Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
seinen Beruf?«
»Nein.«
»Seine Kleidung?«
»Nein.«
»Sein Alter oder sein Aussehen?«
»Nichts. Aber du kannst sicher sein, dass er gut aussieht. Ester ist ziemlich wählerisch in dieser Beziehung.«
»Und dieses Treffen in der letzten Woche, über das weißt du nichts? Außer dass es stattfinden sollte.«
Anna Kristeva überlegte und betrachtete ihre sorgfältig manikürten Fingernägel.
»Nein. Sie hat nur gesagt, dass sie sich treffen würden und dass sie sich darauf freue.«
»Warum hat sie überhaupt etwas davon erwähnt, wenn sie befürchtete, dass du eifersüchtig sein könntest?«
Anna Kristeva zuckte mit den Schultern.
»Ich habe ihr erzählt, dass ich ganz zufrieden mit Gordon bin… diesem Piloten, weißt du… ja, so etwas in der Richtung habe ich wohl gesagt. Ich war nicht mehr wütend auf sie, das war auch der Grund, warum ich sie angerufen habe. Ich dachte wohl…«
»Ja?«, fragte Moreno, als keine Fortsetzung kam.
»Ich dachte wohl, dass ich etwas überreagiert hätte. Ich wollte die Wogen wieder glätten und unsere Beziehung verbessern, mehr nicht.«
»Und ist das geglückt?«
Anna Kristeva lachte etwas gequält.
»Ich denke schon. Wir haben ausgemacht, uns am Wochenende zu treffen… am vergangenen. Wir hatten noch nichts fest verabredet, wollten voneinander hören, aber ich fand, jetzt war sie mal dran anzurufen, und ich… ja, ich war auch zum Teil mit Gordon beschäftigt.«
»Wann habt ihr miteinander geredet? Ich meine, an welchem Tag?«
»Sonntag letzter Woche. Abends, sie war nachmittags von Fuerteventura zurückgekommen.«
Moreno machte sich Notizen und überlegte, ob es noch weitere Fragen zu klären gab.
Ihr fielen keine mehr ein. Sie bedankte sich bei Anna Kristeva, dass sie ihre Zeit in Anspruch hatte nehmen dürfen, und verließ die Anwaltskanzlei.
Sie machte das mit etwas anderen Gefühlen, als sie gekommen war. Was sie eigentlich von Anna Kristeva hielt – als Frau und Mensch –, das konnte sie schwer sagen, aber dieser Anfall von Unterlegenheitsphobie, den sie gehabt hatte, als sie angekommen war, der war auf jeden Fall wie weggeblasen.
Ist es einfach so, dass sie mir Leid tut?, fragte sie sich, als sie wieder auf der Straße stand. Oder sogar alle beide? Anna Kristeva und Ester Peerenkaas und ihr artifizielles Liebesleben?
Ja, das konnte schon sein.
Was die junge Frau Peerenkaas betraf, so gab es vielleicht einen besonders großen Grund für ihr Mitleid.
Wenn sie alle beunruhigenden Zeichen richtig deutete.
Am Donnerstag, den 19. Januar, neun Tage nachdem Ester Peerenkaas zum letzten Mal lebend gesehen worden war, drang die Maardamer Polizei in ihre Wohnung in der Meijkstraat ein. Verantwortlich für diese Aktion – die in aller Eile angeordnet worden war – war Inspektor Rooth, da Inspektorin Moreno – in aller Eile – andere Arbeitsaufgaben bekommen hatte, angeordnet von niemand anderem als dem Polizeipräsidenten Hiller selbst.
Rooth wurde begleitet von Inspektorin Sammelmerk sowie zwei Freundinnen von Frau Peerenkaas, mit denen man am vergangenen Tag in Kontakt gewesen war: Anna Kristeva und Karen deBuijk.
Bevor er den Hausmeister die grün lackierte Tür mit seinem Hauptschlüssel öffnen ließ, hockte Rooth sich hin und rief durch den Briefschlitz. Gleichzeitig registrierte er, dass ein ganzer Stapel von Postsendungen auf dem Boden des Flurs lag, woraus er schnell den Schluss zog, dass die Wohnungsinhaberin mit größter Wahrscheinlichkeit seit einigen Tagen nicht mehr daheim gewesen war.
Er richtete sich wieder auf und gab dem Hausmeister – einem schlaksigen, blonden Mann mit schläfrigen Augen und einer ausgegangenen Zigarettenkippe im Mundwinkel – ein Zeichen, die Tür aufzuschließen.
»Nun mal langsam mit den jungen Pferden!«, befahl er anschließend, als die Tür offen und der Blonde verschwunden war. »Jetzt ziehen wir uns erst mal die Schuhe aus und schleichen wie nackte Indianer herum.«
Nackte?, dachte Sammelmerk. Warum
nackte
Indianer?
Aber sie fragte lieber nicht. Hauptkommissar Reinhart hatte ja angedeutet, dass der Inspektor manchmal etwas wunderlich war.
»Wir wissen nicht, was uns da drinnen erwartet«, fuhr Rooth fort, »aber wir müssen uns auf das Schlimmste gefasst machen. Es ist wichtig, dass nichts angerührt wird.«
»Oh Gott«, sagte Karen deBuijk. »Ich möchte lieber nicht dabei sein.«
»Du bist schon mitten drin«, sagte Anna Kristeva. »Je eher du das einsiehst, umso besser.«
Rooth trat in den
Weitere Kostenlose Bücher