Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
sie versucht haben, sich gegenseitig umzubringen, ist es doch normal, dass sie Todesangst hatten, oder?«, widerspreche ich.
Adela und der Inspektor sehen sich an. Ich glaube, sie sind sich darüber im Klaren, dass sie aus mir nichts rauskriegen. Aber so richtig überzeugt haben sie meine Erklärungen nicht.
»Na gut, Arturo, du kannst jetzt gehen«, sagt der Polizist. »Aber möglicherweise musst du später noch ein paar Fragen beantworten. Geh zu einem Arzt, für den Fall, dass du verletzt bist.«
»Ja, Señor, und vielen Dank.«
Ich stehe auf und gehe zur Tür. Da ruft mich der Inspektor noch mal zurück, um mir eine letzte Frage zu stellen: »Warum bist du überhaupt in den Keller gegangen? Hat dir jemand gesagt, dass da was nicht in Ordnung war?«
»Nein, Señor, ich wollte auf die Toilette, und da hab ich gesehen, dass die Tür zum Keller offen stand. Also bin ich runtergegangen, um nachzusehen … Die Tür ist normalerweise immer geschlossen.«
»Gut … Vielen Dank.«
Ich gehe hinaus. Draußen warten Metáfora, Norma und mein Vater auf mich. Sie umarmen mich.
»Tut mir leid, dass ich dir den Vortrag verdorben habe, Papa«, entschuldige ich mich.
»Mach dir deswegen keine Gedanken. Schade nur, dass die Cocktails ausfallen mussten, aber das holen wir ein andermal nach. Wichtig ist nur, dass dir nichts passiert ist.«
»Und was war mit der Polizei?«, fragt Norma. »Konntest du ihnen weiterhelfen? Adela macht sich große Vorwürfe, weil sie dir nicht zugehört hat.«
»Es war nicht ihre Schuld, ich hätte nicht alleine runtergehen sollen. Und außerdem hatten die Typen alles ganz genau geplant.«
Metáfora nimmt meine Hand und wischt mir das restliche Blut von der Lippe.
»Du solltest dich jetzt besser hinlegen«, schlägt sie mir vor. »Ich bringe dich noch nach oben, und dann reden wir morgen weiter.«
»Das ist eine gute Idee«, stimmt ihr Norma zu. »Nach allem, was du erlebt hast, ruhst du dich jetzt besser aus.«
»Los, komm«, sagt Metáfora. »Wenn du willst, mache ich dir einen Kräutertee oder was anderes.«
»Nein, nicht nötig, wirklich nicht … Ich glaube, ich muss nur etwas schlafen.«
»Also dann, mein Junge, bis morgen«, sagt mein Vater. »Und sei unbesorgt, ich kümmere mich um den Papierkram mit der Polizei und das alles.«
»Danke, Papa. Bis morgen.«
Wir gehen in den dritten Stock hinauf. Vor meiner Tür wartet Sombra auf mich. Er kommt auf mich zu und umarmt mich.
»Arturo, mein Kleiner, ich bin so glücklich, dass dir nichts passiert ist«, sagt er liebevoll. »Diese Ganoven haben uns einen gehörigen Schreck eingejagt.«
»Danke, Sombra, du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, versichere ich ihm. »Es ist alles vorbei.«
»Ich fürchte, das war erst der Anfang. Überall erzählt man sich schon, dass die Stiftung mit wertvollen Kunstschätzen vollgestopft ist. Also werden sie es wieder versuchen. Kunstdiebe haben keine Eile. Sie wissen, dass sie früher oder später kriegen, was sie wollen.«
»Na ja, jetzt haben wir ja einen Sicherheitsdienst …«
»Du hast ja gesehen, was das nützt … Wenn du sie nicht erwischt hättest, wäre das alles verloren gewesen«, seufzt er.
»Aber das ist es ja nicht und jetzt wandern sie erst mal für lange Zeit in den Knast«, erwidere ich.
»Das war sehr mutig von dir, Arturo«, sagt Metáfora. »Du hast verhindert, dass die Typen den ersten Keller leer geräumt haben.«
»Aber sie werden wiederkommen und versuchen, auch den zweiten und dritten Keller zu plündern. Sie werden alles mitnehmen, was sie kriegen können«, prophezeit Sombra.
»Ich muss mich jetzt ausruhen, Sombra«, sage ich erschöpft. »Können wir morgen weiterreden?«
Er nimmt meinen Kopf in beide Hände und drückt mir einen Kuss auf die Stirn, über den Augenbrauen, genau auf die Stelle, an der sich der Drachenkopf befindet.
»Danke für deine Hilfe«, murmelt er. »Du bist ein erstklassiger Wächter.«
Er geht die Treppe hinunter. Wir sehen ihm nach und gehen dann in mein Zimmer. Ich stelle mich vor den Spiegel im Bad und wasche mir die letzten Reste Blut aus dem Gesicht. Dann kämme ich mich und setze mich Metáfora gegenüber, die es sich auf dem Bettrand bequem gemacht hat.
»Uff, bin ich müde! Ich glaube, ich werde zwei Tage lang durchschlafen.«
»Hast du gesehen, was Sombra gemacht hat?«
»Ja, er hat mich auf die Stirn geküsst. Das macht er manchmal …«
»Er hat den Drachenkopf geküsst und ihm gesagt, dass er ein erstklassiger Wächter
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