Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
welche. Amos Brugger… klingelt in deinem hübschen Köpfchen nicht eine kleine Glocke, wenn du den Namen hörst?«
Moreno ignorierte das Kompliment und versuchte, auf gewisse Glocken zu lauschen. Es vergingen fünf Sekunden; Reinhart starrte sie die ganze Zeit an, als wollte er alles tun, was in seiner Macht stand, um ihr auf die Sprünge zu helfen.
»Nein«, sagte sie schließlich. »Ich höre nicht das kleinste Klingeling.«
»Verdammte Scheiße«, wiederholte Reinhart. »Das hier stinkt nach Entendreck, wie meine Mutter immer zu sagen pflegte.«
Er schob das Sandwich zur Seite und zündete sich stattdessen die Pfeife an.
32
Nach der Durchsicht von Ester Peerenkaas’ Wohnung in der Meijkstraat spazierten Rooth und Sammelmerk zum Café Renckmann an der Ecke zur Willemsgraacht. Die Freundinnen Kristeva und deBuijk hatten sie abgeschüttelt, und, wie Rooth meinte, konnten sie etwas im Magen gebrauchen und eine ruhige Minute, um die Eindrücke zusammenzufassen.
Irene Sammelmerk hatte etwas Probleme zu verstehen, welche Eindrücke er wohl meinte, aber sie machte gute Miene zum bösen Spiel und ging mit.
»Ja, also«, meinte Rooth, nachdem sie einen Platz gefunden hatten. »Das hat ja nicht viel gebracht.«
»Nein«, stimmte Sammelmerk zu. »Aber zumindest wissen wir nun, dass nichts bei ihr daheim passiert ist. Es sah alles sehr ordentlich aus, fand ich.«
»Fast wie bei mir zu Hause«, stellte Rooth fest. »Aber dass die Damen nicht mal ein fremdes Haar gefunden haben… ja, das muss wohl bedeuten, dass sie in letzter Zeit keinen Besuch hatte. Oder was sagt deine weibliche Intuition?«
»Stimmt wohl«, nickte Sammelmerk. »Aber sie war ja auch selbst nicht zu Hause… seit Dienstag letzter Woche. Meine linke Hirnhälfte sagt mir, dass da was nicht stimmt.«
Inspektor Rooth war plötzlich äußerst beschäftigt mit einem Kopenhagener und gab keine Antwort.
»Wir sollten mal in dieses Restaurant fahren«, fuhr Sammelmerk fort… Keefer’s, meine ich. Es kann ja sein, dass sich dort jemand erinnert, obwohl schon mehr als ein Monat vergangen ist. Oder haben wir andere Anweisungen?«
Rooth schüttelte nur den Kopf und kaute weiter.
»Das ist doch der einzige Platz, von dem wir sicher wissen, dass sie dort mit diesem Brugger gewesen ist… obwohl ich nicht so recht weiß. Du bist schon länger mit der Sache beschäftigt, entscheide du.«
Rooth schaute auf die Uhr und schluckte.
»Das ist keine dumme Idee«, sagte er. »Wenn wir hier noch eine Weile sitzen, dann schaffen wir es zum Mittag bei Keefer’s. Die machen ein Zigeunersteak, das nicht zu verachten ist, wie ich gehört habe… und Reinhart gefällt es, wenn wir selbst die Initiative ergreifen.«
Womit die Sache beschlossen war.
»Brugger?«, fragte Münster. »Nein, da kommen mir keine Assoziationen. Leider.«
»Mir auch nicht«, stellte Inspektor Krause fest und sah für einen Augenblick aus, als wäre er bei einer Prüfung durchgefallen. »Amos Brugger, ist das richtig?«
»Ja«, seufzte Reinhart. »So hieß er offenbar. Und es gibt keinen in der ganzen Stadt, soweit wir wissen… nun ja, er kann ja auch von außerhalb sein, aber das nenne ich wirklich ein blind date! Krause, könntest du in weiteren Kreisen nach dem Namen forschen… damit wir wissen, ob nicht vielleicht doch noch einer in der Peripherie auftaucht?«
»Ich werde es versuchen«, versprach Krause und verließ das Zimmer.
Münster wartete, bis er die Tür geschlossen hatte. »Warum machst du dir solche Mühe mit dieser Vermisstenmeldung?«, fragte er. »Ich dachte, wir hätten andere Prioritäten?«
Reinhart schnaubte und rührte einmal in den Papierstapeln auf seinem Schreibtisch herum.
»Prioritäten? Meinst du Surhonen? Oder meinst du, wir sollten jeden verfluchten Stein im Kammerle-Gassel-Fall noch einmal umdrehen? Oder worauf willst du hinaus?«
»Ich weiß auch nicht«, sagte Münster und stand auf. »Ich glaube, es ist das Beste, wenn ich dich allein lasse. Du erscheinst mir etwas prämenstruell, wenn du entschuldigst, dass ich dir das sage.«
»Ach, fahr doch zur Hölle«, sagte Reinhart und schaute sich nach einer Waffe um, aber Münster war schon auf dem Flur verschwunden.
Der Abstand zwischen Café Renckmann und Keefer’s Restaurant in der Molnarstraat betrug nicht mehr als dreihundert Meter, aber da es angefangen hatte zu regnen, nahmen sie den Wagen. Sie mussten trotzdem noch um einige Ecken im Nieselregen laufen, es war Mittagszeit und wie üblich kein
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