Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
hätte inzwischen tapezieren und eine neue Küche einrichten können, wenn es notwendig gewesen wäre.«
»Nun ja«, brummte Baasteuwel. »Auf jeden Fall glaube ich, es ist der Gleiche wie bei mir. Er hat auch in Wallburg keinen Fingerabdruck hinterlassen, aber da brauchte er nicht so genau zu sein. Er hatte die Finger vermutlich nur auf ein paar Türgriffe und ein Glas gepackt…«
»Und um ihren Hals«, warf Reinhart ein.
»Um den auch, ja«, stimmte Baasteuwel zu. »Nicht zu vergessen. Du bist doch auch der Meinung, dass es der gleiche Teufel ist, mit dem wir es zu tun haben?«
»Auf jeden Fall ist es von Vorteil, nur nach einem Wahnsinnigen statt nach zweien suchen zu müssen«, erklärte Reinhart.
Baasteuwel nickte wieder.
»Was war das für ein Name, von dem du geredet hast? Kerran… oder wie war er noch?«
»Benjamin Kerran«, sagte Reinhart und holte voller Frustration tief Luft. »Ja, es ist möglich, dass er sich so genannt hat, aber das ist bis jetzt noch eine ziemliche Spekulation.«
»Der Name sagt mir nichts«, musste Baasteuwel zugeben. »Ich fürchte, du musst mich da ein wenig aufklären.«
»Mit Vergnügen«, sagte Reinhart und zündete seine Pfeife an. »Benjamin Kerran ist eine literarische Mörderfigur in einem obskuren englischen Krimi aus den Zwanzigern. Das Mädchen Kammerle hat den Namen auf einem Notizblock aufgeschrieben… und es ist so, dass wir keinen einzigen lebenden Menschen mit diesem Namen finden konnten.«
»Merkwürdig«, sagte Baasteuwel.
»Sehr merkwürdig«, bestätigte Reinhart. »Nun ja, es ist wie gesagt nur eine Idee, aber es ist schon ein merkwürdiger Kerl, mit dem wir es hier zu tun haben, so viel ist klar. Warum zum Beispiel hat er dem Mädchen die Beine abgesägt, kannst du mir das erzählen?«
»Weiß ich nicht«, sagte Baasteuwel.
»Warum lag die Mutter unter dem Bett und das Mädchen draußen am Meer, vielleicht kannst du mir das wenigstens erklären?«
»Merkwürdig«, wiederholte Baasteuwel. »Und sie sind gleichzeitig ermordet worden?«
»Im Großen und Ganzen ja, soweit wir das beurteilen können. Das lässt sich nicht genau feststellen… aber es ist doch schon sonderbar, wenn er wirklich beide bei sich zu Hause umgebracht und dann nur die Tochter versteckt hat.«
»War er mit der Mutter zusammen?«
»Ist wohl anzunehmen.«
»Und die Tochter?«
»Was meinst du?«, fragte Reinhart.
»Nichts«, sagte Baasteuwel. »Ich meine gar nichts.«
»Ich weiß schon zu gut, was du meinst«, sagte Reinhart.
Er nahm einen tiefen Zug und ließ eine Rauchwolke über dem Schreibtisch aufsteigen.
»Ich weiß es zu schätzen, dass man in deinem Zimmer paffen darf«, sagte Baasteuwel. Er drückte eine Zigarette aus und holte eine neue hervor. Reinhart hob verwundert eine Augenbraue.
»Du willst doch damit wohl nicht sagen, dass bei dir Rauchverbot herrscht?«
»Doch, natürlich«, sagte Baasteuwel. »Das ganze Polizeirevier ist seit zwei Jahren rauchfreie Zone.«
»Oh Scheiße«, sagte Reinhart mitleidsvoll. »Und wie löst du diese Gleichung?«
»Ach, das ist gar nicht so schwer, wie es sich anhört«, beruhigte Baasteuwel ihn. »Ich rauche einfach.«
»Genial«, sagte Reinhart.
Irene Sammelmerk betrachtete die Frau, die sich gerade auf der anderen Seite des Schreibtisches hingesetzt hatte.
Zwischen sechzig und fünfundsechzig, schätzte sie. Sehr gepflegt. Platinblond, Haar (oder Perücke) im Pagenschnitt, Mantel mit Pelzkragen und braune, halbhohe Stiefel aus einem Material, das höchstwahrscheinlich Kalbsleder war. Die passende Handtasche auf dem Schoß. Glatte Züge und sparsames Make-up.
Wenn sie nicht von der Unruhe wie von einer Wolke umgeben wäre, könnte sie glatt als Präsidentengattin bei einem offiziellen Fototermin durchgehen, dachte Sammelmerk. Oder als alternder Filmstar.
»Willkommen«, sagte sie. »Möchten Sie etwas trinken?«
Die Frau schüttelte den Kopf.
»Ich denke, wir fangen ganz vorn an. Mein Name ist Irene Sammelmerk, ich bin Kriminalinspektorin. Sie heißen also Clara Peerenkaas, wollen Sie so gut sein und mir erzählen, warum Sie gekommen sind?«
Clara Peerenkaas befeuchtete ihre Lippen und schob die Handtasche zurecht.
»Es geht um meine Tochter, um sie geht es… ich habe das meiste ja schon einem anderen Polizeibeamten am Telefon erzählt. Ich kann mich nicht mehr dran erinnern, wie er hieß, aber vielleicht wissen Sie… ?«
»Könnten Sie so gut sein und mir alles noch einmal erzählen?«, bat Sammelmerk.
Weitere Kostenlose Bücher