Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
Vom Netzwerk:
Aggressives im Blick. Der dunkle Bart auf dem Foto war ein wenig gepflegter, als er es vom Antiquariat her in Erinnerung hatte. Anscheinend auch etwas kürzer, da der Priesterkragen deutlich zu sehen war.
    Er schüttelte den Kopf und starrte auf die Schlagzeile.
    Pfarrer fiel vor den Zug.
    Der Artikel war nur gut zwölf Zeilen lang, und es gab keine Fortsetzung weiter hinten in der Zeitung.
    Der neunundzwanzigjährige Pfarrer Tomas Gassel verunglückte vorgestern am späten Abend, als er aus unbekannten Gründen vor einem einfahrenden Nahverkehrszug im Maardamer Hauptbahnhof auf die Gleise fiel. Für dieses Ereignis gibt es keine Zeugen, der Bahnsteig war leer, als das Unglück geschah, und der Fahrer des betreffenden Zuges hat bis jetzt nicht vernommen werden können, da er unter schwerem Schock steht und sofort ins Neue Rumfordkrankenhaus gebracht werden musste. Laut Polizei gibt es jedoch keinerlei Verdachtsmomente, die auf ein Verbrechen hindeuten könnten. Tomas Gassel war als Kaplan in der Gemeinde von Leimaar tätig, eine Messe zu seinem Gedenken wird am kommenden Sonntag abgehalten werden.
    Van Veeteren starrte das Bild erneut an. Die Müdigkeit war wie weggeblasen.
    Verdammt noch mal, dachte er. Was ist das hier eigentlich für ein schwarzer Sonntag?
    Es war nicht einfach, Ulrike zu wecken, aber es gelang ihm.
    »Wie spät ist es?«, knurrte sie, ohne die Augen zu öffnen.
    »Hm, ja«, sagte Van Veeteren. »Gut sieben… bald halb acht, genauer gesagt. Es ist einiges passiert.«
    »Passiert? Aber wir haben doch noch nicht mal vier Stunden geschlafen.«
    »Ich weiß. Du hast ein einzigartiges Talent, nicht aufzuwachen, was auch immer auf der Welt geschieht. Strawinsky hat sich eine Schwalbe geschnappt.«
    »Oh je. Aber so was kommt vor.«
    Sie drehte sich um und schob sich ein Kissen über den Kopf.
    »Hier drinnen«, sagte Van Veeteren.
    Es verging eine Weile, und er befürchtete schon, sie könnte wieder eingeschlafen sein.
    »Hier drinnen gibt es doch keine Schwalben«, stellte sie schließlich fest.
    »Die ist aber reingekommen.«
    »Reingekommen?«
    »Durchs Fenster. Strawinsky hat sie sich geschnappt, und es ist schon merkwürdig, dass sie ihre Opfer so furchtbar quälen müssen. Es gibt eine Grausamkeit in diesem friedlichen Faulpelz, die einfach unbegreiflich ist. Man muss sich wundern, dass…«
    »Und was hast du gemacht?«, unterbrach Ulrike ihn, ohne das Kissen wegzunehmen.
    »Zum Schluss ist es mir gelungen, ihn rauszujagen. Es war eine verdammte Treibjagd, er war erst unterm Sofa und dann oben auf dem Bücherregal.«
    »Oh Mann«, sagte Ulrike. »Aber der arme Vogel ist jetzt jedenfalls aus der Wohnung?«
    »Ja«, bestätigte Van Veeteren. »Und dann ist da noch das mit dem Pfarrer.«
    Es blieb drei Sekunden lang still.
    »Dem Pfarrer?«
    »Ja, ich glaube, ich hab dir von ihm erzählt. Er ist am Tag vor unserer Abreise bei mir im Antiquariat gewesen und wollte, dass ich ihm bei irgendwas helfe. Und jetzt ist er tot.«
    »Tot?«
    »Genau so tot wie die Schwalbe, aber in seinem Fall ging es etwas schneller. Ist unter einen Zug gekommen. Ich finde, etwas ruhigere Morgenstunden wären angebracht, wenn man mitten in der Nacht nach Hause kommt… Kater, Pfarrer und der Teufel und seine Großmutter. Ich möchte nur wissen, was er eigentlich wollte.«
    Ulrike hob das Kissen hoch und sah ihn an. »Wer?«
    »Der Pfarrer natürlich. Es ist doch wohl ziemlich merkwürdig, dass er nur wenige Tage, nachdem er mich aufgesucht hat, unter einen Zug gerät.«
    Ulrike betrachtete ihn weiterhin, jetzt mit einer Falte zwischen ihren so schön geschwungenen Augenbrauen. Sie streckte sich und zog sich die Decke bis zum Kinn hoch. Es vergingen weitere fünf schweigsame Sekunden.
    »Warum guckst du mich so an?«, fragte er.
    »Nun mal ehrlich«, sagte sie.
    »Was nun mal ehrlich?«
    Sie ließ ihren Blick zu Strawinsky wandern, der zu einem tief schlafenden Häufchen auf der Fensterbank zusammengesunken war.
    »Mir ist nur so ein Gedanke gekommen. Es könnte nicht vielleicht sein, dass du das alles nur geträumt hast? Es klingt ein wenig verworren, wenn du entschuldigst.«
    »Was zum Teufel denkst du denn?«, brauste Van Veeteren auf. »Schließlich steht es in der Zeitung, soll ich sie holen, damit du es selbst sehen kannst?«
    Sie überlegte einen Moment.
    »Jetzt nicht. Ich finde, wir schlafen noch eine Weile über all diese Ereignisse… und dann können wir drüber reden, wenn wir wieder aufwachen. Komm, leg dich zu

Weitere Kostenlose Bücher