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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Augenlider. Der blinde Kampf; Geräusche und diese Rotation waren seine Ausdrucksformen, das Handy hatte er abgestellt. Als es dunkler wurde, ging er hinaus auf die Toilette auf dem Flur und versuchte, sich zu übergeben. Das gelang ihm nicht. Er legte sich wieder auf das Bett. Riss das Pflaster vom Handrücken und betrachtete die kaputte Haut.
    Wartete die Dunkelheit ab und ging dann in die Stadt.
    Kam nach Mitternacht zurück, leicht berauscht von Ouzo und billigem Retsina. Kein Essen, es gab keinen Platz in ihm dafür. Nur ein paar Oliven und ein Happen Feta, was der Tavernenwirt angeboten hatte. Er rauchte noch zehn oder zwölf Zigaretten auf dem Bett liegend, schlief verschwitzt ein und wachte irgendwann nach drei Uhr vor Übelkeit auf.
    Eine Art Leere. Es gab eine Art Leere in ihm, die er bald nicht mehr würde füllen können.
    Er träumte von dem Feuer und von seiner Mutter. Davon, wie er an seinem zwölften Geburtstag das letzte Mal an ihren Brustwarzen gesaugt hatte.
Ich habe keine Milch mehr, und du bist jetzt ein Mann. Denke immer daran, dass du ein Mann bist, und keine Frau darf dir etwas abschlagen, nicht einmal deine eigene Mutter. Glaub, was ich sage.
    Glaub mir.
    Der Dienstag war dem Montag ähnlich.
    Mittwochabend, Plakas. Er wollte draußen sitzen, Vasilis bestand darauf, hineinzugehen. Es war ja kaum Frühling bisher.
    Als ob das eine Bedeutung hätte. Sie fanden schließlich einen Platz an einem Fenster, das zum Tripodon hinausführte. Das Lokal hieß Oikanas, Vasilis hatte fünfzehn Kilo zugenommen, seit er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Vor sieben Jahren, oder waren es acht?
    Er selbst war bereits beschwipst, das war natürlich verdammt unnötig, aber der Ekel hatte den ganzen Nachmittag auf ihm gelegen und war in ihn eingedrungen, und er sah sich deshalb gezwungen, einiges zu trinken. Vasilis sagte »My friend, my friend, my friend«, und bald mochte er nicht länger zuhören. Er brachte nur »Cut the crap« und »Bullshit« hervor und die Frage, wann die verfluchte Waffe geliefert werden könnte? Darum ging es und um sonst nichts.
    »When, my friend?«
    Es dauerte eine Weile, bis er Vasilis überredet hatte, aber er verriet keinen Deut von seinem Plan und seinen Absichten. Oder von seiner Geschichte. Er erinnerte sich wieder daran, dass er um so vieles willensstärker und schneller war als Vasilis. Er hatte ihn in der Hand, auch wenn er blau war. Und mit der Zeit hatte auch der Grieche genügend Gläser geleert, wurde schwer und träge und gab auf. Das mediterrane Phlegma.
    »Fuck you, my friend. All right.«
    »Wann? When?«
    Vasilis schlürfte den teuren Boutariwein und fuhr sich mit den Fingern durch seinen Kommunistenbart, der noch aus der Juntazeit stammte. Inzwischen war er eher grau als schwarz. Eher Bürgerschwein als Revolutionär.
    »Freitagabend. Hier. Same place. All right, my friend?«
    »All right.«
    Der Donnerstag ähnelte dem Dienstag.
    In einem kleinen Reisebüro kaufte er ein Fährticket. Er würde bis Sonntag warten müssen, wie sich herausstellte, es war Nebensaison. Er hätte auch mit Olympic Airways fliegen können, aber nur theoretisch, denn das Flugzeug am Samstag war voll belegt. Ob er sich auf die Warteliste setzen lassen wollte?
    Ochi. Nein, danke. Stattdessen setzte er sich in den Nationalpark und betrachtete die Frauen. Stellte sie sich nackt vor. Stellte sie sich nackt und tot vor.
    Die Nackten und die Toten. Der Ekel stieg wieder in ihm auf. Und der Blutpegel. Das Einzige, was die Leere füllen konnte. Alles andere war vorbei und passé. Seine Finger waren wieder Seismographen. Er onanierte in einem Gebüsch. Schrie laut, als es ihm kam, aber niemand nahm Notiz davon. Es waren nur wenige Menschen im Park. Ein normaler Tag, die Leute arbeiteten natürlich, es war bedeckt, aber ziemlich warm.
    Er lag auf dem Bett und rauchte anschließend fünf oder sechs Stunden lang. Aß fast nichts, versuchte zu onanieren, bekam aber nicht einmal einen Ständer. Sein Hals kratzte.
    Er versuchte draußen auf der Toilette, sich zu übergeben, aber sein Magen war ausgetrocknet. Er ging aus, kaufte sich ein paar Sesamkuchen, eine Flasche Wasser und zwei Päckchen hiesige Zigaretten.
    Er trank etwas und träumte von den Schamhaaren seiner Mutter. Die mit der Zeit ziemlich spärlich geworden waren.
    Der Freitag ähnelte dem Mittwoch.
    Ein kontrollierter Rausch. Ein kurzes Treffen mit Vasilis in der kleinen Taverne in Plakas. Aus irgendeinem unbekannten Grund hatte er seinen

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