Die Schwarze Armee 03 - Das Reich des Lichts
mich dort herauszuführen.“
Arturo wusste nicht, was er sagen sollte. Alexias Enthüllung brachte ihn völlig aus der Fassung.
„Und wenn ich es nicht getan hätte?“, fragte er.
„Was zählt, ist, dass du keinen Augenblick gezögert hast, in den Abgrund des Todes hinabzusteigen und dein Leben, deine Seele und deinen Verstand in Gefahr zu bringen. Du hast alles getan, um mich zu dir zurückzuholen. Ratala hätte das nicht getan, da bin ich mir ganz sicher. Nur wenige Männer würden das für die Frau tun, die sie lieben. Ratala war bloß auf die Macht aus, die er durch die Heirat mit der Tochter des Finsteren Zauberers erlangt hätte. Du dagegen wolltest meine Liebe. Deswegen sind wir zusammen.“
„Immer warst du mir einen Schritt voraus, Alexia. Du hast mich verhext, hast mich durch den Trunk der Folgsamkeit gefügig gemacht,hast gegen mich gekämpft, ohne dich zu erkennen zu geben. Und schließlich hast du dich von mir töten lassen, um mich auf die Probe zu stellen.“
„Zwei Mal, Arturo! Ich habe dich zwei Mal auf die Probe gestellt!“
„Aber … Alexia … Für deinen zweiten Tod war doch deine Mutter verantwortlich!“
„Bevor sie mich zwang, Émedi zu töten, warnte sie mich davor, dass du mich von da an hassen und nicht mehr bereit sein würdest, ein zweites Mal in den Abgrund des Todes hinabzusteigen, um mich in die Welt der Lebenden zurückzuholen. Doch sie hat sich geirrt! Du hast noch viel mehr getan! Als du blind warst, bist du sogar ins Innere eines Vulkans vorgedrungen, um Arquitamius zu suchen. Obwohl ich deine Mutter getötet hatte, hast du mich zu dir zurückgeholt. Ich weiß, dass du mich liebst, und niemand wird mich jemals vom Gegenteil überzeugen können. Jetzt sind wir zwei Personen in einer. Ich weiß, dass ich mein Leben in deine Hände legen kann. Es gibt nicht viele Menschen, die das sagen können …“
„Wie deine Eltern?“
„Ja, wie meine Eltern. Auch sie wissen, dass sie sich niemals verraten werden. Wir sind zwei Seiten derselben Medaille – wie die Sonne und der Mond, die der Erde Tag und Nacht Licht spenden. Du bist die Sonne und ich der Mond …“
„Das Symbol der Alchemisten“, murmelte Arturo.
„Ja“, bestätigte Alexia. „Das Symbol des Lebens. Licht und Wärme. Gold und Silber.“
„Deine Eltern suchen den Stein der Weisen, die Quelle der ewigen Jugend.“
„Sie suchen die Liebe, Arturo. Die Auferweckung ist ein Akt der Liebe! Nur wenn du liebst, bist du bereit, dich in Lebensgefahr zu begeben, um das Leben des geliebten Menschen zu retten. Wenn er tot ist, bist du so verzweifelt, dass du alles tust, um ihn ins Leben zurückzuholen.“
„In deinen Worten liegt Weisheit“, bemerkte Arturo.
„Erfahrung und Bücher machen uns weise. Und die Schrift ist es, die diese Weisheit übermittelt.“
„Aber Demónicus hasst Bücher! Du selbst hast mir gesagt, in Büchern stünden nichts als Lügen, sie seien das schlimmste Übel der Welt …“
„Mein lieber Arturo! Um ein Reich wie das meines Vaters zu regieren, muss man das Volk in Unwissenheit halten. Menschen, die nicht lesen können, sind leichter zu beherrschen. Sie kämpfen und sterben für dich … Aber wir wissen, dass Bücher das Blut dieser Welt sind, der Saft des Lebens … Wenn du die große Bibliothek meiner Eltern sehen könntest, würdest du dich wundern“, schloss Alexia.
„Aber Demónika ist doch ein Reich der Folter, der Mutanten, des Schreckens, der wilden Bestien …“
„Das stimmt. Doch das ist nur die bekannte, die dunkle Seite. Es gibt jedoch noch eine andere, eine verborgene … Fängst du langsam an zu begreifen?“
„Ich fange an, dich mehr und mehr zu lieben“, sagte Arturo. „Du steckst voller Überraschungen. Täglich entdecke ich neue, unglaubliche Dinge an dir.“
„Ich möchte, dass du mich noch lange liebst, Arturo … noch viele, viele Jahre …“
„Das werde ich, Alexia.“
„Noch viele Jahrhunderte! Unsere Liebe wird ewig währen, Arturo … Auch wenn sie noch oft auf die Probe gestellt wird.“
X
D IE M ASKEN FALLEN
S EIT ICH DIE Klasse betreten habe, schaut Horacio mich unverwandt an. Ich werde das Gefühl nicht los, das gleich etwas Schlimmes passieren wird. Ich kenne seinen Blick und weiß, dass er nichts Gutes im Schilde führt. Bestimmt hat er mir den Streich, den ich ihm gestern Abend auf Mireias Party gespielt habe, noch nicht verziehen.
„Achte nicht auf ihn“, sagt Metáfora. „Tu einfach so, als gäbe es ihn
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