Die Schwarze Armee 03 - Das Reich des Lichts
Reise unternehmen“, verkündete Morfidio. „Ich sag euch Bescheid, wenn es so weit ist.“
„Darf man wissen, wohin die Reise geht?“, erkundigte sich Escorpio.
„Zu meinem Schloss, das einmal meinem Vater gehört hat und das ich dir übergeben werde, wenn alles vorbei ist und ich das bekommen habe, was ich suche“, antwortete der Graf. „Es schadet ja nichts, wenn du es schon mal in Augenschein nimmst.“
Escorpio gab keine Antwort. Er sah keinen Sinn darin, Graf Morfidio zu erzählen, dass er das Schloss bereits kannte, dass er schon oftdort gewesen war, als er mit den Mönchen von Dorf zu Dorf gezogen war und um Almosen gebeten hatte.
Wozu sollte es gut sein, ihm zu erzählen, dass er auch seinen Vater, Graf Idio, getroffen hatte? Und dass er sich an ihn als den verabscheuungswürdigsten Menschen erinnerte, dem er auf jenen Wanderungen begegnet war?
XIV
D ER B ESUCH
D ER A UTOBUS HÄLT, die Türen öffnen sich.
Metáfora und ich steigen als Einzige aus und stehen allein an der Haltestelle.
Wir knöpfen uns die Jacken zu, denn es fegt ein eisiger Wind durch die Straßen von Dracfort, der Stadt, in der laut Bruder Tránsito mein Großvater untergebracht ist.
Ich bin etwas nervös, weil ich nicht weiß, wie der alte Mann meinen Besuch aufnehmen wird.
Wir schauen auf den Stadtplan, der hinter Glas an der Rückwand der Haltestelle hängt, und müssen feststellen, dass die gesuchte Straße ein Stück außerhalb liegt.
„Am besten, wir nehmen ein Taxi“, schlägt Metáfora vor. „Es ist ziemlich weit.“
„Ja, du hast recht, das wäre das Beste“, pflichte ich ihr bei.
Wir halten ein Taxi an, das langsam an uns vorbeifährt. Metáforas Idee erweist sich als ausgezeichnet: Das Zentrum liegt wirklich am Ende der Welt. Wenn wir zu Fuß gegangen wären, wären wir unterwegs erfroren.
„Wir müssen uns über die Sprechanlage anmelden“, sagt der Taxifahrer, als er vor dem geschlossenen Eisentor hält. „Wenn ich reinfahren darf, bringe ich euch direkt bis vors Gebäude.“
„Das wäre prima“, erwidere ich nickend. „Bei dieser Kälte kann man gar nicht vorsichtig genug sein.“
„Eben“, sagt der Mann und drückt auf die Taste der Gegensprechanlage. „Mal sehen, ob uns jemand aufmacht.“
„Wer ist da? Was wollen Sie?“, fragt eine metallische Stimme.
„Guten Tag … Ich heiße Arturo Adragón und möchte meinen Großvater besuchen …“
„Den alten Adragón?“, fragt die Frauenstimme. Sie klingt überrascht. „Bist du sein Enkel?“
„Ja, Señora … Ich komme aus Férenix … Mein Vater leitet die Stiftung … Sie wissen schon, die mittelalterliche Bibliothek …“
„Warte kurz …“
Ein leises Knacken verrät uns, dass der automatische Türöffner betätigt wurde.
„Sie können bis vors Hauptgebäude fahren“, weist die Stimme den Taxifahrer nach einigen Sekunden an, die uns wie eine Ewigkeit vorkommen. „Aber steigen Sie erst aus, wenn sie vor dem Haus angekommen sind.“
Das Eisentür öffnet sich automatisch. Wir fahren über den Kiesweg. Das Knirschen macht mich wahnsinnig.
Es geht an einem Wäldchen vorbei auf einen freien Platz mit einem großen weißen Haus zu.
Vor der Tür steht ein bewaffneter Wachmann. Als der Wagen hält, kommt er die Außentreppe herunter.
„Señor Adragón?“, fragt er.
„Ja, der bin ich.“
„Wenn Sie bitte mitkommen möchten?“
Bevor ich aussteige, bezahle ich den Taxifahrer mit einem größeren Schein und warte auf das Wechselgeld.
„Wenn Sie mir Ihre Telefonnummer geben, rufe ich Sie an, wenn wir fertig sind. Wir müssen den Fünfuhr-Bus erreichen.“
„Danke, das ist sehr nett von dir“, sagt er und gibt mir seine Visitenkarte.
Metáfora ist bereits ausgestiegen und wartet auf mich. Wir gehen hinter dem Wachmann die Treppe hinauf, während sich das Taxi entfernt und hinter den Bäumen verschwindet.
„Señora Meyer erwartet Sie in ihrem Büro im ersten Stock“, sagt der Mann. „Wenn Sie wollen, können Sie Ihre Jacken in der Rezeption lassen.“
Eine Krankenpflegerin nimmt uns die Jacken ab. Der Wachmann lässt uns keinen Moment aus den Augen. Es ist warm hier drin. Das Haus macht einen wirklich behaglichen Eindruck.
Wir gehen in den ersten Stock hinauf und betreten das Büro der Leiterin. Señora Meyer empfängt uns mit einem Lächeln.
„Du bist also Arturo Adragón, der Enkel“, sagt sie freundlich. „Freut mich, dich hier begrüßen zu dürfen.“
„Vielen Dank, Señora“, antworte ich. „Ich
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