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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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und ein paar Wochen später liegt er unter einem Zug. Wenn er sich nun tatsächlich das Leben hätte nehmen wollen, dann hätte er doch noch ein paar Tage warten und sich vorher erleichtern können, worum immer es auch ging? Oder darauf verzichten, mich da mit hineinzuziehen? Man fällt doch nicht einfach aus Versehen von einem Bahnsteig?«
    »Er war nicht betrunken?«
    »Es war nicht einmal ein kleines Bier im Blut nachzuweisen, sagt die Moreno.«
    »Und du hast keine anderen Hinweise bekommen, worum es wohl gehen könnte? Ich meine, als er bei dir war.«
    »Ich kann mich nicht erinnern«, sagte Van Veeteren. »Es ist zum aus der Haut fahren, aber ich komme einfach nicht drauf. Ich glaube, er hat etwas von einer Frau gesagt… die sich ihm anvertraut hatte, wie ich annehme. Und dass er versprochen habe, zu schweigen und sich auf keinen Fall an die Polizei zu wenden. Ich hatte das Gefühl, dass er fürchtete, es könnte etwas geschehen, aber vielleicht empfinde ich das auch nur so im Nachhinein… doch, ich glaube, das hat er tatsächlich gesagt. Etwas würde passieren, wenn keine Maßnahmen ergriffen würden… oh Scheiße!«
    Ulrike hob Strawinsky vom Sofa und kraulte ihn unterm Kinn.
    »Aber er war es nicht selbst, der in Gefahr war?«
    »So habe ich es jedenfalls nicht verstanden. Man müsste natürlich nachprüfem, ob er vielleicht notiert hat, wer zu ihm zur Beichte gekommen ist, aber mein Gott, ich bin nicht mehr bei der Kripo, oder?«
    »Nein«, stimmte Ulrike zu. »Soweit ich weiß, nicht.«
    »Hm«, sagte Van Veeteren. »Verflucht, möchte nur wissen, ob ich das hier aus dem Kopf kriege.«
    Sie ließ Strawinsky auf den Boden und lehnte sich gegen Van Veeteren. Blieb ein paar Sekunden schweigend so sitzen und streichelte nachdenklich mit den Fingern über die erhaben liegenden Adern auf seinem Handrücken.
    »Was für Möglichkeiten hast du?«
    Van Veeteren seufzte.
    »Beispielsweise ein paar Namen«, sagte er. »Bekannte von ihm. Und dann so ein unangenehmes Gefühl, dass nicht mehr schrecklich viel passieren wird, wenn ich nicht weiterhin darin herumstochere. Es tut nicht gut, mit einem toten Pfarrer auf dem Gewissen herumzulaufen… nun ja, wir werden ja sehen, ob ich Lust dazu habe.«
    »Das wirst du schon«, sagte Ulrike Fremdli. »So wie ich dich kenne.«
    »Jetzt verstehe ich nicht, was du meinst«, sagte Van Veeteren.

Maardam,
    November 2000

12
    Sonntag, der 5. November 2000, war der Tag, an dem ein Niesen fast Egon Trauts Ehe in Trümmer hätte zerfallen lassen.
    Zumindest schwebte ihm diese schreckliche Möglichkeit einige lange Abendstunden vor, und es besteht immer noch ein Unterschied zwischen Brachland und Ruinen.
    Egon Traut war selbstständig. Inhaber einer Firma, die Aufhängevorrichtungen für Brillen herstellte und an Optikergeschäfte und Brillenläden verkaufte. Die Fabrikation befand sich in Chadow, wo er auch in einer geräumigen, hazienda-inspirierten Villa mit Ehefrau und fünf Kindern lebte, von denen zwei bereits das Nest verlassen hatten (zumindest größtenteils), zwei waren Zwillinge im jugendlichen Alter (was seine Spuren hinterließ), und der fünfte (ein Nachzügler namens Arnold) litt am Hörndli-Syndrom und war autistisch.
    Die Firma ihrerseits hieß GROTTENAU, ein Anagramm auf seinen eigenen Namen, und sie hatte seit Ende der Achtziger- und die gesamten Neunzigerjahre hindurch langsam, aber sicher ihre Marktanteile erweitert, angefangen mit Chadow, dann in den umliegenden Regionen und schließlich im ganzen Land – in so großem Maße, dass man zu Anfang des neuen Millenniums bis zu sechzig Prozent des ganzen Kuchens beherrschte. In Optikerkreisen war F/B GROTTENAU wenn nicht ein Begriff, dann zumindest ein Name, der mit Wissen, Qualität und äußerst pünktlicher Lieferung verknüpft war.
    Seit 1996 hatte Egon Traut vier Angestellte. Drei von ihnen waren mit der Herstellung in Chadows neuem Industriegebiet beschäftigt, eine kümmerte sich ums Büro. Letztere hieß Betty Klingerweijk, war auf den Tag genau zehn Jahre jünger als er und besaß ein paar Brüste, die ihm nachts ab und zu den Schlaf raubten und die er nicht aus dem Kopf bekam.
    Wenn er in seinem ehelichen Schlafzimmer lag natürlich. Hin und wieder kam es vor, dass er stattdessen im gleichen Bett wie besagte Brüste lag, und bei diesen (leider allzu sporadisch wiederkehrenden) Gelegenheiten musste er sich natürlich keinerlei Mühe geben, sie aus dem Kopf zu bekommen. Ganz im Gegenteil – sie in den Kopf

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