Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
mir und nimm mich in den Arm.«
Van Veeteren hatte eine ganze Menge guter Einwände auf der Zunge, aber nach einem gewissen inneren Kampf gab er auf und tat, wie ihm geheißen.
11
In der Nacht zum Montag träumte er von einem Zug, der durch die ganze Welt brauste und ganze Horden schwarzweiß gefleckter Kater totfuhr – und am frühen Dienstagmorgen wachte er schweißgebadet auf, nachdem er von einem bärtigen, verrückten Priester mit einer riesigen toten Schwalbe im Mund und einem Teppichklopfer in der Hand durch eine menschenleere, dunkle Stadt gejagt worden war.
Deutlicher konnte es kaum werden, und nachdem Ulrike sich gegen halb neun Uhr auf den Weg zu ihrer Arbeit gemacht hatte, rief er im Polizeipräsidium von Maardam an. Nach den üblichen Fehlschaltungen bekam er schließlich Münster an den Apparat.
»Dieser Pfarrer«, sagte er.
»Welcher Pfarrer?«, fragte Münster.
»Der gestorben ist. Der vor den Zug gefallen ist.«
»Ach so, der«, sagte Münster. »Von dem weiß ich nichts. Es war Ewa Moreno, die sich um ihn gekümmert hat.«
»Die Moreno?«
»Ja. Warum fragt der Herr Hauptkommissar?«
Zum Teufel, dachte Van Veeteren. Nun sind bereits vier Jahre vergangen, und immer noch nennt er mich so. Es wird noch
Hauptkommissar
auf meinem Grabstein stehen.
»Entschuldige«, sagte Münster, der das Schweigen im Hörer richtig gedeutet hatte. »Ich kann mich offenbar nur schwer umgewöhnen.«
»Vergiss es«, sagte Van Veeteren. »Kannst du mich mit Ewa Moreno verbinden?«
»Ich kann es zumindest versuchen«, sagte Münster. »Aber ich glaube nicht, dass da was dran ist. Ich meine, kein Verdacht in irgendeine Richtung. Ich gehe davon aus, dass du mir nicht erzählen willst, warum du anrufst?«
»Ganz richtig«, bestätigte Van Veeteren. »Und nun stell mich bitte zur Moreno durch.«
Kriminalinspektorin Ewa Moreno war nicht in ihrem Zimmer, aber schließlich erwischte er sie via Handy in einem Auto zwischen Linzhuisen und Weill. Es stimmte, dass sie den Fall mit dem verunglückten Pfarrer übernommen hatte – und es stimmte, wie Münster schon betont hatte, dass es keinerlei Verdacht auf irgendeine Unregelmäßigkeit gab.
Außer dass Gassel es möglicherweise aus freiem Willen getan hatte natürlich. Der Zugführer war vernommen worden, hatte aber nichts anderes bemerkt, als dass plötzlich eine Gestalt direkt vor seine Lok gefallen war. Das war natürlich ein traumatisches Erlebnis für ihn, der Albtraum jedes Lokführers, aber Ewa Moreno hatte ihm nicht mehr als diese Beobachtung entlocken können, obwohl sie zwei Stunden lang mit ihm geredet hatte. Oder versucht hatte zu reden.
Van Veeteren dachte eine Weile nach. Dann fragte er, ob sie eventuell später am Abend Zeit für ein Glas Bier bei Adenaar’s hätte, und das hatte sie.
Worauf er hinauswollte?, wollte sie wissen.
Das könnte er jetzt nicht sagen, erklärte er, versprach ihr aber, es später beim Bier zu erzählen.
Sie kam eine Viertelstunde zu spät, und als sie auftauchte, fiel ihm sofort wieder auf, wie hübsch sie war. Die hübscheste Polizeiinspektorin der Welt, dachte er. Schien mit den Jahren sogar noch hübscher zu werden. Er hätte gern gewusst, was sie eigentlich bei der Truppe hielt und wie alt sie genau war. Auf jeden Fall nicht älter als fünfunddreißig. Es war ein ganzes Jahr vergangen, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte – in Zusammenhang mit der betrüblichen Geschichte um deBries –, und da war die Lage so deprimierend gewesen, dass selbst weibliche Schönheit Schaden nahm.
»Ich bin etwas spät«, sagte sie. »Hoffentlich haben Sie nicht zu lange warten müssen, Herr Hauptkommissar.«
»Verdammt noch mal«, knurrte er. »Duze mich gefälligst und lass den Titel weg, sonst kriege ich noch einen epileptischen Anfall.«
Sie lachte.
»Sorry«, sagte sie. »Das braucht seine Zeit.«
»Vier Jahre«, betonte Van Veeteren. »Sollte das wirklich so schwer sein, das in dieser Zeit zu lernen?«
»Wir von der Truppe sind etwas langsam im Kopf«, erklärte Ewa Moreno. »Wie allgemein bekannt.«
»Hm«, sagte Van Veeteren und winkte nach der Kellnerin. »Ja, das seid ihr wohl.«
»Es ging um Gassel«, griff Ewa Moreno den Faden wieder auf, nachdem sie bestellt hatten. »Was ist dabei die Frage? Ich muss zugeben, dass ich neugierig bin.«
Van Veeteren kratzte sich zur Ablenkung am Kopf und holte seine Zigarettendrehmaschine heraus.
»Ich weiß nicht so recht«, gab er zu. »Ich hab da nur so ein Gefühl von
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