Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit
„Vertrauliche Informationen.“
„Du weißt ja, das kostet was. Niemand hat so ein Archiv wie das hier …“
„Wir zahlen gut“, sagt Hinkebein. „Das tue ich doch immer.“
„Stimmt. Du bist ein guter Kunde, das muss ich zugeben. Kommt rein … Obwohl … Anbieten kann ich euch nichts, nur ein Glas Wasser.“
„Ich hab was mitgebracht, Escoria … um dich aufzumuntern“, sagt Hinkebein und holt einen Tetra-Pak Wein aus seiner Manteltasche.
„Ahhh, Wein kann man immer gut gebrauchen! Hilft gegen die Saukälte … Komm her, Kollege, sag mir, was du wissen willst.“
Sie führt uns in ein verfallenes Häuschen. Wir setzen uns auf Apfelsinenkisten, die vermutlich aus irgendeinem Obstladen stammen. In dem ganzen Durcheinander sehe ich auch ein paar ausrangierte Computer.
„Tun die’s noch?“, frage ich.
„Meinst du, die stehen hier nur zur Zierde rum, Kleiner?“, antwortet Escoria und trinkt einen großen Schluck Wein aus dem Tetra-Pak. „Wollt ihr auch?“
Ich lehne dankend ab.
„Besser so“, murmelt sie und trinkt gleich noch einen Schluck. „Das Zeug bringt einen um.“
„Escoria, was weißt du über eine gewisse Adela Moreno?“, fragt Hinkebein, nachdem die Frau sich den Bauch mit Alkohol angewärmt hat.
„Adela Moreno? Der Name sagt mir was … Was macht sie denn so?“
„Zurzeit ist sie Sicherheitschefin in der Stiftung Adragón. Aber wir möchten gern wissen, was sie vorher gemacht hat.“
„Adela Moreno …“, murmelt sie. „Kommt mir irgendwie bekannt vor. Mal sehen …“
Escoria stellt den inzwischen halbleeren Weinkarton auf eine der Holzkisten und geht zu einem metallenen Aktenschrank. Sie öffnet eine Schublade und wühlt in ihren Papieren.
„Adela Moreno … Warte mal … Hier stehen alle drin. Ich hab das beste Archiv der Welt! Sogar die Polizei kommt her, um sich bei mir zu erkundigen.“ Sie sucht weiter. „Seit Jahren sammle ich an diesem gottverlassenen Ort alle möglichen Informationen. Tausende von wertvollen Dokumenten. Hat mich viel Zeit gekostet, das alles zu ordnen … Damit hab ich mehr Macht über die Leute als die Großen. Aber wer was von mir wissen will, muss bezahlen. Verstanden, Hinkebein?“
„Klar, aber finde erst mal das, was ich suche“, lacht er.
„Da ist es ja! … Ich wusste doch, dass sie hier drin ist. Hier, sieh selbst!“
Hinkebein nimmt den Aktenordner, den ihm die Alte hinhält, und schlägt ihn auf. Nachdem er den Inhalt kurz überflogen hat, schließt er die Akte wieder und schaut mich an.
„Unglaublich!“, flüstert er. „Das hätte ich nicht gedacht!“
„Was ist mit Adela, Hinkebein?“, frage ich ungeduldig.
„Den lieben langen Tag lauf ich rum und durchwühl die Mülleimer“, erklärt mir Escoria. „Dabei finde ich alles Mögliche an Informationen. Die Polizei sollte sich mal um die Dokumente kümmern, die die Unternehmen wegschmeißen, dann hätte sie mehr Erfolg bei ihren Ermittlungen!“
„Das ist wirklich … wirklich seltsam“, murmelt Hinkebein.
„Spann mich nicht auf die Folter und erzähl mir, was da über Adela steht!“, dränge ich ihn.
„Adela Moreno war Sicherheitsbeauftragte bei Exon, einem Computerunternehmen“, klärt mich mein Freund auf. „Wie es aussieht, wurde einmal nachts da eingebrochen, und sie musste von der Schusswaffe Gebrauch machen.“
„Hat sie jemanden getötet?“
„Zwei Männer“, sagt Hinkebein. „Und zwei weitere hat sie schwer verletzt.“
„Das hätte ich nie gedacht!“
„An dem Tag, an dem ich mein Archiv öffne, fliegt die ganze Stadt in die Luft!“, ruft Escoria, die jetzt schon ziemlich betrunken ist.
„Hör dir das an, Arturo: Nach dem Prozess, in dem sie freigesprochen wurde, hat sie versucht, sich das Leben zu nehmen. Aber irgendetwas oder irgendjemand hat das rechtzeitig verhindert, und sie wurde gerettet. Alles deutet darauf hin, dass sie einen Sohn hat, der bei ihrer Mutter lebt. Eine Zeit lang hat Adela mit Drogen zu tun gehabt. Aber dann ist ihr Sohn schwer krank geworden. Adela hat sich wunderbarerweise wieder gefangen und eine Arbeit beim Sicherheitsdienst Master angenommen.“
„Ich kenne sie alle!“, lallt Escoria. „Ich werd reich! Steinreich!“
„Offenbar hat Adela die Arbeit in der Stiftung Adragón durch die Vermittlung von Norma Caballero bekommen“, fährt Hinkebein fort.
Mir bleibt vor Überraschung der Mund offen stehen. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass man in einem Müllhaufen derart vertrauliche
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