Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
kannte, was würde dann erst passieren, wenn die noch sehr viel brutaleren Truppen der Infanterie einfielen?
Eine Stunde später rückten die Fußsoldaten vor. Die ersten Sonnenstrahlen spiegelten sich auf den glänzenden Rüstungen, Lanzen und Schilden wider. Im Rhythmus der Kriegstrommeln marschierten die Soldaten voran, die Standarten flatterten im Wind.
Die Wachposten auf den Zinnen der gräflichen Burg schlugen Alarm und die wachhabenden Offiziere benachrichtigten Graf Morfidio. Er und seine Vertrauensleute konnten nun beobachten, wie sich die Truppen des Feindes um die Festung herum niederließen. Offenbar bereiteten sie sich auf eine lange Belagerung vor. Sie waren gekommen, um zu siegen oder zu sterben.
Eilig errichteten die Invasoren Mannschaftszelte, Rundzelte und Palisaden. An den zentralen Punkten wurden Fahnen aufgestellt, Fanfaren schmetterten Befehle, die unverzüglich ausgeführt wurden. Schließlich wurden alle Wege gesperrt, die in die Festung hinein- oder herausführten.
Eric Morfidio musste vor Wut schäumend mit ansehen, wie seine Burg innerhalb weniger Stunden vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten wurde.
»Bringt mir auf der Stelle diesen verrückten Alchemisten her!«, befahl er in einem Ton, der keinen Zweifel an seinem Gemütszustand ließ.
Arquimaes und Arturo schliefen noch in ihrem Verlies. Man zerrte sie hoch und schleppte sie zum Grafen auf den Hauptturm. Als die beiden sahen, was um die Burg herum vor sich ging, krampften sich ihre Herzen zusammen. Sie wussten, wenn Benicius seine Streitkräfte auf diese Weise mobilisierte, würden viele Menschen sterben.
»Das ist alles deine Schuld, Alchemist!«, schrie Morfidio. »Das kommt von deiner Halsstarrigkeit. Bist du nun zufrieden? Du sagst, du willst den Menschen helfen, aber deinetwegen werden wir alle sterben!«
»Lass mich in Frieden gehen, bevor es zu spät ist!«, entgegnete der Weise. »Ich flehe dich an, gib deine ehrgeizigen Pläne auf!«
Ohne Vorwarnung holte Hauptmann Cromell aus und schlug Arquimaes mehrmals brutal ins Gesicht.
»Hüte deine Zunge!«, warnte er ihn. »Sprich nie wieder so zu deinem Herrn!«
Eric Morfidio blickte nach draußen, als ginge ihn das, was Arquimaes soeben zu ihm gesagt hatte, überhaupt nichts an.
»Es sind viele«, bemerkte er. »Das wird eine erbitterte Schlacht.«
»Lass mich frei und es wird nicht dazu kommen«, verlangte Arquimaes. »Ich werde Benicius dazu bringen, seine Truppen abzuziehen.«
»Hältst du mich für dämlich? Glaubst du vielleicht, ich lasse zu, dass sich dieser Hundsfott deiner Formel bemächtigt? Eher sterbe ich, als mich seinem Willen zu unterwerfen!«
»Aber es geht ihm doch gar nicht um mein Geheimnis! Er will mich nur befreien.«
»Dich befreien? Warum sollte er dich befreien, wenn es ihm nicht um die Macht geht, die ihm deine Entdeckung verschaffen kann? Glaubst du, er hätte seine Armee mobilisiert, nur weil er dich mag?«
»Er verdankt mir sein Leben. Ich habe ihn von der Lepra geheilt und er steht in meiner Schuld.«
»Du bist naiv. Arco de Benicius ist nur sich selbst etwas schuldig. Dieser Kleinkönig weiß ganz genau, was er will. Er ist eine Schlange!«
Arturo konnte sich nicht länger zurückhalten. »Du wirst dein Ziel nie erreichen, verfluchter Graf!«, brach es aus ihm heraus. »Arquimaes wird dir seine Formel niemals anvertrauen!«
Morfidio trat an den Jungen heran und musterte ihn lange. »Glaub nur nicht«, zischte er ihm ins Ohr, »du würdest noch einmal mit dem Leben davonkommen! Wenn ich sterbe, dann stirbst auch du! Nicht einmal die magischen Kräfte deines Herrn werden dich dann retten können!«
Arturo wollte etwas erwidern, als ein Wachposten den Arm hob und auf drei Reiter zeigte, die sich dem Schloss näherten.
»Herr, eine Abordnung! Mit einer weißen Flagge!«
»Kümmere du dich um sie, Hauptmann. Sie sollen sagen, was sie zu sagen haben. Und dann sollen sie schleunigst wieder zu ihren Truppen zurückkehren, bevor ich sie alle drei töten lasse«, brüllte der Graf, außer sich vor Wut. »Dieser verdammte Benicius!«
Verzweifelt vernahm Arquimaes Morfidios Worte. Er wusste nur zu gut, dass sich Graf Benicius nie freiwillig unterwerfen würde und somit ein Krieg unvermeidlich war.
* * *
Arco de Benicius empfing seine Gesandten im königlichen Hauptzelt. Doch er wusste schon im Voraus, was sie berichten würden.
»Er weigert sich, nicht wahr?«, fragte er, kaum dass sie eingetreten waren.
»Morfidio ist nicht einmal
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