Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit
liebevollen Verhalten. Es erinnerte Arturo an das eines Vaters gegenüber seiner Tochter.
II
D IE V ERGANGENHEIT IN DER Z UKUNFT
„A RTURO! A RTURO! A RTURO …“
Was soll das Geschrei? Heute ist Sonntag, und die Stiftung bleibt fürs Publikum geschlossen. Was ist los?
„Arturo! Arturo!“
Ich glaube, es ist Sombra. Er hört sich verzweifelt an. Was ist passiert?
„Mach auf, Arturo!“, schreit er und hämmert gegen die Tür. „Steh auf!“
Ich springe aus dem Bett und öffne die Tür. Sombra ist völlig außer sich.
„Was ist los. Sombra?“, frage ich.
„Schnell! Komm mit!“
Ich renne hinter ihm die Treppe hinunter ins Erdgeschoss … wo sich mir ein außergewöhnliches Schauspiel bietet. Es sieht aus, als befänden wir uns im Mittelalter!
„Was ist das denn?“, rufe ich. „Woher kommen nur all diese Leute?“
„Stromber! Er hat sie angeschleppt!“, erklärt Sombra. „Der reinste Wahnsinn!“
In der Eingangshalle wimmelt es von Leuten, die ich nicht kenne. Alles Figuren aus dem Mittelalter! Männer und Frauen, die mitten aus einem Film zu stammen scheinen … oder aus meinen Träumen … Ein Ritter, mehrere Soldaten, ein Kerkermeister, ein Knappe, ein König, eine Hexe … Sie sind gekleidet wie im Mittelalter, und sie sind bewaffnet! Unglaublich!
„Kannst du mir erklären, was das soll?“, frage ich Sombra.
„Keine Ahnung! Dein Vater ist da drüben bei Stromber und stellt ihn gerade zur Rede.“
Tatsächlich!
Papa steht neben der Tür, zusammen mit Adela und zwei bewaffneten Wachmännern, und streitet sich lautstark mit dem neuen Verwalter der Stiftung. Ich steuere auf sie zu.
„Sie verwandeln die Stiftung in einen Zirkus!“, schreit Papa. „Das hier ist eine Bibliothek! Ein Ort der Wissenschaft!“
„Was das hier ist, bestimme ich!“, erwidert Stromber kühl. „Im Moment ist es eine Theaterbibliothek. Und die Menschen hier sorgen für das nötige Ambiente. Ich bin sicher, die Touristen werden ihren Spaß haben. Es wird ein großer Erfolg werden!“
„Sie haben ja keine Ahnung, was Sie da anrichten!“, wirft mein Vater ihm vor. Er ist außer sich vor Wut.
„Ach nein? Wissen Sie das etwa besser als ich, Señor Adragón? Haben Sie schon vergessen, dass Sie es waren, der die Stiftung in den Ruin getrieben hat?“
„Dieses Gebäude gehört meiner Familie! Ich werde nicht dulden, dass Sie die Bibliothek in einen Zirkus verwandeln!“, schreit mein Vater, der immer wütender wird.
„Und wie wollen Sie das verhindern?“, gibt Stromber zurück. „Jetzt habe ich hier das Sagen, und ich werde die Entscheidungen treffen, die ich für richtig halte … Ich bin Ihnen keinerlei Rechenschaft schuldig. Und jetzt verschwinden Sie und lassen mich in Ruhe meine Arbeit tun!“
„Sie sind ein …“
„Schluss jetzt!“, ruft Adela und stellt sich zwischen meinen Vater und den Antiquitätenhändler. „Hören Sie auf, Señor Adragón! Ich kann nicht zulassen, dass Sie Señor Stromber attackieren! Ich kann hier keinerlei Tätlichkeiten dulden!“
Sombra und ich haken meinen Vater unter und ziehen ihn gewaltsam fort.
„Papa, bitte!“
„Ich muss verhindern, dass dieser Idiot unsere Stiftung kaputt macht!“, schreit er verzweifelt.
„Lass ihn, Papa“, versuche ich ihn zu beruhigen. „Er will dich doch nur provozieren!“
„Señor Adragón“, sagt Adela, „ich muss Sie auffordern, nach oben zu gehen. Bitte!“
Mit vereinten Kräften schaffen Sombra und ich es, meinen Vater dazu zu bewegen, nach oben zu gehen.
Als ich merke, dass Stromber triumphierend zu mir herübersieht, gehe ich auf ihn zu. Nicht einmal Adela traut sich, mich daran zu hindern.
„Hallo, Arturo, mein Junge“, begrüßt mich der neue Verwalter in einem übertrieben höflichen Ton, der mich beinahe ausrasten lässt. „Wie du siehst, kommt das Ganze hier so langsam in Schwung … Darf ich dir einige meiner Freunde vorstellen? … Ritter Morderer … Scharfrichter Flavius … Die Soldaten Maxel und Lewel … Die anderen wirst du noch kennenlernen. Sie werden dir gefallen, du wirst sehen … Sie sind wunderbar!“
„Wozu haben Sie die Schauspieler engagiert?“, frage ich. „Meinen Sie, die Historiker und Studenten, die unsere Bibliothek in Anspruch nehmen, werden Gefallen an diesem Spektakel finden?“
„Schauspieler?“, lacht Stromber. „Das sind keine Schauspieler, Arturo. Das sind Profis! Morderer zum Beispiel ist ein echter Ritter … Willst du mit ihm kämpfen? Hast du Lust, deine
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