Die Schwarze Armee 03 - Das Reich des Lichts
von ihr übrig geblieben ist, besser gesagt. Der Anblick haut mich um. Immer noch liegen Bücher zwischen den Trümmern herum. Viele von ihnen sind verkohlt, andere haben wir zu Escoria gebracht. Die Regale, die noch stehen, drohen jeden Moment, in sich zusammenzufallen. Von dem, was es mal war, ist kaum noch etwas zu erkennen: eine wundervolle Bibliothek mit unzähligen wertvollen Büchern, die Besucher von überall her angelockt hat. Wenn Papa sie in ihrem jetzigen Zustand sehen würde, wäre er geschockt.
Ich gehe durch die Räume, aber von Sombra keine Spur. Ich bin sicher, dass er nicht weggegangen ist, also muss er hier irgendwo sein. Ich gehe hinunter in den zweiten Keller, in dem ich Licht sehe.
Die Tür steht offen. Ich betrete den Raum, in dem der Sarkophag meiner Mutter steht. Es herrscht immer noch dasselbe Chaos. In der Nacht der Explosion, als ich hier nach Papa, Norma und Sombra gesucht habe, konnte man bereits die Katastrophe erahnen: eingestürzte Mauern, umgekippte Säulen … Ein richtiges Desaster!
Sombra ist nirgendwo zu sehen. So langsam mache ich mir Sorgen. Ich weiß, dass er die Stiftung nicht verlassen würde, ohne mir Bescheid zu geben. Noch nie habe ich verstanden, warum er unbedingt zwischen den Trümmern ausharren will. Sombra war immer schon ein geheimnisvoller Zeitgenosse, der keinen Millimeter seines Privatlebens preisgegeben hat. Ich jedenfalls habe nichts aus ihm herausbringen können. Er hat nie etwas verlauten lassen, das nichts mit seiner Arbeit in der Stiftung zu tun gehabt hätte. Wo mag er sich verkrochen haben?
In der Grotte! Ja klar, das ist die einzige Möglichkeit! Warum habe ich nicht früher daran gedacht?
Ich steige hinunter in den untersten Keller und nähere mich vorsichtig der Grotte. Am liebsten hätte ich nach ihm gerufen, aber ich beherrsche mich.
Ich gehe zu dem unterirdischen Fluss, aber auch hier ist er nicht. Das Schwert steckt noch immer in dem schwarzen Felsen, genau wie an dem Tag, als ich vor mehr als einem Jahr gegen Stromber gekämpft habe.
Da ist Sombra!
Ich will schon seinen Namen rufen, doch irgendetwas hält mich davon ab. Was tut er da? Was geht da vor sich?
Er hockt auf dem Boden und zerreibt einen schwarzen Stein zwischen den Fingern, so wie Arquimaes es in meinen Träumen getan hat … Das darf doch nicht wahr sein! Er versucht, Tinte herzustellen! Alchemistische Drachentinte! Die Tinte des Arquimaes! Ich kann es nicht fassen. Warum tut er das?
„Was machst du da, Sombra?“, frage ich ihn, noch bevor er mich gesehen hat.
„Ich vermische Wasser mit schwarzem Staub“, antwortet er.
„Zu magischer Tinte, nicht wahr?“
Er sieht mich an, ohne etwas zu sagen.
„Wozu?“, frage ich weiter.
Ganz langsam richtet er sich auf und kommt auf mich zu.
„Für dich, Arturo“, antwortet er, „für deine Armee.“
„Was erzählst du da? Von welcher Armee sprichst du? Ich brauche keine magische Tinte.“
„Natürlich brauchst du sie! Immer dringender! Wie willst du denn überleben? Wie willst du die Schlacht gewinnen?“
„Ich verstehe dich nicht, Sombra. Ich weiß nicht, was du meinst.“
„Du hättest nicht hierherkommen dürfen, Arturo“, tadelt er mich, so als hätte ich ein Sakrileg begangen. „Du hättest das nicht sehen dürfen.“
„Ich werde es niemandem erzählen“, versichere ich ihm. „Du weißt doch, ich kann meinen Mund halten.“
„Es ist mir egal, ob du es weitererzählst. Das Problem ist, dass du es gesehen hast.“
„Ich habe doch gar nichts gesehen, Sombra! Nur dass du Tinte herstellst – wie Arquimaes. Warum tust du das?“
„Damit er überlebt“, antwortet er und zeigt auf meine Stirn.
Ist die Tinte etwa für meinen Drachen bestimmt?
„Verstehst du jetzt?“, fragt er mich.
„Nein, Sombra.“
Er sieht mich mit einem verschmitzten Grinsen an und zeigt wieder auf Adragón … Nein, er macht ihm ein Zeichen!
„Komm, Adragón!“, lockt er ihn. „Komm zu mir!“
Der Drache löst sich von meiner Stirn, fliegt zu Sombra und lässt sich auf seiner Hand nieder. Sombra setzt ihn auf das Gefäß, in dem er die Tinte zubereitet hat, und Adragón … badet in der schwarzen, zähen Flüssigkeit!
„Siehst du? Er ernährt sich davon. Deswegen vermische ich den schwarzen Staub mit dem Wasser des Flusses. Für ihn!“
„Du stellst Tinte her, um meinen Drachen zu ernähren?“, frage ich ungläubig.
„Um ihn am Leben zu erhalten … und um dich zu beschützen, Arturo Adragón.“
Der Drache sieht
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