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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Grund hatte, ein stilles Gebet zu sprechen.
    Ein Gebet, dass zumindest das hier klappen möge. Dass nicht alle ausgeworfenen Köder als leere Haken aus der Tiefe wieder heraufkommen würden. Winnifred Lynch räusperte sich und zog ein Papier aus ihrer Schultertasche.
    »Ich habe es aufgeschrieben«, sagte sie und lächelte dabei entschuldigend. »Obwohl das natürlich gar nicht notwendig war.«
    Er faltete die Hände. Er hatte schon bessere Einleitungen gehört.
    »Schieß los«, ermahnte er sie.
    Sie studierte einen Moment lang, was sie geschrieben hatte.
    »Es sieht langsam nach etwas aus«, sagte sie. »Nein, wirklich. Obwohl du wohl derjenige bist, der den Wert des Ganzen beurteilen muss.«
    »Soweit ich es kann..«
    »Nun, es gibt so viele Zeugen, dass es genügen wird.«
    »Fang schon an, erspar uns die Einleitung.«
    »In Ordnung. Zum Ersten scheint das mit Wallburg zu stimmen. DeFraan hat dort an vier Tagen im Juni 1999 an einem Symposium teilgenommen, da kann er also problemlos die Frau getroffen haben.«
    »Ausgezeichnet«, konstatierte Van Veeteren und spielte mit dem Zigarettendrehapparat. Spürte, dass der Puls in seinen Halsadern deutlich schneller wurde.
    »Zum Zweiten habe ich ein paar Fingerabdrücke besorgt. Ich habe ein paar Sachen von seinem Schreibtisch genommen… ein paar Bücher, einen Teebecher, ein paar Plastikmappen. Ich habe sie vor ein paar Stunden auf dem Revier abgeliefert.«
    Sie müsste eine Gratifikation kriegen, dachte Van Veeteren. Wenn das hier klappt, werde ich persönlich aus Hiller einen Tausender herauskitzeln.
    »Ja, und zum Dritten hat mir mein armer Göttergatte etwas erzählt, dass mir fast das Herz stehen geblieben ist.«
    »Reinhart?«, wunderte Van Veeteren sich. »Was denn?«
    »Ich war gestern Abend bei ihm, übrigens wird er morgen oder übermorgen nach Hause kommen… und er hat mir erzählt, dass er davon geträumt hat… er fängt wahrscheinlich an, sich zu erinnern… was passiert ist, als er angefahren wurde. Er glaubt, jemand hätte ihn vor den Bus gestoßen.«
    Van Veeteren spürte plötzlich, wie etwas in ihm einen Kurzschluss bekam. Ein blendend weißes Licht explodierte in seinem Kopf, und er war gezwungen, eine Sekunde lang die Augen zu schließen, um sich wieder zu sammeln.
    »Was zum Teufel… ?«, zischte er und spürte, wie das Blut wie mit einem Eisenhammer in seinen Schläfen klopfte. »Sollte ihn wirklich jemand… ?«
    Sie nickte ernst.
    »Ja. Er sagt es.«
    »Er sagt es?«
    »Ja. Er hat zwei Tage lang darüber nachgedacht, bevor er es mir erzählt hat. Also ist er sich der Sache vollkommen sicher.«
    Van Veeteren suchte erfolglos nach Worten. Dann schlug er mit der Faust auf den Tisch und stand auf.
    »Verflucht noch mal!«, stöhnte er. »So ein Satan… Mein Gott, was für ein Glück, dass er noch mal davongekommen ist!«
    »Das finde ich auch.«
    »Einen Pfarrer vor den Zug und einen Kriminalbeamten vor den Bus… ja, es sieht langsam nach etwas aus, da hast du Recht!«
    Winnifred Lynch biss sich auf die Lippen, und plötzlich wurde ihm klar, wie viel Angst in ihr war. Er sank auf seinen Stuhl nieder und strich ihr vorsichtig über den Arm.
    »Mach dir keine Sorgen«, ermahnte er sie. »Das werden wir jetzt klären. Die Gefahr ist vorbei.«
    Sie versuchte es mit einem Lächeln, es wurde aber eine Fratze.
    »Da ist noch was«, sagte sie. »Er hat seine Vorlesungen für die ganze Woche abgesagt.«
    »Was? Abgesagt… ?«
    »DeFraan, natürlich. Er hat Samstag ein Fax ins Büro geschickt. Nur ganz kurz, da stand nur drauf, dass er verreisen würde und dass das den Studenten doch bitte mitgeteilt werden sollte.«
    Viertausend Gedanken explodierten gleichzeitig in Van Veeterens Kopf, aber aus seinem Mund kam nur ein Fluch:
    »Verdammt noch mal!«
    Am Dienstagmorgen kam der Frühling. Laue Südwestwinde fegten den Himmel von Wolken rein, und als er auf dem Weg zum Polizeipräsidium durch den Wollerimspark ging, konnte er fühlen, wie der Boden unter seinen Füßen anschwoll. Kleine Vögel flatterten im Gebüsch. Die alten Frauen auf den Bänken saßen ohne Kopfbedeckung da und hatten ihre Mäntel aufgeknöpft. Jogger in kurzen Hosen und T-Shirts begegneten ihm.
    Ich habe wieder einen Winter überlebt, dachte er mit einem plötzlichen Anstrich von Verwunderung.
    Sich ins Maardamer Polizeipräsidium zu begeben, war mit einer gewissen Selbstüberwindung verbunden, besonders an so einem Tag, aber jetzt war es zu spät, die Sache noch einmal zu

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