Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
der wichtigsten Besitztümer der Königin beladen. Sie selbst ritt an der Seite der Kutsche, in der der Leichnam der Prinzessin lag.
Ganz hinten gingen diejenigen, die sich noch auf den Beinen halten konnten. Sie schossen ihre Pfeile auf die verwegensten Feinde ab, die dem Treck zu nahe kamen und ihren Wagemut mit dem Leben bezahlen mussten.
Als die Festung geräumt war, fing auch die Schwarze Armee an, sich zurückzuziehen. Sie schloss zu ihren Leuten auf, um sie vor Angriffen von den Flanken her zu schützen und ihnen Rückendeckung zu geben. Doch Demónicus’ Soldaten dachten gar nicht daran, die Flüchtenden zu verfolgen. Sie zogen es vor, das Schloss zu plündern. So gewannen die Emedianer kostbare Zeit. Sie nutzten die kurze Verschnaufpause, um sich immer weiter zu entfernen. Vorerst mussten sie keinen erneuten Überfall fürchten.
Arturo und Arquimaes blickten auf das mit Leichen übersäte Schlachtfeld zurück. Einige Verwundete versuchten sich aufzurichten, andere schleppten sich ohne Beine oder Arme weiter. Aus ihren Wunden strömte Blut. Viele von ihnen würden den nächsten Morgen nicht mehr erleben. Demónicus’ Männer würden ihnen den Todesstoß versetzen. Oder aber die Bestien würden sie auffressen.
Niemand achtete in diesem Moment auf ein kleines Männchen mit großen Ohren und Froschaugen, das neben vier Soldaten herging, die einen Mann trugen, der nur noch einen Arm hatte.
»Wir konnten die Blutung stillen, Herr«, sagte Escorpio. »Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass die Wunde gut verheilt.«
»Nein!«, brüllte Morfidio. »Ich will meinen Arm wiederhaben! Ich brauche ihn, wenn ich diesen verdammten Alchemisten töten will!«
»Aber … das ist unmöglich«, sagte Escorpio, der dem Kadaver eines Mischwesens auswich. »Dazu ist nur ein Hexenmeister imstande.«
»Dann suchen wir uns eben einen! Wir müssen einen Hexenmeister oder einen Magier finden, der mir meinen Arm wieder anbringen kann. Sucht meinen Arm!«
»Schon gut, Herr, ich kümmere mich darum«, versprach Escorpio und ging zurück.
»Wenn du ihn findest, überschütte ich dich mit Gold!«, rief Morfidio ihm hinterher.
XVIII
Ein neuer Chef
W ir befinden uns im dritten Keller der Stiftung und betreten den großen Eingangssaal des Palastes von Arquimia. Obwohl wir schon mal hier waren, sind wir total gespannt. Wenn es stimmt, was auf den Fotos zu sehen ist, und sich die Vermutungen unseres Freundes bestätigen, dann stehen wir kurz davor, etwas Unglaubliches zu entdecken.
Wir haben uns gut vorbereitet und eine professionelle Ausrüstung angeschafft. Und um ganz sicherzugehen, haben wir sogar Cristóbal gebeten, sich vor die Tür zu stellen und aufzupassen, bis wir zurückkommen. Wenn etwas passiert, soll er sofort meinem Vater Bescheid sagen.
»Dann wollen wir mal«, sagt Hinkebein. »Mal sehen, was uns dadrin erwartet. Und denkt dran, wir dürfen uns auf keinen Fall trennen! Egal was geschieht, wir müssen zusammenbleiben! Ihr tut, was ich sage! Das ist ganz wichtig.«
Wir nicken zustimmend und versichern ihm, dass wir seinen Anweisungen folgen werden.
Wir gehen durch dieselben Räume wie beim letzten Mal und wieder überkommt uns ein ehrfürchtiges Gefühl. Zu wissen, dass die Wände, die uns umgeben, mehr als tausend Jahre alt sind, flößt uns gehörigen Respekt ein. Wir bewundern die Möbel und Gegenstände, die noch erstaunlich gut erhalten sind.
»Wenn die Atmosphäre nicht stimmt, wenn es zum Beispiel zu feucht ist, dann kann es passieren, dass die Möbel zerstört werden«, erklärt uns Hinkebein. »Aber in diesem Fall scheint es genau der richtige Ort für sie zu sein. Einfach phänomenal!«
»Hast du einen Plan?«, frage ich ihn.
»Erst mal werden wir versuchen, die Struktur des Ganzen zu verstehen. Und sobald wir den Zustand der Mauern besser beurteilen können, werden wir uns weiter vorwagen. Ich will unbedingt herausfinden, wie weit diese unterirdische Stadt reicht.«
Ich muss an die Reise zum Mittelpunkt der Erde denken. In dem Roman von Jules Verne klettern mehrere Personen ins Innere eines erloschenen Vulkans, um zum Kern der Erde zu gelangen. In gewisser Weise machen wir dasselbe, nur dass wir nicht zum Mittelpunkt der Erde, sondern in das Herz des Reiches von Arquimia vordringen wollen.
Nachdem wir einige Korridore entlanggegangen sind und mehrere Säle durchquert haben, stehen wir vor zwei großen Statuen. Die eine stellt einen Mann dar, einen Mönch oder Alchemisten, die andere einen
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