Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
»Damit wir alle Details beisammen haben. Ich nehme unser Gespräch auf, es ist wichtig, dass uns nichts entgeht… Ihre Tochter, sagten Sie?«
Frau Peerenkaas nickte.
»Ester, ja. Unsere Tochter, sie wohnt hier in Maardam… in der Meijkstraat. Mein Mann und ich wohnen in Willby. Ester ist verschwunden, deshalb sitze ich hier. Wir haben seit einer Woche keinen Kontakt mehr zu ihr herstellen können, mein Gott, Sie müssen uns helfen…«
Sie brach ab und faltete die Hände über der Handtasche. Ihre dünnen Nasenflügel zitterten unruhig. Sammelmerk war klar, dass ganz dicht unter der kontrollierten Oberfläche Panik schwamm.
»Wann haben Sie das letzte Mal mit ihr gesprochen?«, fragte sie.
»Am Montag. Letzten Montag. Wir haben miteinander telefoniert… dann wollten wir am Mittwoch Kontakt aufnehmen, es ging um ein Weihnachtsgeschenk, das Ester in einem Geschäft hier in Maardam für mich umtauschen wollte… eine Suppenterrine, wir sammeln eine Serie, mein Mann und ich, aber es war nicht das richtige Teil, das wir zu Weihnachten bekommen haben, deshalb haben wir… ja, Ester wollte jedenfalls zu Messerling’s gehen und versuchen, das richtige Modell zu finden, und dann wollten wir am Mittwoch telefonieren…«
»Ich verstehe«, sagte Sammelmerk und machte sich Notizen. »Was arbeitet Ihre Tochter?«
»Sie arbeitet in der Verwaltung des Gemejnte Krankenhauses… kümmert sich um die Finanzen und so. Sie ist sehr tüchtig, ist jetzt seit fast fünf Jahren dort… Ich habe dort natürlich auch angerufen und nachgefragt. Sie war seit Dienstag nicht bei der Arbeit.«
»Und die wussten auch nicht, wo sie ist?«
»Nein. Sie war vier Arbeitstage nicht gekommen, ohne sich zu melden… das ist noch niemals vorgekommen… noch nie während der fünf Jahre.«
»Wen haben Sie sonst noch kontaktiert?«
»Niemanden«, gab Frau Peerenkaas mit leiser Stimme zu. »Ester wohnt allein, wir kennen ihren Freundeskreis nicht besonders gut… sie war früher mal verheiratet, aber das ist eine schreckliche Geschichte… die brauchen wir doch wohl nicht durchzugehen?«
Sammelmerk überlegte schnell.
»Das müssen Sie entscheiden«, sagte sie dann. »Wenn Sie sicher sind, dass es nichts mit ihrem Verschwinden jetzt zu tun hat, dann ist es natürlich nicht nötig, damit Zeit zu verschwenden.«
Clara Peerenkaas sah aus, als würde sie zögern, entschied sich dann aber dafür, dieses Thema nicht auszuweiten.
»Haben Sie in ihrer Wohnung vorbeigeschaut?«, fragte Sammelmerk.
Clara Peerenkaas holte hastig tief Luft.
»Nein«, sagte sie. »Wir sind vorbeigefahren und haben geklingelt, mein Mann und ich. Aber sie war nicht zu Hause… wir haben keinen Schlüssel für ihre Wohnung. Und es war auch kein Licht bei ihr, das konnten wir von der Straße aus sehen.«
»Wann?«, fragte Sammelmerk. »Wann waren Sie da?«
»Ungefähr vor zwei Stunden.«
»Wo ist übrigens Ihr Mann jetzt?«
»Bei seinem Arzt. Für einige Kontrolluntersuchungen, wir hatten sowieso geplant, heute nach Maardam zu fahren. Wir wollen anschließend bei Kraus Mittag essen, wenn nicht…«
Der Rest des Satzes blieb in der Luft hängen. Inspektorin Sammelmerk saß eine Weile schweigend da und betrachtete ihre Notizen. Nun ja, dachte sie, deshalb läuft ja das Tonbandgerät.
»Und Sie können sich nicht denken, was passiert sein kann?«
Clara Peerenkaas schüttelte den Kopf.
»Überhaupt nicht?«
»Nein. Wir haben Ester ja zu Weihnachten gesehen, und da war alles wie immer… sie war fröhlich und positiv eingestellt, genau wie immer. Dann ist sie auf die Kanarischen Inseln geflogen. Und letzten Sonntag zurückgekommen.«
»Und so etwas ist noch nie vorher vorgekommen? Dass sie abgetaucht ist… aus irgendeinem Grund?«
»Nie. Nicht einmal während ihrer Scheidung… das sieht Ester überhaupt nicht ähnlich.«
»Gibt es einen Mann in ihrem Leben?«
Frau Peerenkaas klapperte ein paar Mal mit den Augenlidern, bevor sie antwortete.
»Wahrscheinlich. Aber sie hat keine feste Beziehung, das würde ich wissen… in ihrer Ehe hat sie sich die Finger verbrannt, sie ist sicher vorsichtiger als die meisten anderen, was eine Bindung betrifft… inzwischen, meine ich.«
»Verstehe«, sagte Sammelmerk. »Haben Sie ein Foto von Ihrer Tochter, das Sie für ein paar Tage entbehren können? Es ist jetzt noch nicht die Zeit für eine Suchmeldung, aber falls es dazu kommt, brauchen wir natürlich ein Foto.«
Clara Peerenkaas zog einen Umschlag aus der Handtasche und
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