Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
Ritter aus dem Mittelalter.
»Ein schönes Paar«, bemerkt Hinkebein. »Die richtige Basis für ein Reich: ein Soldat und ein Weiser. Die ideale Kombination.«
»Da fehlt noch jemand«, stellt Metáfora fest. »Eine Frau.«
Plötzlich, wie zur Bestätigung ihrer Worte, entdecken wir zwischen den beiden Statuen einen Vorhang. Hinkebein tritt näher heran und zieht ihn zurück. Dahinter steht tatsächlich die Statue einer Frau.
»Königin Émedi!«, ruft Metáfora aus. »Dieselbe wie auf dem Sarkophag!«
»Stimmt!«, sage ich erstaunt. »Das ist Königin Émedi, flankiert von einem Weisen und einem Ritter!«
»Für mich sieht das aus wie eine Familie«, sagt Hinkebein. »Vater, Mutter und Sohn.«
»Aber Arquimaes und Émedi waren doch gar nicht verheiratet und sie hatten auch keine Kinder«, widerspreche ich.
»Woher weißt du das?«, fragt Hinkebein.
»Weil … na ja, ich glaube, der Ritter mit dem Helm … das … das ist nicht ihr Sohn. Aber eigentlich … Ich weiß gar nicht, warum ich das sage, es war nur so eine Idee … Dummes Zeug …«
»Arturo«, ermahnt mich Hinkebein. »Hör auf, über etwas zu spekulieren, das du nicht weißt. Versuche zu verstehen, was du siehst, mehr nicht.«
Ich antworte nicht, aber meine Erinnerung sagt mir, dass ich recht habe. Obwohl, klar, warum sollen sie Jahre nach der Schlacht nicht geheiratet und einen Sohn bekommen haben?
»Lasst uns weitergehen«, schlägt Hinkebein vor. »Nachher haben wir noch genug Zeit, alles in Ruhe zu analysieren.«
Wir gehen hinter ihm her, wie er es uns gesagt hat, und arbeiten uns kreisförmig voran. Wir gelangen in einen großen Saal, in dem zwei Throne nebeneinanderstehen, wohl für ein Königspaar, flankiert von Holzbänken.
»In diesem Saal wurde Recht gesprochen«, erklärt uns Hinkebein. »Das Seltsame daran ist, dass Richter und Könige auf gleicher Höhe saßen. Normalerweise war das im Mittelalter nicht üblich. Das muss ein ganz besonderes Königreich gewesen sein, in dem die Untergebenen bei der Rechtsprechung den Herrschern gleichgestellt waren.«
Meine Erinnerung sendet mir weitere Bilder, aber sie sind ziemlich undeutlich. Ich sehe mich selbst in diesem Saal.
»Diese Bank war für die Angeklagten bestimmt. Und daneben könnt ihr den Platz für die Anklage und den für die Verteidigung sehen. Wie in modernen Gerichtssälen. Offenbar wurde der Gerechtigkeit große Bedeutung beigemessen.«
»Ja«, murmele ich. »Anscheinend war Gerechtigkeit sehr wichtig für sie.«
Wir gehen weiter und entdecken noch mehr interessante Räume. Ein großes Theater, Bäder …
Plötzlich hält Hinkebein inne.
»Schhh!«, zischt er. »Ich glaube, ich habe eine Stimme gehört … Jemand ruft uns …«
»Arturo! Metáfora! Kommt zurück!«
»Das ist Cristóbal!«
»Kommt schnell!«, ruft er noch lauter. »Bitte!«
»Irgendwas ist passiert«, sagt Hinkebein. »Los, kommt!«
Wir folgen der Schnur, die wir zur Orientierung abgewickelt haben, und laufen zum Eingang zurück. Kurz darauf schlüpfen wir durch den Spalt in der großen Flügeltür nach draußen. Was wir dort sehen, verschlägt uns die Sprache.
»Stromber!«, rufe ich. »Was machen Sie hier?«
»Hallo, Arturo, hallo, Metáfora, hallo, Hinkebein«, begrüßt er uns mit einem spöttischen Grinsen. »Hallo, alle zusammen!«
»Tut mir leid, ich hab getan, was ich konnte«, entschuldigt sich Cristóbal schuldbewusst.
»Wer hat Ihnen die Erlaubnis gegeben, hier einzudringen?«, frage ich.
»Erlaubnis?«, lacht Stromber. »Ich brauche keine Erlaubnis! Von heute an bin ich der neue Chef hier! Ich verwalte die Stiftung. Erinnerst du dich nicht?«
»Aber in den Kellerräumen haben Sie gar nichts zu sagen! Sie haben nur die Aufsicht über die oberen Etagen.«
»Was du nicht sagst! Dann habe ich mich wohl verlaufen. Dieses Gebäude ist so groß und hat so viele Korridore, dass man sich leicht verirren kann.«
»Sie haben sich nicht verirrt«, sagt Metáfora. »Sie wissen ganz genau, wo Sie sind.«
»Und wo bin ich? In der Stiftung? Im Mittelalter? Im Palast von Königin Émedi? Kannst du es mir sagen?«
»Sie verlassen jetzt auf der Stelle diesen Keller!«, sage ich. »Sie haben hier nichts zu suchen. Das ist Privatbesitz.«
Mit einem hämischen Grinsen auf dem Gesicht nähert er sich dem Sarkophag.
»Früher oder später werde ich Herr über das alles sein«, sagt er. »Ich werde alleiniger Eigentümer der gesamten Stiftung sein! Ich werde alles besitzen, was sich über und unter
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