Die Schwarze Armee 03 - Das Reich des Lichts
mich an.
„Er beschützt dich“, erklärt Sombra. „Und ich beschütze ihn.“
Er nimmt eine kleine Schale und schöpft Wasser aus dem Fluss. Dann streut er etwas von dem Staub hinein, den er von dem Stein abgerieben hat, und vermischt die beiden Elemente mit einem Stößel.
„Daraus entsteht magische Tinte, Arturo“, erklärt er mir. „Die Buchstaben, die mit ihr geschrieben werden, erlangen magische Kräfte. Und wenn die Tinte auf die Haut gelangt, vervielfacht sich ihre Macht. Deswegen bist du ein besonderer Junge. Die alchemistische Tinte unterscheidet dich von allen anderen.“
„Das Wasser und die Felsen haben magische Kräfte?“
„Die schwarzen Felsen sind Überreste versteinerter Drachen. In ihnen steckt ihre Seele. Wenn der Staub mit Wasser vermischt wird, entsteht Tinte. Die mit ihr geschriebenen Buchstaben erlangen eine unvorstellbare Macht, die von keiner anderen übertroffen werden kann.“
„Die schwarzen Felsen sind Überreste von Drachen?“, frage ich verblüfft.
„Genau! Hier in dieser Grotte versteinerte ein Drache. Sein Körper löste sich mit der Zeit auf und wurde zu Staub. Der wird zu Tinte, wenn man ihn mit Wasser vermischt. Zu Drachentinte. Sie ist magisch und verleiht Unsterblichkeit. Mit ihrer Hilfe überlebt Adragón.“
„Wer bist du, Sombra?“, frage ich unvermittelt.
„Das weißt du doch. Du kennst mich seit vielen Jahren. Ich bin ein ambrosianischer Mönch, der sein Leben der Familie Adragón gewidmet hat.“
„Das beantwortet nicht meine Frage“, beharre ich. „Ich möchte, dass du mir sagst, wer du in Wirklichkeit bist. Wer versteckt sich unter der Kapuze deiner Kutte? Warum hast du es dir zur Aufgabe gemacht, Adragón am Leben zu erhalten?“
Er tritt ein paar Schritte zurück, bleibt stehen und schlägt die Kapuze zurück.
„Ich bin dein Meister, Arturo. Derjenige, der dir die Unsterblichkeit verliehen hat.“
„Mein Meister? … Arquitamius? Das ist unmöglich! In meinen Träumen …“
„Das darfst du nicht verwechseln, Arturo. Dies hier ist die Realität.“
Ich bin wie vor den Kopf geschlagen. Ich schließe die Augen und versuche, mir den Arquitamius aus meinen Träumen vorzustellen. Plötzlich sehe ich ihn leibhaftig vor mir … Es ist Sombra!
„Meister!“, rufe ich und öffne die Augen. Die beiden Personen verschmelzen zu einer einzigen. „Meister Arquitamius!“
Sombra lächelt. Er hat meine Anrede akzeptiert. Jetzt ist mir alles klar. Der Meister aller Meister hat die ganze Zeit über an meiner Seite gelebt! Wenn jemand meine Mutter wiederbeleben kann, dann er.
„Ich versuche schon seit Jahren, deine Mutter wieder zum Leben zu erwecken, Arturo“, sagt er, als könne er Gedanken lesen. „Doch bisher war es mir unmöglich.“
„Warum? Bist du vielleicht doch nicht der große Alchemist, der zu allem fähig ist?“
„Da ist etwas, was ich nicht begreife“, gesteht er. „Es ist, als würde sie etwas … daran hindern …“
„Zurückzukommen? Ist es das?“
„Ja … So als könnte sie den Abgrund des Todes nicht verlassen.“
„Und was hält sie davon ab? Wer lässt sie nicht los?“, frage ich atemlos. „Kann ich hinabsteigen, um sie zu holen?“
„Nein. Das würde nichts nützen. Vorher müssen wir herausfinden, welche finsteren Mächte unsere Zauberformeln außer Kraft setzen und deiner Mutter verbieten, auf unsere Rufe zu reagieren.“
„Hast du eine Idee, wer das sein könnte?“
„Nein“, gesteht er. „Ich habe mir alle Möglichkeiten überlegt, aber ich kann die Ursache nicht finden.“
Sombra sieht mich schweigend an. Ich weiß nicht, ob ihm die Argumente ausgegangen sind oder ob er sie lieber für sich behalten will. Adragón sitzt aufrecht auf seiner Hand, als warte er auf einen Befehl.
„Weiß mein Vater, wer du bist?“
„Selbstverständlich! Er war all die Jahre mein Vertrauter.“
„Warum habt ihr es vor mir geheim gehalten?“
„Alles zu seiner Zeit, Arturo! Während wir versucht haben, deine Mutter wiederzubeleben, wollte ich dich zum König von Férenix machen. Das habe ich mit allen Mitgliedern deiner Familie versucht, seit …“
„Seit der erste Arturo Adragón einen Sohn bekam?“
„Ja. Seitdem diene ich eurer Familie.“
„Auch meinem Großvater?“
„Ja, auch ihm. Aber er hat den Verstand verloren. Dein Vater leidet sehr darunter.“
„Und ich? Werde ich auch wahnsinnig werden und im Irrenhaus landen?“, frage ich und fürchte mich schon im Voraus vor der Antwort.
„Ich
Weitere Kostenlose Bücher