Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
silbernes Schwert, hob den Arm und gab einen weiteren Befehl: »Öffnet das Haupttor und folgt mir!«
Sie gab ihrem Pferd die Sporen und ritt auf das Haupttor zu, das sich bereits langsam öffnete. Die Ritter folgten ihr. Auch die Soldaten der Infanterie setzten sich in Marsch, obwohl sie sich bewusst waren, dass draußen der sichere Tod auf sie wartete. Doch das war ihnen jetzt egal. Wenn die Königin sich als Erste dem Feind entgegenwarf, konnten sie nicht zurückbleiben.
Émedi näherte sich Arturo, der über Alexias Leiche gebeugt war und bitterlich weinte. Sie befahl ihren Rittern, einen Kreis um die beiden zu bilden und Arturo, wenn nötig, mit ihrem eigenen Leben zu verteidigen. Ein Dutzend tapferer Männer folgte ihrem Befehl und bildete einen menschlichen Schutzschild um Arturo Adragón.
Die Königin sah mit besorgter Miene, wie Demónicus’ siegessichere Truppen auf sie zumarschiert kamen.
»Wir wollen als freie Menschen sterben!«, rief sie ihren Männern zu. »Zeigen wir diesen Barbaren, wie wahre Helden zu sterben verstehen!«
Sie wollte gerade vorwärtsstürmen, als Arquimaes sich ihr in den Weg stellte.
»Herrin, hört mich an«, sagte er. »Ihr erweist Eurem Reich einen größeren Dienst, wenn Ihr dafür sorgt, dass Arturo wieder zu sich kommt. Ich glaube, er braucht jetzt Eure Hilfe.«
»Ich muss meine Männer anführen! Arturo wird sich selbst helfen!«
»Ihr täuscht Euch, Herrin. Arturo braucht Euren Atem. Ich kann die Führung der Armee übernehmen, wenn Ihr erlaubt.«
Émedi warf einen Blick auf Arturo und begriff, dass Arquimaes recht hatte. Für Arturo war eine Welt zusammengebrochen. Für ihn war nur eines wichtig: seine geliebte Alexia zu beweinen, die Tochter des Mannes, den er mehr als alles auf der Welt hasste.
»Einverstanden, Arquimaes! Übernehmt das Kommando und ich will mich um Arturo kümmern«, willigte die Königin ein.
»Gebt mir Euer Silberschwert«, bat der Weise. »Überlasst mir das Symbol der Macht.«
»Hier habt Ihr es. Aber missbraucht es nicht!«, sagte sie, bevor sie ihren Männern weitere Befehle gab: »Gehorcht dem weisen Arquimaes, wie ihr mir gehorcht! Von nun an hat er die Befehlsgewalt!«
Die Ritter blickten zögernd auf Arquimaes. Jetzt wollte also ihre Königin, die kühne Frau, die eine Armee zu führen verstand, diesen verzweifelten Ritter Arturo Adragón trösten, der alleine nicht in der Lage war, sich von seinem Schmerz zu erholen! Zum Glück besaß Leónidas die Geistesgegenwart, ihnen zuzurufen: »Lasst uns Arquimaes folgen! Sieg oder Tod!«
Die anderen Ritter erhoben ihre Schwerter zum Himmel und wiederholten die Parole: »Sieg oder Tod! Ehre oder Untergang!«
Als Arquimaes sah, dass die Ritter ihm folgten, gab er seinem Pferd die Sporen.
Die Feuerdrachen kreisten im Tiefflug über ihnen, warfen Steinbrocken und spuckten mächtige Flammen. Der geflügelte Wolf, den Demónicus geschickt hatte, bahnte sich währenddessen seinen Weg durch die Reihen der eigenen Soldaten und dann durch die der Emidianer. Er heulte und biss jeden, der sich ihm entgegenstellte. Bevor er den Vorplatz erreichte, auf dem sein Opfer kniete, hatte er bereits sechs Krieger getötet, die versucht hatten, ihn aufzuhalten.
Königin Émedi beugte sich zu Arturo hinunter. Der Junge nahm kaum wahr, was um ihn herum geschah. Als sie ihm die Hand auf die Schulter legte, fuhr er erschrocken hoch.
»Arturo, du musst dich bezwingen«, flüsterte Émedi. »Du musst das Vertrauen in dich selbst zurückgewinnen. Lass uns Alexias Leiche ins Schloss bringen.«
Arturo sah sie an, als verstünde er nicht ein einziges Wort von dem, was sie zu ihm sagte. Tränen standen in seinen Augen zwischen den geschwungenen Linien des großen A, das sein blutverschmiertes Gesicht schmückte.
»Was … was sagt Ihr?«, stammelte er mit leerem Blick.
»Sieh der Wirklichkeit ins Auge! Hier wird es bald von Kriegern wimmeln, die dich töten wollen. Im Schloss werden meine Wachen Alexia besser beschützen können. Und auch wir werden dort sicherer sein! Steh auf!«
»Sie ist tot! Ich habe sie getötet!«
Émedi begriff, dass der Junge völlig verstört war. Er war nicht mehr bei Sinnen.
»Komm, wir gehen ins Schloss«, drängte sie ihn. »Du musst dich in Sicherheit bringen.«
»Ich habe sie getötet!«, wiederholte Arturo. »Ich bin schlimmer als diese Untiere!«
»Denk das nicht«, erwiderte Émedi und legte liebevoll den Arm um seine Schultern. »Dich trifft keine Schuld. Man hat dich
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