Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
es war sehr seltsam – es geht um den Drachen auf meiner Stirn …«
Als ich mich wieder auf den Weg in mein Zimmer mache, geht es mir viel besser. Ich habe meiner Mutter von dem Schwert erzählt, das Papa mir zum Geburtstag geschenkt hat, und habe ihr gesagt, wie cool ich vor allem die Inschriften auf dem Griff finde. Es gibt nämlich nur wenige Schwerter, die so was haben. Und ich habe ihr gesagt, dass ich fast sicher bin, dass sie bei dem Geschenk ihre Finger im Spiel hatte – und dass seitdem viel Seltsames passiert ist.
Ich will gerade in mein Zimmer gehen, da entdecke ich einen Lichtschein. Ich beuge mich über das Treppengeländer und sehe Sombra, der offenbar auf dem Weg in den Keller ist – das ist alles sehr, sehr merkwürdig!
V
Graf gegen Ritter
W ährend Crispín die Pferde sattelte und den Proviant verstaute, gingen Arquimaes, Arturo und Alexia in das Skriptorium. Der Weise wollte sich von seinen ehemaligen Klosterbrüdern verabschieden, und die Mönche waren sehr betrübt darüber, dass einer ihrer engsten Freunde und zugleich einer der besten Kalligrafen sie so schnell wieder verlassen wollte.
»Wir sind untröstlich, Arquimaes«, sagte Bruder Pliego. »Wir hatten gehofft, du würdest vielleicht bei uns bleiben und wieder als Kalligraf arbeiten.«
»Nichts in der Welt würde ich lieber tun«, antwortete der Weise. »Aber ich habe einen Auftrag zu erfüllen. Wir leben in einer Zeit, die sehr gefährlich ist für die Schrift. Die Finsteren Zauberer bekämpfen die Alchemie mit aller Macht und bereiten eine große Schlacht vor. Deswegen werde ich meine Kenntnisse in den Dienst der einzigen Person stellen, die sich Demónicus entgegenzustellen weiß: Königin Émedi.«
»Hier sind wir in Sicherheit«, sagte Bruder Pluma. »Wir schaden niemandem. Wir schreiben lediglich Bücher, und unsere einzigen Waffen sind Schreibfeder und Pergament.«
»Sehr mächtige Waffen, vor denen die Unwissenden große Angst haben. Das schlimmste Übel für sie ist, dass das Wissen, die Dichtkunst und alles andere, was der Geist hervorbringt, in Büchern festgehalten werden.«
»Ich habe gesehen, wie diese Teufel eine Armee aufstellen, mit der sie eines Tages versuchen werden, uns zu vernichten«, ergänzte Arturo. »Und das wird eher früher als später geschehen.«
»Wir wollen unsere Brüder nicht beunruhigen«, mahnte der Vorsteher des Skriptoriums. »Um arbeiten zu können, brauchen wir Muße.«
»Wir müssen aufbrechen, ehe … Was ist da los? Was bedeutet dieses Geschrei?«, fragte Arquimaes.
Alarmiert durch das Stimmengewirr, das aus dem Innenhof zu ihnen drang, stürzten alle zum Fenster, um nachzusehen, was geschah – es bot sich ihnen ein grausiger Anblick.
Morfidio, Oswald und seine Männer waren in die Abtei eingedrungen und schlugen jeden nieder, der es wagte, sich ihnen entgegenzustellen. Auf dem Plaster und im Schmutz lagen Leichen. Arquimaes war wie vor den Kopf geschlagen. Sein Bruder Tránsito hatte ihm vorgeworfen, dass er stets Gewalt mit sich bringe, doch er hätte nie gedacht, dass das so weit gehen würde.
Die Barbaren erschlugen alles, was sich bewegte, während einige Mönche durch das offene Tor in die schneebedeckten Berge zu entkommen suchten – doch dort lauerten andere Gefahren.
»Was sollen wir nur tun?«, fragte Bruder Pliego. »Wer wird uns verteidigen?«
Arquimaes sah Arturo flehend an.
»Du bist der Einzige, der uns helfen kann!«
»Ich bin unbewaffnet!«, erwiderte Arturo. »Und gegen diese Übermacht werde ich alleine ohnehin nichts ausrichten können!«
»Gebrauche deine Macht, wie bei deinem Kampf gegen den Drachen!«, befahl ihm der Weise.
»Seine Macht?«, fragten die Mönche. »Welche Macht?«
»Die Macht der Buchstaben!«, schrie Arquimaes. »Dafür hast du sie doch!«
Arturo zögerte. Eine Sache war es, gegen einen Drachen zu kämpfen, eine ganz andere jedoch, sich bewaffneten Männern, blutrünstigen und kampferprobten Kriegern entgegenzustellen.
In diesem Augenblick kam Crispín völlig aufgelöst in den Saal gelaufen.
»Hier ist dein Schwert!«, rief er Arturo zu. »Wir müssen versuchen zu fliehen, bevor sie uns alle umbringen!«
Arturo packte das Schwert, das Crispín ihm gebracht hatte, mit beiden Händen. Er wusste, dass er gegen die feindliche Übermacht nicht viel würde ausrichten können, doch sein Blut kochte und verlangte nach Taten. Er spürte, dass er kämpfen musste, und obwohl ihm bewusst war, dass es möglicherweise sein Leben kosten
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