Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit
glücklich darüber war, mit Crispín zurückzubleiben.
„Arturo hat mir das Leben gerettet, ich stehe tief in seiner Schuld“, bekannte der Ritter mit ernster Miene. Crispín wandte sich dem Feuer zu und legte Holz nach. „Ich glaube, ich muss euch über mich ins Bild setzen“, fuhr Alexander fort. „Wenn ich es nicht tue, werdet ihr mich verfluchen.“
„Was meinst du damit?“, fragte Arturo. „Du bist mir nichts schuldig. Wenn du an meiner Stelle gewesen wärest, hättest du genauso gehandelt.“
„Lasst mich euch erzählen, warum mich die Demoniquianer in den Kerker gesperrt haben“, sprach Alexander unbeirrt weiter. „Danach könnt ihr entscheiden, ob ich euer Vertrauen verdiene und der richtige Gefährte für euch bin.“
„Das ist nicht nötig“, erwiderte Arquimaes. „Niemand verlangt Rechenschaft von dir. Was du getan hast, bevor wir uns kennengelernt haben, ist allein deine Sache. Wir sind deine Freunde, nicht deine Richter.“
„Ja, aber mir wäre es lieber, wenn ich mein Geheimnis mit euch teilen könnte. Ich bitte euch, hört mich an! Ich will euch erzählen, was mich quält und mich um den Schlaf bringt … Vor einer ganzen Weile lernte ich ein Mädchen mit nachtschwarzem Haar kennen. Ich verliebte mich bis über beide Ohren in sie und machte ihr monatelang den Hof. Aber all meine Bemühungen waren vergeblich. Ich konnte ihr nicht das kleinste Wort der Liebe entlocken. Dabei hätte ich mich schon mit einem Blick oder einer einfachen Geste begnügt … Sie aber war kühl zu mir, kalt wie Eis. Ich konnte ihr Herz nicht erweichen. Dennoch gab ich nicht auf, und endlich gelang es mir, sie dazu zu bewegen, mir zu sagen, womit ich sie glücklich machen könne.
‚Ich möchte Königin von Carthacia werden‘, sagte sie zu mir. ‚Es ist mein größter Wunsch.‘
‚Aber das ist unmöglich‘, antwortete ich. ‚Carthacia hat bereits einen König.‘
‚Wenn du mir nicht verschaffst, worum ich dich bitte, ist es besser, wenn wir uns nie mehr wiedersehen‘, erwiderte sie mit der Entschiedenheit derjenigen, die sich ihrer Sache sicher sind. ‚Wer meiner Liebe würdig sein will, muss mir die Stadt zu Füßen legen.‘
In meinem verzweifelten Wunsch, ihre Liebe zu erlangen, grübelte ich darüber nach, wie ich Aquilion stürzen und meine Angebetete auf den Thron setzen könnte. Um meinen Plan in die Tat umzusetzen, ließ ich mich mit den übelsten Verschwörern gegen den König ein … und ging so den Demoniquianern ins Netz. Sie sicherten mir ihre Unterstützung zu und boten mir den Thron an. Doch weit davon entfernt, mir zu helfen, entpuppten sie sich schon wenig später als meine ärgsten Feinde. Eines Nachts nahmen sie mich gefangen, warfen mich in den Kerker und folterten mich, um mir die bestgehüteten Geheimnisse von Carthacia zu entreißen. Sie wollten mich für ihre Ziele einspannen, mich zu ihrer Marionette machen.“
„Und, hast du nachgegeben?“, fragte Crispín. „Hast du deine Leute verraten?“
Alexander de Fer vergrub das Gesicht in beiden Händen, bevor er antwortete.
„Glücklicherweise hat Arturo mich noch rechtzeitig befreit“, gestand er. „Wahrscheinlich wäre ich am Ende unter der Folter zusammengebrochen. Deswegen bin ich ihm so dankbar! Er hat mich davor bewahrt, zum Verräter zu werden. Jene Frau hat mich um den Verstand gebracht. Ich war wie von Sinnen.“
In diesem Moment brach ein schreckliches Gewitter los. Gleißende Blitze zuckten am Himmel, und ohrenbetäubende Donner ließen die Reisenden erzittern. Es wurde stockfinster und begann zu regnen, wie es noch nie geregnet hatte. Ihre Herzen erbebten vor Angst.
Wortlos schauten sie sich an. Alexanders Geschichte hatte sie tief beeindruckt.
„Quäle dich nicht länger“, tröstete Arquimaes den Ritter. „Du hast getan, was dein Herz dir befohlen hat. Vergiss nicht, dass wir alle leicht zu Verrätern werden können … Und jetzt, meine Freunde, lasst uns schlafen. Es wartet eine lange, beschwerliche Reise auf uns.“
Die Nacht hatte sich über das kleine Lager gelegt. Crispín übernahm die Wache, während die anderen zu schlafen versuchten. Doch lange noch wälzten sie sich unruhig hin und her.
***
F RÓMODI UND E SCORPIO ritten an der Spitze der Truppe. Die mehr als fünfzig Soldaten waren darauf vorbereitet, jeden möglichen Angriff abzuwehren. Aber trotz aller Vorsicht bemerkten sie die Geächteten nicht, die sich hinter den mächtigen Stämmen der hohen Bäume verbargen und sie
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