht.Ť
    Als die anderen den Saal zum Spielen herrichteten, kehrten die beiden zurück. Auch Meister Wolfram hatte offenbar auf das Frühstück verzichtet und schaute nun ungeduldig in die Runde, bis Tisch und Bänke an ihrem Platz standen. Gerade als Alheit den Raum verlassen wollte, trat Israel ein, gefolgt von zwei Knechten, die eine schwere, eisenbeschlagene Truhe mit einem Vorhängeschloss trugen. Sie setzten den Kasten in einer Ecke der Gaststube ab und gingen händereibend davon.
    Alheit überlegte, ob sie noch einmal diesen Händler aufsuchen sollte, mit dem sie vor zwei Tagen gesprochen hatte. Dabei waren so viele Namen gefallen, dass sie sich an den seinen nur mit Mühe erinnerte: Johann Schure. Der Gedanke an einen Dudelsack lockte sie. Doch sie entschied sich dagegen. Jeder Besuch auf dem Markt dünnte ihren Beutel aus, auch wenn sie nur Kleinigkeiten kaufte. Um ein Instrument oder auch nur gutes Zubehör auszuwählen, brauchte sie Franz. Allein konnte sie nicht unterscheiden, ob ein Missklang durch ihr Unvermögen entstand oder durch schlechte Ware. Noch nie war es ihr so dringlich erschienen, das zu ändern. Aber was konnte sie unternehmen?
    Außerdem hoffte sie, dass die Musiker bald auseinandergehen würden, um zu üben, sodass sie wieder mittun konnte. Bis dahin brachte sie die letzten Stiche an ihren neuen Kleidern an und probierte die Stücke, die sie noch in Erinnerung hatte, stumm auf der Flöte. Noch hielt der Sonnenschein. Ihr Platz oben an der Treppe, vor der Tür des Schlafraums, war fast angenehm.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete sie das Kommen und Gehen auf dem Hof. Burkhard führte ein gutes Haus, das musste man ihm lassen. Die Leute gingen zielstrebig ihrer Arbeit nach und wussten, was sie taten. Bis auf den einfältigen Klaus. Aber auch für ihn fand sich immer eine eintönige Tätigkeit, die er dann stundenlang voll Freude ausführte. Jetzt las er Äpfel von einem Korb in den anderen. Jeden einzelnen betrachtete er genau, die faulen legte er beiseite.
    Da kam ein Fremder auf den Hof, ein Mann mit langen grauen Locken und einer blauen, weiß eingefassten Cotte. Alheit legte die Flöte beiseite. Das war der, von dem sich Lene vorgestern am Stadthaus verabschiedet hatte. Breitspurig schritt er auf die Tür zum Schankraum zu.
    Klaus ließ seinen letzten Apfel fallen und lief mit Geheul in die Küche, als der Fremde näher kam. Der achtete nicht einmal darauf.
    Groß und

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