Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
im Türschloss um. Doch gerade als sie die Tür öffnen wollte, ließen die magischen Buchstaben von dem bewusstlosen Rías ab und stürzten sich wie Raubvögel auf die Prinzessin, kreisten sie ein und warfen sie vor Arturo zu Boden. Dann kehrten sie zu dem Jungen zurück, verbogen seine Ketten und befreiten ihn gänzlich von ihnen. Schließlich ließen sie sich wieder auf seiner weißen Haut nieder und nahmen ihre Plätze ein.
Kurz darauf herrschte vollkommene Stille.
Alexia war starr vor Bewunderung angesichts Arturos Macht. Sie kniete vor dem Jungen nieder, um ihm zu zeigen, dass sie bereit war, sich ihm zu unterwerfen.
Arturo aber blieb unbeeindruckt und tat das Beste, was er in diesem Moment tun konnte: Er nahm ein Messer aus dem Werkzeugkasten des bewusstlosen Rías und presste es gegen Alexias Hals. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er es ihr in die Kehle stoßen würde, wenn sie es wagte, zu schreien oder auch nur die kleinste verdächtige Bewegung zu machen.
»Und jetzt, Tochter des Demónicus, werden wir Arquimaes befreien, bevor die fliegenden Buchstaben meiner Hand befehlen, dir die Kehle durchzuschneiden!«
* * *
Nach der üblichen Tortur hatte man Arquimaes in einen dunklen Kerker geworfen. Dort hatte er die schlimmsten Folterqualen erdulden müssen, die ein menschliches Wesen zu ertragen fähig ist.
Stundenlang waren widerliche Tiere auf ihm herumgewandert, hatten mit geifernden Zungen seine Haut geleckt und ihre schuppigen Körper an ihm gerieben. Ausgehungerte Echsen hatten gedroht, ihn mit ihren entsetzlichen Zähnen in Stücke zu reißen und zu verschlingen. Unzählige Würmer waren auf seinem Körper herumgekrochen und hatten versucht, in seine Lungen einzudringen. Widerliche Raubtiere hatten ihm ihren fauligen Atem ins Gesicht gehaucht und ihn vor Angst erzittern lassen.
Obwohl Arquimaes wusste, dass all diese Wesen nur Halluzinationen waren, hervorgerufen durch einen Zaubertrank, litt er unendliche Qualen. Die schwarze Magie der Hexenmeister war so mächtig, dass ihre Opfer die Erscheinungen und Sinnestäuschungen für wahr erachteten.
Arquimaes hatte nicht aufgehört zu schreien und zu stöhnen. Zwar hatte er versucht, mit seiner eigenen Magie den Verhexungen entgegenzuwirken, doch er war zu geschwächt. Ihm war bewusst, dass er nahe daran war, sich zu unterwerfen, und Gefahr lief, sein Geheimnis zu verraten.
Doch da öffnete sich die Zellentür – und das, was nun geschah, schien ihm so unwahrscheinlich, dass er glaubte, er hätte endgültig den Verstand verloren.
X
Prügelei auf dem Schulhof
I ch habe nicht rausbekommen, was mein Vater gemacht hat, als ich ihn aus dem Keller steigen sah. Warum ist er mitten in der Nacht alleine in den Keller gegangen? Erst wollte ich Sombra davon erzählen, aber dann habe ich es mir anders überlegt. Ich will es lieber allein herausfinden.
Um mich nicht von Metáfora zu diesem Tätowierer schleppen zu lassen, habe ich mich »erholt« und bin wieder in die Schule gegangen. Ich hielt es für besser, mich mit Horacio und seiner Clique herumzuschlagen, als einen Typen zu besuchen, der seinen Spaß daran hat, den Leuten die Haut zu durchstechen. Ich will da nicht hin. Außerdem glaube ich sowieso, dass es keinen Sinn hat.
In der Schule ist alles so wie immer. Mercurio steht am Eingang, um zu verhindern, dass es eine Prügelei gibt. Das Schulgebäude ist groß und es kommen und gehen viele Leute: Lehrer, Schüler, Eltern, Vertreter von Schulbuchverlagen, Verkäufer von Reinigungsmitteln … Gut, dass die Primarstufe im neuen Flügel untergebracht ist. Seit dem Ausbau der Schule haben alle mehr Platz und wir, die Älteren, sind unter uns. Nur hin und wieder wagt sich einer von den Kleinen auf unser Territorium. Wie zum Beispiel Cristóbal. Und der wird regelmäßig von Horacio fertiggemacht. Mir ist nicht ganz klar, warum er eigentlich immer rüberkommt.
Zurzeit werden ein Theater und eine Turnhalle gebaut. Schade nur, dass sich die Schulbücherei immer noch in dem alten Gebäude befindet und so klein ist.
Da ist Metáfora. Sie kommt auf mich zu und begrüßt mich mit einer Handbewegung.
»Was machst du denn hier, Arturo?«, fragt sie erstaunt.
»Es geht mir schon viel besser. Gestern Abend habe ich ein Medikament genommen, das Mahania mir gegeben hat, und heute Morgen hab ich mich besser gefühlt und beschlossen, wieder in die Schule zu gehen.«
»Schön, das freut mich! Dann können wir ja heute Nachmittag zu Jazmín gehen.«
»Kommt
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