Die Schule der Spielleute
breit trat Burkhard aus der Küche dem Fremden entgegen. ťGott segne Euch, Platzmeister.Ť Das klang nicht nach freudigem Willkommen. Alheit stellte sich an die Tür, um zu lauschen.
Der Platzmeister erwiderte den Gruß. ťWohnt ein Jude namens Israel ben Abraham bei dir?Ť
ťDer ist grad da drin. Warum?Ť
ťWohnt er bei dir?Ť
Burkhard schüttelte den Kopf. ťDer kommt immer nach dem Frühstück und geht abends vor dem Essen. Ist halt nicht koscher bei mir.Ť
Der Platzmeister machte einen Schritt auf die Tür zu. Zögernd hob Burkhard die Hand, um ihn aufzuhalten.
ťIch will mir den Kerl einmal ansehen.Ť Damit schob der Platzmeister den Wirt beiseite, öffnete die Tür einen Spalt und schaute hinein.
Musik wehte in den Hof.
ťDer mit der GuiterneŤ, sagte Burkhard. Offenbar hatte der Platzmeister ihn etwas gefragt.
Und der Wirt kannte einen Namen für das Instrument mit dem merkwürdig gebogenen Hals, über das sich Alheit am ersten Tag gewundert hatte.
Ehe sie dafür eine Erklärung fand, hatte der Platzmeister die Tür wieder geschlossen. ťHast du einen zuverlässigen Knecht?Ť
ťMeinen Klaus.Ť
Der Platzmeister winkte ärgerlich ab. ťEinen gescheiten. Ich muss wissen, wo der Kerl hingeht, wenn er dein Haus verlässt.Ť
Burkhard hielt die Hand auf.
Was der Platzmeister hineinlegte, schien ihn zufriedenzustellen, denn er sagte: ťIch schicke Euch einen Boten.Ť
ťDanke.Ť
Ein Geräusch hinter Alheit lenkte sie von dem Geschehen im Hof ab. Auf den ersten Blick war niemand in der Schlafkammer zu sehen. Alheit trat ein, ließ die Tür weit offen, damit genügend Licht hineinfiel. Im Raum regte sich nichts, aber draußen vor dem Fenster
Dort konnte niemand sein, höchstens die Katze. Trotzdem durchquerte Alheit den Raum und schaute durch das kleine, mit dünnem Pergament verschlossene Fenster.
Dahinter lag ein niedriges Dach, das in einen benachbarten Hof abfiel. Auf dem First stolzierte der rote Kater mit erhobenem Schwanz. War da nicht noch eine andere verstohlene Bewegung in der Nähe des Schlotes? Etwas Graues, größer als der Kater?
Unwillig schüttelte Alheit den Kopf. Sie sah Geister am helllichten Tag.
Meister Wolfram schaute seine Schüler herausfordernd an. Er hatte ihnen ein Tanzstück vorgespielt, das es in sich hatte. Franz brauchte eine Weile, bis er das Stück auf der Laute nachspielen konnte. Er hörte genau auf Elbelin, der ebenfalls zupfte und meist schneller begriff als er. Außerdem wünschte er sich seine Drehleier herbei. Die hatte die richtige Lautstärke für Tanzmusik.
Elbelin sprach es aus: ťIst das nicht ein Stück für laute Instrumente?Ť
Meister Wolfram sah erstaunt auf vielleicht schien es auch nur so wegen seiner Augengläser. ťSo etwas haben doch gar nicht alle.Ť
ťDoch, gewissŤ, antwortete Elbelin. Franz und einige andere in der Runde nickten.
ťBär hört gutŤ, sagte Tamas, ťmuss ich nicht laut spielen.Ť
Doch Elbelin und Gottfrid waren schon aus dem Saal gelaufen.
Robert Piper hoffte anscheinend, sich mit schrillen Tönen durchzusetzen. Marjorie und Katherine steckten die Köpfe zusammen, wurden sich aber offenbar nicht einig. Die Tochter lief nach draußen, obwohl die Mutter versuchte, sie daran zu hindern.
Franz folgte ihr voller Vorfreude. Hinter ihm machte sich auch Meister Wolfram auf den Weg, verbissen wie ein Ritter, der in einen schweren Kampf zieht.
Als sie zurückkehrten, trug Katherine Alheits Schalmei in den Händen wie einen Siegespreis. Franz fragte sich, wie ihr das wohl gelungen war.
Wolfram brachte einen offensichtlich schweren Kasten mit. Als er ihn öffnete, kam ein Portativ mit Metallpfeifen zum Vorschein. Franz pfiff durch die Zähne. Robert lief gleich hinzu, schaute sich alles genau an und stellte viele Fragen. Meister Wolfram antwortete kurz angebunden. ťSchwer ist das Ding jedenfalls.Ť
ťAber schönŤ, schwärmte Elbelin und strich über das Holzgehäuse. ťSpielst du uns den Tanz bitte einmal vor?Ť
Wolfram schien zu zweifeln, ob der Junge es ernst meinte oder ihn verspotten wollte, doch dann setzte er sich zurecht, nahm sein Instrument auf den Schoß und spielte. Die Pfeifen klangen scharf, wenn auch nicht laut genug, um Dudelsack und Schalmei zu übertönen.
Meister Wolfram hatte offenbar genaue Vorstellungen, wie die Musik klingen musste, und teilte die Gruppe auf.
Tamas, Robert und Marjorie eröffneten den Tanz, dann begann Katherine ihren seltsamen Gesang. Bis zu dieser Stelle konnte auch Israel noch
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