Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit
sehen, was um dich herum geschieht.“
„Lass mich das machen“, bat Amarofet. „Ich habe sie dir angelegt, und ich möchte sie dir abnehmen.“
Arturo stieg vom Pferd und wandte ihr den Rücken zu, damit sie den Knoten der schwarzen Augenbinde lösen konnte.
„Wie hübsch du bist!“, rief Arturo aus, als er das Mädchen vor sich stehen sah.
Amarofet errötete. Sie hatte von der Umwandlung ihres Gesichts nichts bemerkt.
„Ich bin potthässlich!“, widersprach sie. „Sieh mal, mein Haar! Es ist ganz weiß geworden …“
„Im Gegenteil, liebe Amarofet“, mischte sich Arquimaes ein. „Es steht dir gut. Jetzt siehst du aus wie eine Prinzessin. Du bist sehr hübsch.“
„Wirklich? Findet ihr mich wirklich hübsch?“
„Sehr hübsch!“, bekräftigte Arturo. „Du siehst wunderschön aus!“
In diesem Augenblick hatten Crispín und Alexander sie erreicht. Die Freunde umarmten sich herzlich.
„Endlich seid ihr wieder da!“, rief Crispín. „Ich hab schon angefangen, euch zu vermissen.“
„Der Kerl hat mir seit eurer Abreise keine ruhige Minute gegönnt“, sagte Alexander. „Und dabei hat er nicht aufgehört, von euch zu sprechen.“
„Ich habe mir große Sorgen gemacht“, rechtfertigte sich der Knappe. „Wir haben etliche demoniquianische Patrouillen hier vorbeiziehen sehen. Sie hatten diese wilden Tiere bei sich, diese Mutanten …“
Er verstummte. Nach einer Weile fragte er: „Was ist mit Amarofet passiert? Sie sieht ja völlig anders aus.“
„Na, jetzt übertreib mal nicht“, antwortete Arquimaes. „Das kommt von der langen und ermüdenden Reise.“
„Sie erinnert mich an …“
„Kümmere dich um mein Pferd, Crispín!“, fiel ihm Arturo ins Wort. „Es ist müde, und es hat Hunger und Durst.“
„Ja, Herr“, murmelte Crispín, der gemerkt hatte, dass sein Ritter ihm den Mund verschließen wollte.
Um ihr Wiedersehen gebührend zu feiern, machten sie ein großes Lagerfeuer und bereiteten ein Mahl zu, das eines Königs würdig gewesen wäre.
„Ich war fast die ganze Zeit über krank“, erzählte Amarofet. „Ich hatte Fieber und Albträume. Ich kann mich an nichts erinnern. Außerdem hatte ich die Augen verbunden, wie Arturo.“
Crispín wurde nicht müde, die junge Frau anzuschauen. Er war begeistert von der Veränderung, die noch nicht ganz abgeschlossen war. Ihr blondes Haar wurde nach und nach dunkler, und die weiße Strähne leuchtete immer heller.
Der Knappe tauschte mit seinem Herrn einen komplizenhaften Blick, was Alexander de Fer nicht entging.
„Welches sind eure Pläne?“, fragte er. „Kehrt ihr nach Carthacia zurück?“
„Wir werden nach Ambrosia reiten“, antwortete Arquimaes. „Wir müssen Königin Émedi und ihre Leute beschützen und uns an die Wiedererrichtung ihres Reiches machen. Es wartet viel Arbeit auf uns.“
„Ich habe ein Problem“, sagte Crispín düster.
„Was hast du für Sorgen, Crispín?“, fragte Arquimaes. „Erzähle uns, was los ist.“
„Es gibt schlechte Nachrichten, Meister“, antwortete der Knappe. „Ich habe gehört, dass mein Vater in Schwierigkeiten ist. Ich glaube, er braucht mich.“
„Woher weißt du das?“, fragte Arturo. „Wer hat dir das erzählt?“
„Wir hatten Besuch“, erklärte Crispín. „Borgus war hier, ein alter Freund von mir. Er ist mit seiner ganzen Familie aus dem Waldvon Amórica geflohen. Er hatte seinen Vater verloren und war selbst verwundet. Er ist über Nacht bei uns geblieben und hat mir alles erzählt.“
„Das stimmt“, bestätigte Alexander. „Ich habe die Geschichte dieser Flüchtlinge selbst mit angehört. Sie waren halbtot vor Angst.“
„Vor wem sind sie geflohen?“, fragte Arturo.
„Vor einem gewissen Frómodi, einem brutalen König, der unser Lager in Schutt und Asche gelegt hat. Er hat viele von uns getötet und die Überlebenden gefangen genommen.“
Arquimaes hörte sich Crispíns Schilderung geduldig an. Als er aber den Namen des Königs hörte, zuckte er zusammen.
„Habt Ihr schon mal von diesem König gehört, Meister?“, fragte Arturo. „Kennt Ihr ihn womöglich?“
„Ich bin mir nicht sicher. Manchmal verwechselt man die Namen … Weißt du, ob ihm ein Arm fehlt, Crispín?“
„Nein, das weiß ich nicht, Meister. Mein Freund hat mir nur erzählt, dass er das Lager überfallen hat. Und dass mein Vater gefangen genommen wurde … Ich habe auf eure Rückkehr gewartet, so wie ich es versprochen hatte. Aber jetzt muss ich ihm zu Hilfe
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