Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
im Odysseus bleibt dort weiter auf Posten. Sobald deFraan auftaucht, werden wir umgehend zuschlagen.«
Er legte sein blutrotes Handy auf den Cafétisch, als wollte er damit unterstreichen, dass die Kommunikation lief wie geschmiert.
»Ausgezeichnet«, sagte Van Veeteren. »Dann hast du deinem Beamten wohl auch die Anweisung gegeben, nichts auf eigene Faust zu unternehmen? Das ist ein Mörder, mit dem wir es hier zu tun haben, er kann äußerst gefährlich sein.«
Kommissar Yakos leerte sein Ouzoglas.
»Keine Sorge«, erklärte er. »Der Schutzmann Maramiades ist der feigste Esel auf der ganzen Insel.«
»Ausgezeichnet«, wiederholte Van Veeteren. »Und was ist mit diesem Roller? Gibt es eine Art Suche nach ihm?«
Yakos betrachtete seine Gäste mit einem verkniffenen Lächeln, bevor er antwortete.
»Meine lieben Freunde«, stellte er langsam und nachdrücklich fest. »Ich bin seit zwanzig Jahren Kriminalkommissar in Argostoli. Ich bin hier geboren… zwei Tage nach dem Erdbeben und eine Woche zu früh, es war das Beben, das die Wehen meiner Mutter ausgelöst hat… nun ja, auf jeden Fall garantiere ich euch, dass jeder Polizist, jeder Barbesitzer und jeder Taxifahrer auf dieser Insel weiß, dass ich nach einem blauroten Scooter der Marke Honda mit dem polizeilichen Kennzeichen BLK 129 suche. Unterschätzt mich bitte nicht.«
»Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Van Veeteren. »Lasst uns eine gute Flasche Boutariwein trinken und ein bisschen Käse essen, solange wir warten.«
Kommissar Yakos breitete lachend seine Arme aus.
»Warum eigentlich nicht?«, sagte er.
52
»Das Problem ist«, hatte ihr Großvater auf seinem Totenbett erklärt, »das Problem ist, dass es Gott nicht gibt.«
Sie musste oft an diese Worte zurückdenken, und in den letzten Wochen waren sie ihr mit einer Art schlafwandlerischer Beharrlichkeit immer wieder durch den Kopf gegangen.
Gott gibt es nicht
. Großvater war an Krebs gestorben, er hatte die letzten Monate seines Lebens im Krankenhaus gelegen, und zwei Tage bevor er starb, hatte sie allein an seinem Bett gesessen. Sie hatten sich abgewechselt – sie, ihre Mutter und ihre Tante, man wusste ja, dass es nicht mehr lange dauern würde.
Sie hatte dort in einem blauen Sessel in der Spezialabteilung des Krankenhauses für sterbende Patienten gesessen. Patienten im letzten Stadium. Ein Großvater, dessen Tage gezählt waren, morphingespritzt, bis jeder Verstand wich, und eine sechzehnjährige Enkelin. Der Krebs saß in der Bauchspeicheldrüse. Pankreas. Zumindest ein Teil davon – wenn man die Möglichkeit hätte, zu wählen, wo man seinen Krebs haben wollte, dann war es jedenfalls nicht die Bauchspeicheldrüse, die man aussuchen sollte, das war ihr klar geworden.
Es war seine vorletzte Nacht, wie sich später zeigen sollte, und am frühen Morgen, kurz vor halb sechs, war er aufgewacht und hatte seine Hand nach ihrer ausgestreckt. Sie musste im Sessel eingeschlafen sein, denn sie wachte davon auf, dass er sie berührte, und versuchte, sich aufzurichten.
Er betrachtete sie zunächst einen Augenblick, mit einem ganz und gar nicht trüben Blick. Sie hatte fast das Gefühl, es wäre dieser berühmte Augenblick der Klarheit direkt vor dem Tod, aber dann war es doch nicht so gewesen. Er hatte noch mehr als einen ganzen Tag vor sich.
Dann hatte er diese Worte gesagt, mit lauter, deutlicher Stimme.
Das Problem ist, dass es Gott nicht gibt.
Ihre Hand dann losgelassen, die Augen geschlossen und war zurück in den Schlaf gesunken.
Er war sein ganzes Leben lang strenggläubig gewesen. Bei der Beerdigung war die Kirche so voll von Leuten gewesen, dass einige hinten stehen mussten.
Sie selbst war sechzehn Jahre alt gewesen und hatte es nie jemandem erzählt.
Nein, dachte sie, als sie im Taxi saß, die Hände fest im Schoß gefaltet. Gott gibt es nicht, deshalb müssen wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen.
Die Fahrt dauerte knapp fünfzehn Minuten. In einer Haarnadelkurve oberhalb einer Schlucht hatte er angehalten. Unweit vom Pass zur Nordseite der Insel hin, wenn sie es richtig sah. Als sie nach hinten schaute, konnte sie immer noch ein Stückchen der schmalen alten Steinbrücke erkennen, die über die Meerenge zu Argostolis Hafen hin führte. Sie bat den Fahrer, am nächsten Felsvorsprung vorbeizufahren und dann anzuhalten.
Dort bedankte sie sich und stieg aus. Das Taxi fuhr weiter den Berghang hinauf. Sie nahm an, dass es schwierig war, hier auf dem engen Asphaltband zu
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