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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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fauchte.
    Benjamin Kerran. Das war der Eröffnungszug. Der einzige Name, den er noch untersuchen musste. Der Einzige, der von den Sechsundvierzig noch übrig geblieben war.
    Und der sie ein wenig durcheinander gebracht hatte. Denn es gab keinen Benjamin Kerran in Maardam, wie sich im Laufe des Nachmittags herausgestellt hatte. In der ganzen Region nicht. Nicht einmal – wenn es denn stimmte, was Rooth behauptete, bevor sie sich heute auf der Polizeiwache voneinander getrennt hatten – im ganzen verfluchten Land!
    Jung hatte eine Weile gebraucht, sich im Netz zurechtzufinden. Und noch einmal so lange, bevor er begriff, was er anstellen musste, um zu suchen. Im ersten Suchprogramm hatte er überhaupt keinen Treffer. Nur ein paar ungefähre, bei denen der Nachname – dazu noch meistens anders buchstabiert – stimmte, aber nicht der Vorname. Aber dann, als es ihm schließlich gelungen war, in ein größeres Programm zu wechseln, tauchte er plötzlich auf.
    Benjamin Kerran
    Ha!, dachte Jung. Da soll mir doch keiner kommen und behaupten, ich würde nichts von Computern verstehen.
    Er beugte sich vor und las. Mit wachsender Verwunderung, schnell wachsender Verwunderung, denn es handelte sich ja nur um ein paar Zeilen.
    Benjamin Kerran war gar kein lebender Mensch. Auch kein toter, wenn man es genau nahm. Es handelte sich um eine literarische Figur. Fiktiv. Ganz offensichtlich.
    Geschaffen von einem englischen Autor namens Henry Moll, nach allem, was da auf dem Bildschirm stand. Jung hatte noch nie von ihm gehört, aber als er weiter klickte, erfuhr er, dass dieser Moll Anfang des 20. Jahrhunderts eine Reihe weniger bekannter Reiseschilderungen geschrieben hatte. Sowie eine Serie noch weniger bekannter Krimis… ja, das stand wortwörtlich so da: »noch weniger bekannt«.
    Und in einem von denen kam also die Figur Benjamin Kerran vor.
    In einem Buch mit dem bizarren Titel
Strangler’s Honeymoon
genauer gesagt. Herausgegeben das erste (und höchstwahrscheinlich auch letzte) Mal 1932 in London in einem Verlag, der Thurnton & Radice hieß. Im Buch war Benjamin Kerran, soweit Jung es zumindest verstand, eine Art Hauptperson – ein Serienmörder (ein sehr früher also), der sich in den schummrigen Vierteln der Großstadt herumtrieb und prostituierende Frauen en gros und en detail erwürgte, alles genau nach den Instruktionen, die er durch Stimmen erhielt, die zu ihm in seinem Kopf sprachen und ihn eine Art pervertierten göttlichen Auftrag ausführen ließen.
    Jung starrte auf den Bildschirm.
    Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? Er las den Text noch einmal durch.
    Konnte das wirklich Zufall sein?
    Er ging ins Wohnzimmer und stellte die CD ab. Konnte Martina Kammerle
Strangler’s Honeymoon
gelesen haben?
    Das erschien unwahrscheinlich. Es hatte nicht viele Bücher in der Wohnung in der Moerckstraat gegeben, aber die, die es überhaupt gab, standen in Monica Kammerles Bücherregal. Das Mädchen hatte offensichtlich einiges gelesen.
    Aber einen obskuren Kriminalroman aus den Dreißigern? Henry Moll?
    Kaum anzunehmen, dachte Jung und setzte sich wieder vor den Bildschirm. Und wenn sie es doch getan haben sollte, warum sollte sie dann den Namen dieses literarischen Mörders auf ihren Collegeblock geschrieben haben?
    Nein, der Zusammenhang war zu unwahrscheinlich, beschloss er. Es war reiner Zufall. Ein Zufall und eine Überschneidung in einer überinformierten Datenwelt, in der fast alles eintreffen konnte. In der alle möglichen merkwürdigen Informationen gespeichert wurden und in der die haarsträubendsten Fremdbestäubungen stattfinden konnten.
    Ein Name ohne Telefonnummer auf dem Notizblock eines verschwundenen Mädchens und ein fiktiver englischer Mörder?
    Nein, dachte Jung. Sie haben trotz allem so ihre Grenzen, diese Geräte.
    Er schaltete den Computer aus und ging ins Bett.
    Aber der Name Benjamin Kerran blieb an einem Faden in Jungs Bewusstsein hängen, und als er ein paar Stunden später in der Nacht erwachte, wusste er sofort, warum er von diesen erwürgten Frauen und den engen, von Menschen wimmelnden Gassen in Covent Garden und Soho geträumt hatte, in denen er vor zwei Jahren mit Maureen eine Urlaubswoche verbracht hatte.
    Und während er auf dem warmen Badezimmerboden stand und pinkelte, beschloss er, zumindest Rooth zu erzählen, was er da am Abend gefunden hatte.
    Man konnte schließlich nie wissen.

22
    Hinterher – nachdem er es seiner Frau und seinen Kindern berichtet hatte, beziehungsweise bevor er es

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