Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
will er?«
Herejio ahnte Schlimmes, kaum dass er den Reiter erblickt hatte. Er wusste, dass dies Arquimaes’ Antwort auf seinen Zauber war.
Mit gezückter Lanze ritt der schwarze Ritter im Galopp auf die Feuersonne zu, die sich dem Schutzwall unaufhaltsam näherte. Den Schild vorgereckt, den Kopf unter dem Helm geschützt, stürmte er dem schrecklichen Feuerball entgegen.
Atemlos verfolgten Soldaten, Ritter und Heerführer das schaurige Schauspiel. Der Mut des schwarzen Ritters rief bei allen große Bewunderung hervor. Niemand hätte es gewagt, solch einem mächtigen Feind die Stirn zu bieten. Nicht für alles Gold der Welt, nicht einmal um die Rettung ihrer Seele willen, auch nicht mit der Unterstützung sämtlicher Zauberer.
Die Lanze stach in die glühende Masse und erzeugte einen ungeheuren Flammenstoß, ähnlich dem, der aus dem Schlund eines wutschnaubenden Drachen kommt. Der schwarze Ritter jedoch setzte seinen Höllenritt durch die Flammen fort, bis der Feuerball, der wie ein tödlich verwundetes Tier aufgestöhnt hatte, ihn vollständig verschlang. Mit weit aufgerissenen Augen und offenen Mündern bestaunten die Soldaten die Heldentat. Sogar die Anfeuerungsrufe, die aus der Burg herübergedrungen waren, verstummten jetzt ehrfürchtig.
Während endloser Minuten herrschte eine grausige Stille. Nur das Geräusch des Windes, das Wiehern der scheuenden Pferde und das Flügelschlagen aufgescheuchter Vögel waren zu hören.
Mit einem Mal blähte sich der Feuerball, der soeben den schwarzen Ritter verschlungen hatte, auf, explodierte und zerstob in tausend Stücke. Es war, als sei die Welt zerborsten und hätte aufgehört zu existieren.
Dann begann sich der Rauch allmählich zu verziehen, und die Menge traute ihren Augen kaum, als der schwarze Ritter plötzlich wieder vor ihnen auftauchte. Er hatte die magische Feuerkugel des Herejio durchstoßen und war unverletzt geblieben!
Herejio konnte nicht glauben, was er sah. Und Benicius schwankte zwischen Hass und Bewunderung für den unbekannten schwarzen Ritter, von dem er nie zuvor gehört hatte. Noch nie war er einem Menschen begegnet, der zu einer solchen Heldentat fähig gewesen wäre.
Der Ritter hatte kehrtgemacht und ritt zurück zur Burg des Grafen Morfidio. Sobald er hinter den Festungsmauern verschwunden war, setzten die Soldaten des Grafen den Mechanismus der schweren Ketten in Gang, die die Brücke wieder hochzogen. Jetzt war die uneinnehmbare Burg sicher vor jeder weiteren Attacke Herejios, des ehemaligen Schülers des Demónicus, dem schrecklichsten und bösesten Zauberer der Finsternis, den die Welt kannte.
Arquimaes hatte sich keine Einzelheit entgehen lassen. Er lief hinunter zu dem schwarzen Ritter, an dessen Heldentat er nicht ganz unbeteiligt war.
Gerührt nahm er ihn in die Arme und drückte ihn fest an sich. Dann gingen die beiden in ihre Zelle zurück und schlossen sich ein. Der Alchemist half seinem Schüler, die schwere Rüstung abzulegen, und stellte mit Erstaunen fest, dass der Körper des Jungen nicht eine einzige Verbrennung aufwies. Er fuhr bewundernd mit der Hand über die schwarzen Buchstaben, die Arturos Oberkörper bedeckten, und fragte sich erneut, wie und in welchem Moment sie wohl dort aufgetaucht waren.
Nach Arturos Heldentat war Graf Morfidio mehr denn je davon überzeugt, dass Arquimaes’ Macht größer war als die jedes Zauberers. Und er nahm sich vor, ihm die geheime Formel zu entreißen – koste es, was es wolle. Was auch immer geschah, er würde das erlangen, was er so sehr begehrte: die Unsterblichkeit.
XX
Die Geheimnisse der Stiftung
D ie Torte schmeckt wunderbar und mein Geschenk finde ich super. Sehr passend für meinen Eintritt ins Erwachsenenleben. Na ja, jedenfalls hoffe ich, dass ich bald einen Bart bekomme, damit ich das Rasiermesser ausprobieren kann.
Ein Gedanke aber beschäftigt mich: Was hätte meine Mutter mir wohl geschenkt? Auch ein Rasiermesser? Oder etwas anderes? Wenn sie doch nur hier wäre! Sie bräuchte mir gar nichts zu schenken! Sie hier bei mir zu haben, das wäre das schönste Geschenk für mich. Ich werde heute Abend wieder auf den Dachboden gehen und ihr alles erzählen, dann kann ich sie wenigstens auf dem Bild sehen.
»Freust du dich, Arturo?«, fragt mein Vater. »Ich hab dir auch etwas besorgt. Hier ist es«, sagt er, als Mohamed mit einem langen Paket hereinkommt.
»Los, mach’s schon auf!«
Mohamed legt das Paket vor mir auf den Tisch, während Mahania gespannt zusieht.
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