Die Schwarze Armee 03 - Das Reich des Lichts
nicht.“
„Das kann ich nicht. Er ruft mich mit den Augen.“
„Das ist doch Unsinn! Niemand kann mit den Augen rufen.“
„Du ja.“
„Wie bitte? Was sagst du da?“
„Dass du mich mit den Augen rufst … und mir Anweisungen gibst.“
„Das kommt daher, dass du mich liebst und versuchst, mir meine Wünsche von den Augen abzulesen“, entgegnet sie. „Das ist ganz normal. Verliebte Jungs machen immer das, was die Mädchen wollen. Deswegen gehorchen sie ihnen. Aber du bist schließlich nicht in Horacio verliebt, also lass ihn links liegen.“
Ich versuche, an etwas anderes zu denken, aber es gelingt mir nicht. Ich glaube, im Grunde will ich mich mit ihm anlegen. Seine bloße Anwesenheit nervt mich.
Sofía, unser Geschichtslehrerin, erzählt uns etwas über die Griechen, aber ich höre kaum hin. Heute bin ich für Geschichte einfach nicht zu haben. Mir ist alles egal, die Götter, der Olymp, alles!
Gott sei Dank ist bald Pause. Wir gehen hinunter auf den Schulhof. Wie immer kommt Cristóbal angelaufen.
„Alle reden über die Party bei Mireia“, sagt er atemlos. „Das mit Horacio kann dir jede Menge Ärger einbringen …“
„Interessiert mich nicht“, antworte ich so gleichgültig wie möglich.
„Du hast ihn ganz schön reingelegt.“
„Red nicht solch einen Quatsch, Cristóbal“, schimpfe ich mit ihm. „Man könnte meinen, ich hätte mit dem Streit angefangen.“
„Arturo hat nur versucht, sich so elegant wie möglich aus der Affäre zu ziehen“, mischt sich Metáfora ein, „ohne Prügelei oder sonst was. Und das hat er super gemacht!“
„Ach, seht mal, wer da kommt …“, sagt Cristóbal.
Mireia schlendert mit ihrem typischen falschen Lächeln auf uns zu.
„Hallo, ihr zwei“, sagt sie zuckersüß. „Ich wollte mich bei euch entschuldigen für gestern Abend. Tut mir wirklich leid, aber so ist das nun mal auf Partys. Manchmal benehmen sich die Leute etwas daneben.“
„Etwas? Das war richtig Scheiße!“, stellt Metáfora klar. „Gut, dass Arturo so cool reagiert hat.“
„Stimmt. Das war echt cool. Hat mir super gefallen, wie er das geregelt hat. Stellt euch mal vor, wenn die Bullen gekommen wären und meine Eltern das erfahren hätten! Ich darf gar nicht daran denken!“
„Was willst du von uns, Mireia?“, fragt Metáfora.
„Mich bei euch entschuldigen, auch im Namen von Horacio und seinen Freunden. Ich glaube, ihr solltet endlich Frieden schließen. Was haltet ihr davon, wenn wir nachher was zusammen trinken gehen?“
„Bist du krank? Nach allem, was passiert ist?“, ruft Metáfora. „Willst du, dass sie Arturo wieder provozieren?“
„Bitte, Metáfora, übertreib nicht.“
„Wenn ihr wollt, kann ich den Schiedsrichter machen“, bietet sich Cristóbal an. „Wenn es wieder zu einem Streit kommt, geh ich dazwischen.“
Mireia wirft ihm einen vernichtenden Blick zu.
„Also, am besten, wir vergessen das fürs Erste“, sagt sie. „Wenn ihr etwas entspannter seid, frag ich noch mal nach. Ihr seid so aggressiv …“
„Spar dir deine Kommentare“, entgegnet Metáfora. „Wer ist hier aggressiv? Doch wohl Horacio und seine Freunde, oder?“
„Kommst du, Cristóbal?“, sagt Mireia, als hätte sie Metáfora nicht gehört. „Ich muss mit dir reden.“
„Okay … Worüber?“
Einigermaßen beunruhigt schauen wir den beiden hinterher. Zuerst hat Mireia versucht, mich anzubaggern und Metáfora und mich auseinanderzubringen. Jetzt hat sie sich klar auf Horacios Seite geschlagen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Denen darf man nicht trauen.
***
I CH BIN IN die Stiftung gegangen, um mit Sombra zu sprechen. Schon lange wollte ich mich mal mit ihm unterhalten. Ich hoffe, er erschreckt sich nicht, wenn er mich mitten in der Nacht hier auftauchen sieht.
Ich springe über die Absperrung, die die Feuerwehrleute um die Ruinen gezogen haben, um den Gefahrenbereich abzugrenzen … der nicht gerade klein ist. Dann gehe ich zu der Stelle im Garten, wo Sombra sich eine Art Hütte gebaut hat.
Aber er ist nicht da. Keine Spur von Sombra. Bestimmt irrt er in den Ruinen umher und hält nach Kunstgegenständen und Büchern Ausschau, die die Explosion überlebt haben. Eigentlich sollte ich besser hier auf ihn warten, aber ich mache mich auf die Suche. Meistens hält er sich in der Bibliothek auf, zwischen Büchern und Pergamenten. Ich beschließe, erst einmal dort nachzuschauen.
Vorsichtig gehe ich über die Treppe in die Bibliothek hinauf. Oder in das, was
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