Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
den Mantel ab und warf sich damit über seinen Schüler. Er versuchte, das wilde, immer stärker lodernde Feuer mit dem dicken Stoff zu ersticken.
Doch plötzlich hatte der Weise das seltsame Gefühl, dass es gar nicht Arturos Körper war, der brannte, sondern dass er durch eine Art Panzer vor den Flammen geschützt wurde. Dann aber erkannte Arquimaes, dass er sich irrte und es lediglich sein Wunsch, nicht aber die Wirklichkeit war.
In diesem Moment griff Hauptmann Cromell, der ganz in der Nähe stand, nach einem Eimer Wasser und schüttete ihn über dem brennenden Jungen aus, wobei er sich der Gefahr aussetzte, selbst ein Opfer des Feuerregens zu werden. Allmählich wurden die Flammen kleiner, und mit vereinten Kräften gelang es Arquimaes und dem Hauptmann schließlich, das grausame Feuer zu löschen.
Der Alchemist beugte sich über Arturos Körper und hüllte ihn in den Soldatenmantel, um ein erneutes Aufflammen zu verhindern.
Völlig reglos lag der Junge am Boden. Arquimaes unternahm verzweifelte Anstrengungen, ihn wieder ins Leben zurückzuholen, doch Arturo reagierte nicht.
Das Feuer, das immer noch um sie herum wütete, ignorierte der Weise. Stattdessen hob er den leblosen Körper hoch und trug ihn langsam über die mit Leichen übersäte Treppe, zwischen den vor Schmerzen und Verzweiflung schreienden Menschen hindurch, hinunter zu ihrer Zelle.
Morfidio sah ihm schweigend nach. Wenn er es recht bedachte, konnte Arturos Tod ihm durchaus zustattenkommen. Ein demoralisierter Arquimaes war ganz sicher eher zum Sprechen bereit.
»Übrigens, Alchemist«, rief der Graf unvermittelt. »Hast du schon mal was von der Schwarzen Armee gehört?«
Der Alchemist reagierte nicht und ging weiter. Ihm war jetzt alles gleichgültig. Er brachte Arturos leblosen Körper in ihren Kerker und bettete ihn auf das Lager.
Wenig später, als die Feuerattacke beendet war, ritt ein Gesandter von König Benicius auf die Burg zu und hielt ein paar Schritte vor dem Haupttor, das jetzt nur noch ein verkohlter Trümmerhaufen war. Er schwenkte eine weiße Fahne.
»Mein Herr lässt Euch ausrichten, dass er Euch, solltet Ihr Euch nicht ergeben, morgen eine weitere Feuerkugel schickt, die Eure Burg endgültig zerstören wird!«, rief er Morfidio zu. »Alle, die sich dann innerhalb der Mauern aufhalten, werden den Feuertod sterben! Ihr habt bis Tagesanbruch Zeit, Euch zu ergeben!«
XVIII
Der Sohn der Wüste
R eyna und ich durchquerten unwirtliche Gegenden des alten Ägypten, unsere treuen Freunde Mohamed und Mahania begleiteten uns«, fährt mein Vater fort. »Er war unser Reiseführer, sie kochte für uns und half Reyna, deren Schwangerschaft inzwischen schon weit fortgeschritten war.
Schließlich gelangten wir in eine vollkommen unbewohnte Gegend. Ich war einem bestimmten Pergament auf der Spur, das auf Arquimaes zurückging. Die Soldaten, die uns begleiteten, sagten, wir könnten in einem verlassenen Tempel unterkommen, in dem sich alle möglichen Pergamente, Bücher und uralte Dokumente befänden.
Sobald wir uns dort eingerichtet hatten, verließen uns die Soldaten mit dem Versprechen, nach einer Woche zurückzukehren. Ich gab ihnen eine größere Geldsumme, und sie erlaubten mir, alles zu untersuchen, was ich wollte. Unter einer Bedingung: Ich durfte keines der Dokumente mitnehmen. Denn das verboten die Gesetze des Landes.
Sie ließen uns allein, mitten in der Wüste, und nahmen uns den Zündschlüssel unseres Kleinbusses ab, um zu verhindern, dass wir uns heimlich von dem Tempel entfernten.
Nach ein paar Tagen dann passierte etwas Furchtbares. Ich war gerade mit einem sonderbaren Pergament beschäftigt, das vermutlich von Arquimaes stammte, als der Tempel von mehreren Donnerschlägen erschüttert wurde. Sekunden später ging ein gewaltiger Wolkenbruch nieder. Es wurde stockfinster, Blitz und Donner wechselten sich ab. In der Wüste erscheint einem so ein heftiges Gewitter noch gefährlicher. Und als wäre das noch nicht genug, fiel so viel Regen, dass wir Angst hatten, weggeschwemmt zu werden.
Der Stromgenerator wurde von einem Blitz getroffen und fing an zu brennen. Der ganze Tempel lag nun im Dunkeln. Funken sprangen von der Wand auf den Tisch über. Wie winzige Lebewesen überfluteten sie das Gebäude, schienen von ihm Besitz zu ergreifen.
Plötzlich stieß meine Frau einen gellenden Schrei aus.
›Arturo!‹, rief sie.
›Was ist mit dir?‹, fragte ich erschrocken.
›Ich glaube, es ist so weit‹, antwortete sie mit
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