Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
aber in Wirklichkeit waren seine Kräfte noch lange nicht erschöpft.
Als es so aussah, als ob sich der Kampf noch ewig hinziehen würde, konnte Arturo einen wichtigen Treffer anbringen. Er verletzte Ratala am Bein und brachte ihn dazu, die Deckung seines Oberkörpers zu vernachlässigen. Aus der tiefen Wunde spritzte das Blut wie aus einer Fontäne. Der Drache des Fürsten bäumte sich auf. Arturo nutzte seinen Vorteil und traf seinen Gegner erneut, sodass Fürst Ratala gefährlich ins Schwanken geriet.
Die Ritter und Soldaten des Schlosses jubelten vor Freude. Ihre Schreie erfüllten die Luft und feuerten Arturo noch mehr an. Doch da geschah etwas Unvorhergesehenes. Ratala, der sich in die Enge getrieben sah, riss seinen Drachen plötzlich hoch und befahl dem Tier, den jungen Ritter von oben zu packen. Überrascht von diesem niederträchtigen Manöver, setzte sich Arturo mit seinem Schwert zur Wehr und zerfetzte die Klauen des Drachen. Das Tier fauchte vor Schmerzen und Ratala musste sich zurückziehen. Arturo gelang es jedoch, mit einem wuchtigen Hieb einen Flügel des Drachen zu verletzen, sodass er das Gleichgewicht verlor und abstürzte. Schon im Fallen klammerte sich Ratalas Drache an den des jungen Ritters und zog ihn mit sich in die Tiefe.
Drachen und Reiter schlugen hart auf dem Boden auf und wurden in eine Staubwolke gehüllt.
Je länger der Kampf dauerte, desto unruhiger wurde Demónicus. Sein Zustand verschlimmerte sich von Minute zu Minute. Er schäumte vor Wut, als er sah, dass sein zukünftiger Schwiegersohn offenbar nicht in der Lage war, den verhassten Feind ins Jenseits zu befördern. Er ließ seine Tochter rufen, die sich, wie man ihm gesagt hatte, im Zelt des Fürsten aufhielt, um die Götter anzurufen und sie um Ratalas Sieg zu bitten.
»Sie soll herkommen!«, brüllte der Finstere Zauberer. »Wenn ich schon sterben muss, will ich vorher noch mit ihr sprechen! Ich will sie an meiner Seite haben! Bringt sie her!«
Die Drachen wälzten sich auf dem Boden. Ihr Blut tränkte die weißen Seiten der Bücher, die rundherum verstreut lagen. Ratalas Drache versuchte wieder aufzufliegen, aber Arturos schwarzer Drache fiel über ihn her, biss ihm in den Hals und riss ihm den Kopf ab. Dann verwandelte er sich zurück: Sein Körper löste sich in die einzelnen Buchstaben auf, die auf die Seiten der Bücher zurückkehrten.
Arturo und Ratala nahmen unterdessen den Kampf wieder auf. Ratala hatte inzwischen Mühe, sich auf den Beinen zu halten, und Arturo merkte, dass er am Ende seiner Kräfte war. Da begriff er, dass das Duell bald beendet sein würde. Der Kampf konnte nur mit Ratalas Aufgabe enden oder mit seinem Tod.
»Lass dein Schwert fallen, Ratala, das Duell ist beendet!«, rief Arturo. »Rette dein Leben, solange noch Zeit ist!«
Doch Ratala gab keine Antwort. Er reagierte nicht auf Arturos Angebot und stürzte sich mit neu erwachter Energie auf seinen Gegner. Der Fürst war offenbar entschlossen, seine letzte Kraft darauf zu verwenden, Arturo zu töten.
Die Klingen kreuzten sich erneut mit ungeahnter Heftigkeit, sodass die Funken nur so stoben. Die Soldaten auf der Festungsmauer zitterten vor Angst. Alle wussten, dass der Kampf in die entscheidende Phase gegangen war. Wenn zwei Gegner so erbittert gegeneinander kämpften, war sicher, dass einer von ihnen sterben würde.
Plötzlich geriet Arturo ins Stolpern und fiel. Der Fürst packte sein Schwert mit beiden Händen und holte zum tödlichen Schlag aus – doch Arturo reagierte schnell und bohrte das alchemistische Schwert in den Bauch des boshaften Fürsten. Ratala stand einen Moment reglos, dann fiel er schwer auf die Knie, ohne einen Laut von sich zu geben, als hätte der Tod ihn überrascht.
Arturo legte sein Schwert nieder und hob die Arme zum Zeichen des Sieges. Die Bewohner des Schlosses stimmten ein Freudengeheul an, das noch lange im Lager des Finsteren Zauberers zu hören war.
Arturo Adragón hatte Fürst Ratala getötet!
* * *
Als ein Soldat ins fürstliche Zelt trat, um Alexia die Todesnachricht zu überbringen, erwartete ihn eine Überraschung: Ratala lag in tiefem Schlaf auf seinem Lager. Der Soldat wollte seinen Herrn wecken, um sich zu vergewissern, dass dieser noch lebte. Doch der Fürst schlief so tief und fest, dass anscheinend nichts ihn in die Wirklichkeit zurückholen konnte.
Der Diener verstand nicht, was da geschehen war. Die Rüstungskammer war leer, und der Knappe, der dem Fürsten beim Anlegen der Rüstung
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