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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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mit drei (oder vier, wenn man Baasteuwels noch dazurechnete) ungelösten Morden dazusitzen –, ja, das war jedenfalls nichts, mit dem man herumprahlen konnte.
    Wenn man es mit anderen Berufsgruppen vergleichen wollte, so war es wohl ungefähr so wie ein Taxifahrer, der nie die richtige Adresse fand (oder zumindest viermal hintereinander falsch fuhr).
    Ein Klempner, dem es nie gelang, irgendeine Tür zu öffnen, oder ein Bauer, der vergaß zu säen.
    Verdammte Scheiße, dachte Hauptkommissar Reinhart und holte den Auflauf heraus, obwohl er erst lauwarm war, wir müssen zusehen, bei diesem verdammten Würger weiterzukommen.
    Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass er es wieder tut.
    Absolut nicht ausgeschlossen.

31
    Als Inspektorin Moreno durch die dunkle, solide Haustür in Booms, Booms & Kristevs Anwaltsbüro in der Zuyderstraat trat, spürte sie plötzlich einen Stich von Minderwertigkeitsgefühl.
    Was auch nicht besser wurde, als sie mit Hilfe einer verhaltenen Sekretärin in Tweed in Anna Kristevas Zimmer geführt wurde (mit drei Fenstern auf die Straße hinaus und schweren alten Wanderlinck-Möbeln, die vermutlich ungefähr so viel kosteten, wie Moreno in einem Jahr verdiente) und in einem Ledersessel in der Größe eines ordinären Kleinwagens versank.
    Und es half auch nichts, dass Anna Kristeva, als sie zehn Minuten verspätet auftauchte, sich als eine Frau ihres Alters herausstellte. Moreno machte sich nicht die Mühe, noch eine ökonomische Analyse ihrer Garderobe vorzunehmen – das war nicht nötig. Die Positionen waren bereits klar.
    Sie schälte sich aus dem Sessel und schüttelte ihr die Hand.
    »Ewa Moreno, Kriminalinspektorin.«
    »Anna. Ich weiß. Entschuldigung, dass Sie warten mussten. Aber wir können uns eigentlich duzen, oder?«
    Das Klima wurde ein wenig angenehmer.
    »Möchtest du einen Sherry? Ich glaube, ich selbst brauche jedenfalls einen.«
    Sherry?, dachte Moreno, und die alten Positionen waren wieder hergestellt.
    »Ja, danke«, sagte sie. »Warum wolltest du nicht mit einem männlichen Beamten reden?«
    Anna Kristeva antwortete nicht sofort. Sie öffnete stattdessen einen Eckschrank aus Rosenholz mit Intarsieneinlage. Holte eine große Sherrykaraffe heraus und schenkte etwas in zwei blaugetönte Gläser mit hohem Fuß. Ließ sich in dem anderen Monstersessel nieder und seufzte hörbar.
    »Zum Wohle«, sagte sie. »So ein Mist! Es beunruhigt mich… es beunruhigt mich ziemlich, das musst du wissen.«
    Ewa Moreno nippte an ihrem Glas, Anna Kristeva leerte ihres in einem Zug.
    »Ja, apropos männliche Polizei«, sagte sie. »Du wirst meine Gründe verstehen… es wäre nicht besonders witzig, hier zu sitzen und das alles einem Typen mit… traditionellen Geschlechterrollenvorstellungen zu erzählen.«
    »Ja?«, sagte Moreno. »Also, du weißt, dass ich wegen Ester Peerenkaas hier bin… und wegen der Frage, was wohl mit ihr passiert sein kann. Aber ich glaube, am besten erzählst du von Anfang an.«
    Anna Kristeva erzählte von Anfang an.
    Es dauerte eine Weile. Eine halbe Stunde und ein weiteres Glas Sherry genauer gesagt, und Moreno musste sich eingestehen, dass es eines der interessantesten Gespräche war, die sie seit langem geführt hatte.
    Zumindest zu Anfang. Dass es derartige Ansichten und Lösungsmodelle für die Geschlechterproblematik geben könnte, auf die Idee war sie nie gekommen. Anna Kristeva berichtete ausführlich, wie sie und Ester Peerenkaas vorgingen, seit sie vor vier Jahren diese Idee mit den Anzeigen gehabt hatten. Über die Auswahlprozedur. Über die Spannung vor den Treffen. Über die Ausbeute (das Ergebnis sozusagen) und über all diese verschiedenen Männer, über die frau also auf diese Art eine Art Kontrolle hatte.
    Möglicherweise war es nur die Illusion einer Kontrolle, aber das war unwichtig, meinte Anna Kristeva, das ganze Leben war ja vielleicht nichts als eine Illusion.
    Und natürlich auch über die Kehrseiten. Darüber, dass es nie so richtig ernst wurde. Darüber, dass man jemanden verletzen konnte.
    Und darüber, dass die Voraussetzung dafür, sich auf so etwas einzulassen, natürlich war, dass frau beschlossen hatte, allein zu leben. Ein für alle Mal.
    »Obwohl man das natürlich nie so endgültig sagen kann«, stellte Anna Kristeva fest und zündete sich ein dünnes Zigarillo an.
    »Du denkst an deinen Piloten?«, fragte Moreno, bekam aber nur ein kurzes, schwer deutbares Lachen zur Antwort.
    Oh ja, nachdem die Karten auf dem Tisch lagen, begriff

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