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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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gute Idee.«
    »Hat er in letzter Zeit von sich hören lassen?«
    Auch das eine ziemlich unnötige Frage. Sie war die letzte Zeit kaum mehr als zehn Meter von ihrer Mutter entfernt gewesen.
    »Nein.«
    »Na, ich dachte nur.«
    »Ach so.«
    Sie ging in ihr Zimmer. Legte sich aufs Bett und wartete auf die Dämmerung. Starrte an die Decke. Dachte einen Moment lang an Pastor Gassel, schob ihn dann aber beiseite, wie sie es schon mehrmals gemacht hatte. Ein wirklich unerschütterliches Vertrauen hatte sie nie zu ihm gehabt, und das wäre jetzt zu viel. Einfach zu viel. Sie holte lieber den Blake hervor und schlug aufs Geratewohl ein Gedicht auf.
    Cruelty has a Human Heart
    And Jealousy a Human Face
    Terror, the Human Form Divine
    And Secrecy, the Human Dress
    Sie las diese Zeilen immer und immer wieder, bis sie sicher war, dass sie sie auswendig konnte. Lag anschließend mit geschlossenen Augen da, murmelte sie vor sich hin und fiel allmählich unter der Decke in Schlaf.
    Es gab keinen Benjamin Kerran im Maardamer Telefonbuch. Überhaupt niemanden mit dem Namen Kerran.
    Geheimnummer also, aber wenn es nicht so wäre, wie es nun einmal war, hätte sie natürlich ihre Mutter fragen können.
    Kein Hinweis in deren Zimmer. Sie nutzte die Gelegenheit, sich dort umzuschauen, als ihre Mutter sich mit einem Glas Wein ins Bad verzog. Nichts in deren Adressbuch. Keine hingekritzelte Nummer auf irgendeinem Zettel oder auf dem Rand einer Zeitung, Stellen, die ihre Mutter gern benutzte, um wichtige Dinge zu notieren.
    Also musste sie die Idee, ihn anzurufen, fallen lassen. Nichts zu machen, dachte sie. Auch egal, vielleicht hätte sie es sich sowieso nicht getraut.
    Und die Telefonauskunft hatte auch keine Nummer von irgendeinem Kerran, kein Teilnehmer mit diesem Namen… nein, man konnte natürlich keine Informationen über so genannte gesperrte Nummern geben, was dachte sie denn, warum die Leute ihr Privatleben schützen wollten?
    Monica Kammerle seufzte. Zurück zu Plan A also. Ein kleiner Kontrollbesuch, um zu sehen, ob es etwas nachzuweisen gab.
    Ob vielleicht Licht in seinem Fenster war.
    Oder im Türschlitz.
    Oder ob der Briefkasten unten im Eingang überfüllt war. Es müsste genügend Zeichen geben, die sie deuten konnte, ohne dass sie so weit gehen musste, ihre Nase ans Schlüsselloch zu halten und nach Leichengestank zu schnüffeln. Und auch wenn sie sich nicht ganz sicher war, müsste es zumindest Hinweise geben.
    Einen deutlichen Hinweis, möglicherweise – hoffentlich – sogar Gewissheit. Plan A.
    Sie verließ die Moerckstraat gegen neun Uhr. Zu ihrer Überraschung bemerkte sie, dass der Abend ziemlich warm war. Fünfzehn Grad oder so. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte es den ganzen Tag nicht geregnet, und der Wind, der zu einem sanften Flüstern abgeflaut war, kam von Süden und war freundlich gestimmt, obwohl es bald Oktober war. Sie ging durch das Kanalviertel, über den Keymer Plejn, das war zwar ein kleiner Umweg, aber sie spürte, dass das Laufen ihr gut tat. Beschloss auch, um den Friedhof herumzugehen, statt ihn zu überqueren, und als sie in die richtige Gasse einbog und das düstere alte Universitätsgebäude im Hintergrund sah, war es bereits ein paar Minuten nach halb zehn.
    Sie blieb auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig stehen, direkt vor irgendeiner Art zoologischen Ladens, der im Souterrain lag. Blieb dort stehen und spähte die dunkle Fassade hinauf. Fünf Stockwerke, genau wie sie es in Erinnerung hatte, das erste lag ein gutes Stück über der Straße, sodass kein unbefugter Fenstergucker in Versuchung kommen würde.
    Aber Benjamin Kerran wohnte nicht im ersten Stock, und plötzlich musste sie sich eingestehen, dass sie nicht genau wusste, ob er nun in der vierten oder fünften Etage wohnte.
    Es war doch die fünfte gewesen, oder? Ganz oben, das war doch so? Auf jeden Fall hatte er Fenster sowohl auf den Hof hinaus als auch zur Straße, dessen war sie sich ganz sicher.
    Aber welche? Welche Fenster? Das Haus erstreckte sich die ganze Gasse entlang, von der Universität bis hin zur Steinmauer, die den Friedhof umgrenzte, und sie zählte nicht weniger als achtzehn Fenster da oben unter dem vorstehenden Dachschurz. Wenn sie sich nicht vollkommen irrte, sollten die betreffenden etwas links vom Eingang und von ihrer Position aus gesehen liegen.
    Wie viele waren es?
    Mindestens vier, so nahm sie an, und mit Hilfe einer Art dunklen, intuitiven Orientierungssinns entschied sie sich für die vier

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