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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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– und da es doch ein relativ milder Abend war –, begab er sich anschließend zur Adresse des Professors in der Kloisterstraat.
    Ohne eigentlichen Zweck und ohne große Erwartungen. Es war kurz nach acht Uhr, als er den umbauten Hofplatz in dem großen Jugendstilkomplex erreichte. Er konnte sich nicht daran erinnern, zuvor schon einmal seinen Fuß hierher gesetzt zu haben. Kein einziges Mal in all den Jahren, eine Tatsache, die ihn doch etwas überraschte, obwohl sie das vielleicht gar nicht sollte. Denn natürlich gab es diverse Adressen in Maardam, die aufzusuchen er noch nie die Gelegenheit gehabt hatte. Natürlich, die Kriminalität war ja nicht uferlos, trotz allem. Nicht direkt.
    Der Hof wurde auf vier Seiten von dunklen Hausklötzen umgeben. Eine kahle Kastanie auf einem etwas erhöhten Grasfleck mit zwei Bänken. Fahrradständer mit Wellblechdach. Ein flaches Holzhäuschen für Müll und Gerümpel.
    Er zählte fünf verschiedene Treppenaufgänge mit verschlossenen Türen und Gegensprechanlagen. Fünf Stockwerke hoch auf zwei Seiten, vier auf den anderen beiden. Steil herabfallende schwarze Blechdächer und hohe, altmodische Fenster, ungefähr ein Drittel von ihnen erleuchtet, ein Drittel mit blauschimmerndem Fernsehlicht. Kein Mensch draußen. Er setzte sich auf eine der Bänke und zündete sich eine Zigarette an.
    Sitzt da oben irgendwo ein Mörder?, dachte er. Ein genialer, hochbegabter Universitätsprofessor, der fünf Leben auf dem Gewissen hat?
    Weißt du, dass ich hier unten bin und auf dich warte?
    Was denkst du in dem Fall? Du hast doch nicht vor, mit verschränkten Armen da oben sitzen zu bleiben und zu warten, bis ich dich hole?
    Der letzte Gedanke war die Ursache für seine Unruhe, das wusste er nur zu gut. Die grundlegende Ursache zumindest. Die Zeit stand zwar seit Freitagnachmittag still, aber es handelte sich dabei offenbar nur um seine eigene Zeit. Die privaten Stunden. Nur weil er – der Buchhändler, Ex-Hauptkommissar und Hanswurst – bereit saß und keinen einzigen verfluchten Schachzug machen konnte, brauchte das noch lange nicht zu heißen, dass seine intelligente Beute auch zu Hause saß und auf den Nägeln kaute. Wie ein verletzter Vogel oder ein ganz normaler Schafskopf.
    Oder hatte er es trotz allem noch nicht begriffen? Ahnte er nichts?
    Oder – welch schrecklicher Gedanke – war er vollkommen unschuldig? Hatte er, VV, die falsche Person eingekreist?
    Würde mich nicht wundern, dachte er mit bitterer Klarsicht. Die so genannte Indizienkette, an der deFraan zappelte, war in jeder Beziehung so dünn und an den Haaren herbeigezogen, dass jeder Staatsanwalt eher den armen Fahndungsleiter auslachen als ihn unterstützen würde. Daran gab es keinen Zweifel. Irgendwelche abstrusen literarischen Gestalten, eine verlorene Nadel in einem Schuh, eine Bande harmloser akademischer Freimaurer… und alles zusammen in einem Meer wild wuchernder Vermutungen und Spekulationen!
    Handfeste Beweise? Lächerlich, wie gesagt. Genau die Art von kaltem, trockenem Lachen, das fünf tote Menschen zu Stande bringen konnten.
    Hol’s der Teufel, dachte Van Veeteren zum hundertzehnten Mal an diesem Freitagabend. Möge sich doch nur dieser verfluchte Fingerabdruck in dem Buch finden, sonst kann ich gleich das Handtuch werfen.
    Den König vom Brett nehmen und mich geschlagen geben.
    Er schielte zu den dunklen Häuserwänden hinauf.
    Ich weiß ja nicht einmal, wo du wohnst, dachte er resigniert. Weiß nicht einmal, ob du zu Hause bist oder nicht. Du bist nicht ans Telefon gegangen, aber es gibt kein Gesetz, das einen dazu zwingt, den Hörer abzunehmen, auch wenn man das Läuten hört.
    Er warf die Kippe in den Kies und trat sie aus. Ging wieder durch das Portal auf die Straße hinaus. Registrierte gerade noch die Gestalt im Auto, das auf der anderen Straßenseite parkte.
    Eine Frau hinter dem Steuer. Eine Straßenlampe warf ihr schräges Licht auf das Seitenfenster, und er konnte den Schleier über ihrem Kopf deutlich erkennen.
    Sah nichts von ihrem Haar und nur den Schatten ihres Gesichts.
    Aber er begegnete ihren Augen in der kurzen Sekunde, bevor sie den Wagen anließ und davonfuhr.
    Konnte nicht das Autokennzeichen erkennen.
    Konnte nur feststellen, dass sein Herz im Brustkorb hüpfte.
    Schließlich wurde es doch noch Montag. Als er morgens Winnifred Lynch traf, hatte er das Gefühl, als wäre ein Monat seit ihrer letzten Begegnung vergangen.
    »Und?«, sagte er und dachte, dass er jetzt einen guten

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