Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
Luft.
Scheiße, dachte er. Ich vertrage es nicht, mir um so was hier Gedanken machen zu müssen.
Er machte die Runde und löschte überall das Licht. Kontrollierte, dass niemand auf der Treppe zum Dachboden war, bevor er sich aus der Tür schlich und sie wieder verschloss. Eilte die kurze Treppe hinunter und zu seinem Auto auf der Straße.
Schaute auf die Uhr. Eine Viertelstunde, länger war er nicht da drinnen gewesen.
Ich habe jobmäßig noch in letzter Sekunde den Absprung geschafft, dachte er.
Sowohl das Team von Inspektor Le Houde wie auch das Ärzteteam waren schon vor Ort, als Reinhart und Rooth in Behrensee eintrafen. Der Regen, der vor einer Stunde eingesetzt hatte, prasselte jetzt herab, und Le Houde sah aus, als hätte er sich bereits eine ganze Weile in dem nassen Sand gewälzt. Obwohl er von Kopf bis Fuß in Plastik gehüllt war, weshalb Reinhart lieber kein Wort darüber verlor.
Außerdem konnte er ja wohl diesmal kaum ein Fußballspiel verpasst haben.
»Nun?«, fragte er. »Ist sie es?«
»Woher soll ich das verdammt noch mal wissen?«, erwiderte Le Houde. »Es ist ein Mädchen ungefähr im passenden Alter, und sie ist erwürgt worden. Das ist alles, was ich bis jetzt sagen kann.«
»Wer hat sie gefunden?«, fragte Rooth.
Le Houde zeigte mit der Hand über die Schulter.
»Ein Kerl namens Ewerts. Er steht da hinten… nun ja, genau genommen war es sein Hund. Hat nach einem Kaninchen gebuddelt, und dabei stattdessen das hier gefunden.«
»Wie lange hat sie hier gelegen?«, wollte Reinhart wissen.
Le Houde zuckte mit den Schultern.
»Fragt mich nicht. Aber Meusse kommt gleich. Der kann ja meist den Stammbaum eines Kuhfladens bestimmen.«
Reinhart nickte und ging zum Fundplatz. Man hatte einen Baldachin aus dünner Plastikfolie darüber gespannt, und darunter krochen drei Techniker herum. Gerichtsmediziner Meusse selbst stand in der Nähe unter einem Regenschirm und rauchte. Er grüßte mürrisch, als er Rooth und Reinhart erblickte.
»Guten Morgen«, sagte Reinhart. »Hast du sie dir angeguckt?«
»Ja, natürlich«, sagte Meusse. »Ihr auch?«
»Noch nicht«, sagte Reinhart. »Aber das werden wir noch. Was hast du dazu zu sagen?«
»Nicht viel«, erklärte Meusse.
»Ah, ja«, sagte Rooth. »Es ist aber auch reichlich schlechtes Wetter.«
Meusse gab keine Antwort.
»Also, wir möchten gern wissen, ob es sich bei der Leiche um Monica Kammerle handeln könnte«, sagte Reinhart. »Die Tochter dieser Frau, die…«
»Ich weiß«, schnitt ihm Meusse das Wort ab und schnipste seinen Zigarettenstummel über die Schulter weg. »Ich bin noch nicht senil. Doch, das könnte sie sein. Die Zeit kommt hin, sie hat hier schon eine Weile gelegen. Und ist auch erwürgt worden.«
»Aha?«, sagte Rooth, um überhaupt etwas zu sagen.
Meusse blinzelte ihm zu und knirschte eine Weile mit den Zähnen.
»Sonst noch was, bevor wir schauen?«, fragte Reinhart.
Meusse zog ein Taschentuch hervor und wischte sich damit den kahlen Kopf ab.
»Sieht so aus, als fehlten ihr die Unterschenkel«, sagte er.
»Was?«, rief Reinhart aus.
»Die Beine sind an den Knien gekappt worden. Alle beide, aber das wird ja wohl nicht einmal euch entgehen.«
»Gekappt?«, fragte Rooth. »Warum das denn?«
»Frag mich nicht«, sagte Meusse. »Frag lieber den, der das gemacht hat… und jetzt müssen die Herren mich entschuldigen.«
Er ging zum Baldachin, hockte sich hin und gab seine Befehle.
Rooth guckte Reinhart an.
»Sollen wir… ?«, fragte er.
»Wir müssen ja wohl«, sagte Reinhart. »Das ist ja sozusagen das Tolle an unserem Job. Abgekappte Beine, verdammte Scheiße.«
»Vielleicht hat er das gemacht, nachdem er sie getötet hat«, sagte Rooth. »Lass es uns hoffen.«
Als Van Veeteren das Antiquariat betrat, war er ziemlich vom Regen durchnässt, und seine Seele hing wie ein waidwundes Tier in seinem Körper, zumindest hatte er so ein Gefühl. Um diesem Elend entgegenzuarbeiten, zog er die Gardinen vor und schloss sich ein. Goss sich ein Wasserglas mit Portwein voll und ließ sich in den Ohrensessel im Hinterzimmer sinken.
Stand schon nach einer Minute wieder auf und holte sich Blake aus den Regalen, es gab drei verschiedene Ausgaben, und dann blieb er so den ganzen Vormittag sitzen. Der Regen kam und ging, trommelte draußen auf den Gehweg und gegen das Fenster, aber kein einziger Kunde kam und rüttelte an der Türklinke.
Vielleicht liegt es nur an Blake, dem Regen und dem Portwein, dachte er, als die Uhr
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