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Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Titel: Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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Eindruck, dass auf deinem Oberkörper ganz viele Buchstaben waren … Und die Buchstaben haben irgendwie gelebt.«
    »Konntest du sie erkennen?«
    »Nein. Es waren merkwürdige Buchstaben, in einer unbekannten Sprache …«
    »Komisch, so was ist mir noch nie passiert. Was hat das zu bedeuten?«
    »Hier geschehen seltsame Dinge, Arturo. Euer Haus muss verhext sein. Das ist manchmal so mit alten Häusern«, fügt sie hinzu.
    »Entschuldige mal, die Stiftung ist nicht irgendein alter Kasten! Sie ist ein Palast!«, entgegne ich etwas beleidigt. »Es ist eine der besten Bibliotheken der Welt, damit du’s weißt.«
    »Ja, klar, deswegen passieren hier auch so komische Sachen. Du wirst ohnmächtig, hast Halluzinationen, die Flecken wandern über dein Gesicht und auf deinem Körper sind lauter Buchstaben«, antwortet sie. »Du wirst doch nicht abstreiten wollen, dass das ziemlich seltsam ist.«
    Ich will ihr antworten, aber die Wörter kommen nicht aus meinem Mund. Irgendetwas passiert in meinem Kopf, die Bilder vermischen sich in rasender Geschwindigkeit. Ganz langsam fange ich an zu begreifen …
    »Ich glaube, ich weiß jetzt, wer der alte Mann war, der mit dem Bart …«
    »Gott?«
    »Nein. Es war Arquimaes!«
    »Der Alchemist, über den dein Vater forscht?«
    »Ja! Ich bin sicher, er war’s!«, rufe ich. »Der Alchemist, der das Pergament beschrieben hat, in das mein Vater mich kurz nach meiner Geburt eingewickelt hat!«
    »Und von dem Pergament hat die Tinte auf deinen Körper abgefärbt!«
    Metáfora schlägt die Hand vor den Mund und reißt die Augen auf.
    »Was hast du da gesagt?«, frage ich.
    »Na ja, dein Vater hat dich als Baby in das Pergament eingewickelt und die Tinte hat auf deine Haut abgefärbt.«
    »Also wirklich, hör auf mit dem Blödsinn.«
    »Wenn es nicht so war, dann erklär du es mir.«
    »Das kann nicht sein! So was geht nicht!«
    »Du musst es deinem Vater erzählen«, sagt sie entschieden.
    »Besser, wir warten noch ein bisschen. Ich muss erst sicher sein. Vielleicht war alles nur Einbildung …«
    »Oder es ist wirklich eine Halluzination«, sagt Metáfora. »Das ist so ähnlich wie mit unseren Träumen. Wenn man sich Sorgen macht oder Angst vor etwas hat, dann träumt man am Ende davon. Und das mit der Tinte ist dummes Zeug. Wenn man es genau überlegt, kann das gar nicht sein.«
    »Natürlich kann es nicht sein«, stimme ich ihr zu. »Ich kann doch keine Reise in die Vergangenheit gemacht haben, um einem Mann zu begegnen, der schon seit tausend Jahren tot ist.«
    »Aber vielleicht hat es was mit Zauberei zu tun?«
    »Glaub ich nicht. Deswegen möchte ich lieber noch warten, bevor ich meinem Vater davon erzähle. Heute Abend ist er so gut drauf, ich möchte ihn nicht mit irgendwelchem Blödsinn nerven.«
    »Ja, meine Mutter wirkt auch sehr glücklich. Ich glaube, die beiden mögen sich.«
    Ich bin drauf und dran, sie nach ihrem Vater zu fragen. Aber dann halte ich doch den Mund. Irgendwann wird sie es mir schon erzählen – wenn sie will.
    »Mein Vater hat uns verlassen, als ich noch ganz klein war. Ich kann mich kaum noch an ihn erinnern«, sagt sie leise, als hätte sie meine Gedanken gelesen. »Ich habe ihn nie wiedergesehen.«
    »Wo ist er hingegangen?«
    »Das wissen wir nicht. Er ist einfach fortgegangen, ohne ein Wort. Wir haben nie wieder etwas von ihm gehört.«
    »Tut mir leid«, sage ich. »Das muss sehr wehgetan haben.«
    »Manchmal merken Eltern nicht, dass sie ihren Kindern wehtun«, sagt sie, jetzt schluchzend. »Er hat geglaubt, mit ein paar Abschiedsworten auf einem Zettel wäre alles erledigt …«
    Ein Blitz zuckt über den Himmel und die ersten Tropfen fallen. Ein krachender Donner holt uns in die Wirklichkeit zurück.
    »Gehen wir rein«, sage ich. »Gleich gießt es in Strömen.«
    Ich helfe ihr, vom Fensterbrett ins Zimmer zu springen.
    »Danke, dass du mir dein Lieblingsversteck gezeigt hast«, sagt sie. »Es ist toll hier oben.«
    »Wenn du willst, kannst du bald mal wiederkommen.«
    »Würde ich gerne. Ich fühle mich sehr wohl hier. Es ist schon lange her, dass ich mit jemandem geredet habe, so in aller Ruhe, über persönliche Dinge.«
    »Komm, wann du willst. Ich habe mich auch sehr wohlgefühlt hier mit dir.«
    Ehrlich gesagt, war es der schönste Abend meines Lebens. Noch nie habe ich mich so mit einem Mädchen unterhalten, nur zu zweit.
    Metáfora hat sich in mein Herz geschlichen wie die Tinte des Pergaments auf meine Haut. Das weiß ich jetzt.
    * * *
    Ich

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