Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bonn
Vom Netzwerk:
sie dort, am Nordostende der Stadt, eine besondere Freude erwartete. In der Tat hörten sie bald Musik und fröhlichen Lärm, der umso lauter wurde, je näher sie der Judengasse kamen. Doch ehe sie die Quelle dieser Klänge erreicht hatten, wurden sie von einem Wächter mit der Hellebarde aufgehalten. ťBleibt da wegŤ, gebot er. ťGute Christen haben beim Gelage der Juden nichts verloren.Ť
    Elbelin wies auf Gottfrids Schalmei. ťWir sind Spielleute und
    Ť
    Der Wächter schob sie mit dem Schaft der Hellebarde zurück. ťIch weiß, anscheinend besteht gerade die ganze Stadt aus euch Lumpenpack. Aber hier kommt keiner von euch vorbei. In den Fasten wird nicht zum Tanz aufgespielt.Ť
    Gottfrid und Elbelin sahen einander an. ťDort ist doch MusikŤ, wandte Gottfrid ein.
    ťDann brauchen sie euch auch nicht.Ť Der Wächter trat einen weiteren Schritt nach vorn.
    ťAber wir brauchen das Geld.Ť Elbelin schaute ihn kläglich flehend an.
    ťVerschwindet.Ť
    ťHartherziger HundŤ, murmelte Elbelin, gerade so laut, dass der Wächter ihn noch hören konnte. Dann zogen die beiden ohne weitere Widerworte davon.
    Als sie den Wilden Mann erreichten, blieb ihnen nur noch wenig Zeit, das Stück einmal zu spielen, das sie hätten üben sollen.
    ťUnd, wo ist Israel?Ť, fragte Alheit.
    Gottfrid zuckte die Schultern. ťOh, die Juden feiern ein großes GelageŤ, erklärte Elbelin. ťDa wird er wohl dabei sein.Ť
    ťEin Gelage? Wieso das?Ť, wollte Katherine wissen.
    ťDas tun sie immer um diese JahreszeitŤ, erklärte Alheit. Auf diesen Gedanken hätte sie schon früher kommen können. ťDas ist so ähnlich wie die Fastnacht für uns Christen.Ť
     
    Franz wanderte noch eine Weile durch die Stadt. Fröhlicher Lärm lockte ihn nach Norden, zur Judengasse. Zwar verwehrten ihm Wächter, die das Lilienwappen der Herren von Dalberg trugen, den Zugang, aber er blieb in der Nähe und hörte der ausgelassenen Feier zu. Ein paar Melodiefetzen setzen sich in seinem Kopf fest, die er im Lauf des Sommers sicher brauchen konnte.
    Erst spät am Nachmittag kehrte er in den Wilden Mann zurück. Aus dem Schankraum hörte er keine Musik mehr. Vorsichtig ging er hinein, gerade rechtzeitig zu Meister Wolframs abschließendem Spruch: ťSingt dem Herrn ein neues Lied, singt dem Herrn alle Welt. Amen.Ť
    Aus der Küche drangen bereits verführerische Düfte, Klaus mit dem Kessel und der Kelle konnte nicht mehr weit sein.
    Elbelin und Gottfrid begannen eine fingierte Rauferei. Das lange Stillsitzen behagte ihnen nicht. Kopfschüttelnd blieb Meister Wolfram eine Weile bei ihnen stehen, als wagte er nicht vorbeizugehen. Doch dann bückte er sich steif, um etwas vom Boden aufzuheben, und verließ den Raum.
    Tamas tastete seinen Gürtel ab. ťWo ist mein Schlüssel?Ť, fragte er ins Leere und durchsuchte seine Beutel, dann die Lederhülle für die Fidel.
    ťWas suchst du?Ť, fragte Franz.
    ťSchlüssel für Stall. Bär muss tanzen.Ť
    Franz schluckte. Es behagte ihm gar nicht, dass ausgerechnet dieser Schlüssel verschwunden war. ťHat ihn vielleicht Lene?Ť
    Tamas zuckte die Achseln. ťLene nicht da. Hat Bär gefüttert heute Morgen.Ť
    ťKomm, wir schauen in unserem Schlafraum nach.Ť Ein unruhiger Bär hinter einer dünnen Holztür war Franz noch unheimlicher als der Schlüssel zu dieser Tür in den falschen Händen. Er ging dem Ungarn eilig voran die Treppe hinauf. Dann zögerte er jedoch, dessen Bündel zu durchwühlen.
    Tamas kam in gemächlicherem Schritt herein und griff zielsicher in den linken Stiefel, der neben Lenes Lager stand. Breit grinsend hob er den Schlüssel hoch. ťLene macht immer, wenn ich finden muss.Ť Er summte das zuletzt gelernte Lied vor sich hin und ging hinunter in den Stall.
    Franz hatte keine Eile, ihm zu folgen. Von draußen hörte er Robert über den Hof rufen: ťUnd, wo war er?Ť
    ťLinke Schuh von LeneŤ, antwortete Tamas fröhlich.
    Franz lauschte, ob er die Stalltür gehen hörte. Vielleicht wartete er lieber, bis Alheit ihn zum Essen holte. Die jungen Leute verspotteten ihn immer, weil er sich vor dem Bären fürchtete, mit dem es sogar die zierliche Lene aufnahm. Aber Franz konnte nicht dagegen an, er war Spielmann und kein Jäger. Es war sein Stolz, dass die Leute wegen seiner Musik zusammenliefen, nicht, weil er ein possierliches oder gefährliches Tier mit sich führte.
    MITTWOCH NACH REMINISCERE – ST. MATTHIAS’ TAG
    Der Bär lag auf seiner Streu und schlief, auf der Seite zusammengerollt fast wie ein Mensch.
    Langsam

Weitere Kostenlose Bücher