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Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Titel: Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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erschüttert wurde. Für den Bruchteil einer Sekunde war es taghell.
    Einige der Bücherstapel brachen zusammen und die Bücher verteilten sich über den Boden. Die Erschütterung war so groß, dass wir einen Moment lang befürchteten, der alte Tempel würde endgültig in sich zusammenfallen.
    In fast völliger Dunkelheit warteten wir, bis wie durch ein Wunder die Sonne wieder hervorkam und uns von unseren Ängsten befreite.
    Doch dann begannen die schlimmsten Tage meines Lebens. Weitab jeder Zivilisation musste ich hilflos mit ansehen, wie es Reyna von Stunde zu Stunde schlechter ging. Vergeblich versuchte ich, den Motor des Kleinbusses zu starten. Ich erfuhr erst später, dass man uns etliche Motorteile geklaut hatte.
    Zwei Tage darauf starb Reyna.
    Als die Soldaten wiederkamen, war es zu spät. Wir hatten meine Frau bereits bestattet. Sie ruht noch heute in einem Grab, wenige Meter vom Tempel des Sonnengottes Ra entfernt, in der ägyptischen Wüste, ganz in der Nähe des Nils.
    Seitdem werde ich von Gewissensbissen geplagt. Es ist die Hölle. Ich kann mich nicht von meinen Schuldgefühlen befreien. Wenn ich die verfluchte Reise nicht unternommen hätte und wir hiergeblieben wären, wäre es nie zu dieser Tragödie gekommen.«
    Mein Vater schweigt lange.
    Tief bewegt gehe ich zu ihm und umarme ihn so fest, wie ich es noch nie getan habe. Es ist, als hätten wir uns endlich miteinander ausgesöhnt.
    »Es tut mir leid«, sagt Norma. »Es tut mir wirklich leid.«
    Mein Vater versucht, die Beherrschung zurückzugewinnen, und trinkt einen Schluck Wein.
    »Nun«, sagt er seufzend, »das ist eine alte Geschichte, die endgültig der Vergangenheit angehört.«
    Mahania räumt den Tisch ab und geht hinaus. Ich sehe, dass auch sie Tränen in den Augen hat.
    »Reden wir von etwas anderem«, sagt mein Vater, bemüht, die schlimmen Erinnerungen für einen Moment zu vergessen.
    »Und was geschah mit dem Pergament?«, fragt Norma mit tränenerstickter Stimme.
    »Es ist dort geblieben. Ich wollte es mitnehmen, aber ich bekam keine Erlaubnis. Nicht einmal mit viel Geld konnte ich es erwerben. Und ich hätte wirklich alles dafür gegeben.«
    »Vielleicht kannst du es ja irgendwann noch bekommen«, sagt Norma. »Die Situation hat sich geändert, es könnte sein, dass die ägyptischen Behörden ein Auge zudrücken. Schließlich bist du Wissenschaftler, kein Geschäftsmann.«
    »Falls es das Pergament überhaupt noch gibt! Manchmal glaube ich, es ist vielleicht schon längst zerstört«, sagt mein Vater traurig. »Da unten in der Wüste, bei Sonne und Regen, ungeschützt … Wer weiß, wo es jetzt ist.«
    »Hast du Reynas Grab noch einmal besucht?«
    »Ich wollte es, aber es ist durch Erdrutsche verschüttet worden. Ich konnte es nicht wiederfinden. Weder das Grab noch das Pergament.«
    Mit geröteten Augen bringt Mahania eine Torte mit vierzehn brennenden Kerzen herein.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«, rufen alle im Chor. »Herzlichen Glückwunsch, Arturo!«
    Es ist das erste Mal, dass ich meinen Geburtstag mit so vielen Leuten feiere. Vor Rührung fange ich fast an zu weinen.
    »Danke, Papa!«, murmele ich. »Heute ist ein ganz besonderer Tag!«
    »Hör schon auf, wir wollen nicht übertreiben«, sagt mein Vater, den mein Gefühlsausbruch ganz verlegen macht. »Da sind noch andere, bei denen du dich bedanken musst.«
    »Vielen Dank euch allen«, sage ich. »Vielen, vielen Dank!«
    »Wir haben dir ein kleines Geschenk mitgebracht«, sagt Norma. »Nicht wahr, Metáfora?«
    Metáfora holt aus der Tasche ihrer Mutter ein Päckchen hervor und überreicht es mir.
    »Herzlichen Glückwunsch von meiner Mutter und mir!«, sagt sie. »Ich hoffe, es gefällt dir.«
    »Also, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet!«, rufe ich erstaunt. »Das wäre doch nicht nötig gewesen!«
    »Doch, doch«, sagt Norma. »Du bist mein Schüler und Metáforas Freund. Wie hätten wir da ohne Geschenk kommen können?«
    Ich bin völlig verwirrt und weiß nicht, was ich tun oder sagen soll.
    »Willst du es denn nicht aufmachen?«, fragt Metáfora.
    Ich sehe meinen Vater an, als wollte ich ihn um Erlaubnis bitten.
    »Los, du bist jetzt erwachsen genug, um deine Entscheidungen alleine zu treffen«, sagt er. »Vergiss nicht, du bist jetzt vierzehn Jahre alt. Das ist ein wichtiges Datum im Leben eines Menschen.«
    »Von nun an wird sich vieles in deinem Leben ändern, das wirst du schon noch merken«, stimmt Norma ihm zu. »Und nun mach endlich das

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