Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
zu lange dauern«, widersprach die Königin. »Mit dieser Strategie können wir unser Land nicht zurückerobern. Wir müssen jetzt erst einmal an unsere Leute denken und uns irgendwo verstecken, wo wir uns vor Demónicus’ Soldaten sicher fühlen können.«
Arquimaes strich sich über den Bart und hörte sich die Vorschläge an. Schließlich sagte er: »Ich kenne einen Ort, an den wir uns zurückziehen können. Wir könnten ihn zu einer uneinnehmbaren Festung ausbauen. Die Streitkräfte des Finsteren Zauberers werden nicht wagen, uns dort anzugreifen.«
»Was ist das für ein Ort?«, fragte Émedi.
Arquimaes warf Arturo einen Blick zu.
»Er liegt im Norden, mehrere Tagesreisen von hier entfernt. Ein hübscher Ort, umgeben von Hügeln, von denen aus man viele Meilen weit sehen und die Gegend überblicken kann. Niemand würde sich unbemerkt unserer Festung nähern können und wir wären für immer in Sicherheit. Ich habe die Stelle jahrelang studiert und weiß deshalb, dass sie sich ganz hervorragend für eine Festungsanlage eignet, von der aus man ein Reich regieren kann.«
»Das Reich der Gerechtigkeit, von dem du träumst?«, fragte Eisenfaust ironisch. »Willst du uns benutzen, um deinen Traum zu verwirklichen?«
»Ja, ich träume nach wie vor von einem Reich der Gerechtigkeit«, antwortete Arquimaes. »Und jenen Ort habe ich vor Jahren dafür ausgewählt.«
»Willst du unser König sein?«, fragte Eisenfaust.
»Nein, Émedi ist unsere Königin. Ich bin nur der König meiner Träume. Ich werde mich damit begnügen, zuzusehen, wie mein Plan in die Tat umgesetzt wird. Ich bin bereit, mein Leben zu geben für ein Reich, in dem alle Menschen glücklich sind und ihnen die Gerechtigkeit zuteil wird, die ihnen zusteht. In dem die Kinder in Freiheit heranwachsen und sicher sein können, dass die, die sie regieren, das Beste für sie tun.«
»Du bist wahnsinnig!«, lachte Eisenfaust. »Von allen guten Geistern verlassen!«
»Das reicht jetzt!«, meldete sich Arturo zu Wort und erhob sich. »Ich erlaube nicht, dass du dich über Arquimaes lustig machst!«
»Sieh mal an, unser kleiner Held verteidigt seinen großen Meister«, stichelte der Ritter. »Geht doch dahin zurück, wo ihr hergekommen seid, ihr zwei!«
Arturo zog sein Schwert und wollte ihn zwingen, seine Worte zurückzunehmen.
»Ruhe!«, befahl die Königin. »Ich will keinen Streit in unseren Reihen! Morgen früh werde ich euch meine Entscheidung mitteilen. Jetzt lasst uns schlafen, uns stehen harte Tage bevor.«
* * *
Morfidio hatte viel Blut verloren, und hohes Fieber zwang ihn auf eine hölzerne Bahre, die seine Männer für ihn zurechtgezimmert hatten. Escorpio, der neben ihm saß, befeuchtete seine Stirn mit einem nassen Tuch und säuberte die Wunde an seinem Armstumpf.
»Ich habe Euren Arm wiedergefunden, Herr«, sagte er, als der Graf für einen kurzen Moment klar bei Verstand war. »Aber wenn wir die Wunde nicht ausbrennen und desinfizieren, besteht die Gefahr, dass Ihr sterbt.«
»Sterben? Ich bin unsterblich, Dummkopf!«, antwortete Morfidio. »Nichts und niemand kann mich töten!«
»Die Wunde hat sich entzündet. Sie könnte lebensbedrohlich werden.«
»Sei still! Wir müssen unbedingt jemanden finden, der mir den Arm wieder anbringt. Heutzutage kann man nicht überleben, wenn man das Schwert nicht mit beiden Händen führen kann. Du kennst doch bestimmt jemanden, der das fertigbringt, oder?«
»Vor vielen Jahren habe ich mal eine Frau gekannt, eine Hexe …«
»Wer ist es? Wo ist sie?«
»Sie stand in Benicius’ Diensten, bis sie ihn durch irgendetwas verärgert hat. Sie musste aus seinem Land fliehen. Er wollte sie bei lebendigem Leibe verbrennen, aber sie konnte entkommen.«
Morfidio sank wieder auf sein Lager zurück. Das Sprechen hatte ihn angestrengt, die Schmerzen waren zu groß. Doch diese Geschichte mit der Hexe kam ihm irgendwie bekannt vor. Er versuchte sich zu erinnern.
»Sag mir endlich, wer es ist!«, forderte er ungeduldig. »Wer ist diese Frau?«
»Ihr Name ist Górgula. Ich meine gehört zu haben, dass sie unter den Geächteten weilt, weit fort von hier. Aber ich weiß nicht, ob sie noch lebt. Ich habe schon lange nichts mehr von ihr gehört.«
»Górgula? Ist das nicht die Hexe, die Benicius mit Lepra infiziert hat?«, fragte Morfidio. »Ist das die Frau, die …«
»Genau die, Herr. Die Hexe, die unter Benicius’ Schutz stand. Irgendetwas muss damals passiert sein, aber keiner weiß genau, was. Um sich zu
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