Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
sei.«
»Erzähl doch keinen Blödsinn! Das hat er nicht zu ihm gesagt, sondern zu mir. Damit wollte er sich bei mir bedanken, weil ich die Schätze der Stiftung verteidigt habe. Alles, was im Keller ist, gehört nämlich ihm.«
»Ich sag’s dir, er hat den Drachen geküsst und mit ihm geredet.«
»Komm, lass uns nicht streiten …«
»Jetzt kannst du nicht mehr leugnen, dass der Drache lebendig werden kann und dich verteidigt! Nicht so wie bei Jazmín und Horacio.«
»Bitte, Metáfora, hör auf. Das haben sich die Typen ausgedacht, um die Polizei abzulenken. Angeblich können sie sich an nichts anderes erinnern, nur dass der Drache sie attackiert hat – was für ein Zufall! Sie erinnern sich nur an das, was ihnen in den Kram passt!«
»Genauso wie du! Du willst dich ja auch an nichts mehr erinnern können.«
»Ich bin ohnmächtig geworden.«
»Klar, mein Name ist Hase, ich weiß von nichts …«
Manchmal nervt sie wirklich. Deswegen gebe ich ihr zu verstehen, dass ich nicht vorhabe, auf ihre seltsamen Fragen zu antworten. Das ist besser für alle.
»Ich gehe nicht aus dem Zimmer, bis du mir erklärt hast, was mit diesem Drachen los ist«, beharrt sie. »Ich meine es ernst!«
»Mein Gott, du kannst einen aber auch echt nerven!«
»Aber ich bin nicht blöd. Erzähl mir, was es mit der Tätowierung auf sich hat.«
»Was weiß ich! Langsam fange ich an zu glauben, dass die Tinte halluzinogene Eigenschaften hat. Jeder, der intensiv darauf starrt, kriegt Visionen. Er glaubt dann, der Drache bewege sich, aber in Wirklichkeit ist es nur eine Sinnestäuschung und weiter nichts!«
»Das kannst du deiner Großmutter erzählen, bei mir zieht das nicht«, entgegnet Metáfora ein wenig beleidigt.
»Ach nein? Komm her und sieh mich an! Du wirst sehen, nach einer Weile hast du den Eindruck, dass der Drache lebt und dich verschlingen will!«
»Du bist echt unterträglich! Ich mache mir Sorgen um dich, und dir fällt nichts Besseres ein, als mich auszulachen.«
»Tut mir leid, Metáfora, wirklich. Aber langsam gehst du mir mit dieser Geschichte auf die Nerven. Glaub mir, da ist nichts! Nur eine harmlose Zeichnung, die mir das Leben vermiest und über die alle lachen.«
»Ich wollte, ich könnte dir glauben! Aber ich habe gesehen, in welchem Zustand die beiden Männer waren. Sie behaupten steif und fest, dass sie von einem Tier angefallen worden sind, das von deiner Stirn kam.«
»Warum glaubst du nicht einfach mir anstatt ihnen? Vergiss nicht, das sind Kriminelle. Und jetzt lass mich bitte schlafen, mir fallen schon die Augen zu, ehrlich …«
»Also gut, dann bis morgen. Aber glaub ja nicht, dass du mich überzeugt hast! Ich weiß, dass du mir was verheimlichst. Und ich werde rauskriegen, was!«, sagt sie drohend.
Als sie das Zimmer verlassen hat, ziehe ich meinen Schlafanzug an und lasse mich erschöpft ins Bett fallen. Ich betaste meine Stirn und streiche liebevoll über den Drachen. Es juckt mich am ganzen Körper, aber ich will gar nicht sehen, wie die Buchstaben über meine Haut kriechen. Ich denke, heute Nacht werde ich besonders lebhafte Träume haben.
XXI
Arquimaes, Émedi und
Arturo
L angsam kehrte Arturos Gedächtnis zurück. Er erinnerte sich deutlich daran, dass Alexia ihm gesagt hatte, Arquimaes habe sich in das Schloss von Königin Émedi geflüchtet. Es war nicht sicher, ob er sich immer noch dort aufhielt, doch es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
Er lenkte den Flug des Drachen nach Norden. Wenn Arquimaes dort ist, werde ich ihn finden, dachte er. Der Drache gehorchte den Befehlen des Jungen, der ihn mit fester Hand lenkte, obwohl er noch nie auf einem dieser eindrucksvollen Tiere gesessen hatte. Sie flogen durch tief hängende Wolken, die ein schweres Gewitter ankündigten, und gewannen dann an Höhe. Dabei mussten sie mehreren merkwürdigen Vögeln mit spitzen Schnäbeln ausweichen, die wahrscheinlich von Demónicus geschickt worden waren. Die Vögel hatten die Verfolgung aufgenommen, gerade als der Drache in die Weißen Berge geflogen war, und jagten sie eine Zeit lang – doch dann ermüdeten sie und gaben auf.
Arturo und der Drache überflogen eine Schlucht und erreichten die Ebenen des Königreiches Emedia, als sich ein furchtbares Gewitter entlud. Eine mörderische Hitze entzündete die Wälder, aus denen riesige Feuer aufloderten; doch allen Widrigkeiten zum Trotz gelangten sie sicher ans Ziel.
Arturo wusste nicht genau, wo sich Émedis Schloss befand, nur dass es
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