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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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stimmt doch, dass Sie nicht mehr bei der Polizei sind, oder?«
    »Absolut korrekt«, gab Van Veeteren zu. »Warum fragen Sie? Haben Sie etwas zu verbergen?«
    »Natürlich nicht. Ich finde nur, dass Sie etwas anmaßend auftreten. Warum sollte ich etwas zu verbergen haben?«
    »Die Wege des Herrn sind unergründlich«, erwiderte Van Veeteren. »Aber mir ist ganz deutlich geworden, dass Ihnen das Gespräch mit mir nicht behagt. Lassen Sie mich raten, Ihr Verhältnis zu Pastor Gassel war nicht gerade gut. Stimmt das?«
    Brunner hatte erneut Probleme mit seiner Gesichtsfarbe.
    »Wir haben einander respektiert«, sagte er. »Sie müssen… Sie müssen verstehen, dass die Gemeindearbeit oftmals eine Arbeit wie jede andere ist. Als Gemeindepfarrer habe ich natürlich eine Chefposition mit allem, was das an Verantwortung und Pflichten mit sich bringt…«
    »Sie hatten unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich einiger Glaubensfragen?«
    Der Pfarrer dachte einen Moment lang nach.
    »In einigen Punkten, ja.«
    »In einigen entscheidenden Punkten?«
    Brunner stand auf und ging langsam im Zimmer auf und ab.
    »Warum bohren Sie so hartnäckig nach?«, fragte er nach einer halben Minute Schweigen. »Ist das so wichtig für Sie?«
    »Ich weiß es noch nicht«, sagte Van Veeteren. »Kann sein, kann auch nicht sein. Aber die Sache ist doch die, dass Pastor Gassel zu mir gekommen ist, um praktisch gesehen die Beichte abzulegen. Man könnte doch annehmen, dass es nahe liegender wäre, sich in so einem Fall an seinen vorgesetzten Pfarrer zu wenden. Oder zumindest an jemanden im Bereich der Kirche. Was mich betrifft, so bin ich schließlich nur ein abgesprungener agnostischer Kriminalkommissar.«
    Brunner blieb stehen.
    »Was wollte er?«, fragte er.
    Fast im gleichen Moment wurde ihm klar, dass er wohl kaum berechtigt war, eine derartige Frage zu stellen, und er setzte sich wieder auf seinen Lehnstuhl und seufzte.
    »Ich habe nie erfahren, was er wollte«, erklärte Van Veeteren, »aber ich habe gehofft, dass Sie mir in dieser Hinsicht ein wenig auf die Sprünge helfen könnten.«
    »Ich verstehe. Lassen Sie mich nachdenken.«
    Brunner faltete die Hände im Schoß und schloss die Augen. Van Veeteren ging davon aus, dass der Pfarrer sich auf diese einfache Art und Weise Order von höherer Stelle holte und überlegte, ob das nicht ein Beweggrund für jede Religionsausübung sein könnte. Das Bedürfnis, die Verantwortung abzugeben.
    Die Abneigung, die Bürde zu tragen.
    »All right«, erklärte Brunner prosaisch und öffnete die Augen. »Ja, wir hatten so einige Meinungsverschiedenheiten, Pastor Gassel und ich. In der Beziehung haben Sie richtig getippt.«
    Van Veeteren schaute zur Decke und dankte im Stillen für die Freigabe.
    »Und welche?«, fragte er.
    »Pastor Gassel war homosexuell.«
    »Ach ja?«, sagte Van Veeteren.
    Einen Moment lang schwiegen beide.
    »Man kann hinsichtlich der Homosexualität verschiedener Meinung sein«, stellte Brunner fest.
    »Ja, wirklich?«, sagte Van Veeteren.
    »Ich selbst vertrete eine liberale Meinung auf biologisch-christlicher Grundlage.«
    »Das müssen Sie mir näher erklären«, bat Van Veeteren.
    »Niemand soll dafür verurteilt werden, dass er… oder sie… eine abweichende Sexualität hat.«
    »Bin ich ganz Ihrer Meinung.«
    »Aber der Betreffende muss das Beste aus der Situation machen. Sich zu seiner Homosexualität zu bekennen, ist natürlich ein entscheidender und notwendiger Schritt, da waren Pastor Gassel und ich vollkommen einer Meinung. Dagegen hatten wir unterschiedliche Ansichten, was den nächsten Schritt betrifft.«
    »Und der wäre?«, wollte Van Veeteren wissen.
    »Na, sie natürlich zu bekämpfen«, verkündete der Pfarrer und setzte sich aufrecht hin. »Es gibt natürliche und unnatürliche Dinge, innerhalb der Kirche müssen wir für diejenigen beten, die auf den Pfad des Unnatürlichen geraten sind, und ihnen helfen. Das war für mich immer eine Selbstverständlichkeit und eine Richtschnur. Man kann möglicherweise Verständnis aufbringen für jene Individuen, denen es nicht gelingt… die es nicht schaffen, ihre Krankheit auf Dauer zu bekämpfen, aber wenn ein Pfarrer nicht einmal einsieht, wie wichtig es ist, überhaupt dagegen anzukämpfen, ja, dann ist er auf dem falschen Pfad. Und wenn es dann noch obendrein um seine eigene Krankheit geht… ja, jetzt verstehen Sie wohl unsere unterschiedlichen Standpunkte?«
    Van Veeteren nickte.
    »Ich denke schon. Ist Ihnen in

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