Die Schwarze Armee 03 - Das Reich des Lichts
Arturo. „Ihr seid die Gründer von Arquimia. Nur Euch kommt das Recht zu, das Reich zu regieren!“
„Ich habe dieses Recht verloren“, gestand Arquimaes. „Durch meine Schuld wurde Adragóns Geheimnis enthüllt. Nun kennen es diese beiden Eindringlinge und damit die Feinde Adragóns! Ich habe versagt. In den Augen des Großen Drachen bin ich nicht würdig, das Land zu regieren! Du wirst der König von Arquimia sein!“
***
M ANCHMAL FÜHLTE SICH Górgula eingeengt in dem kleinen Zelt, das sie mit Escorpio und Morfidio teilen musste. Sie brauchte frische Luft zum Atmen.
Also nahm sie einen Schlauch Wein und ging hinaus. Zum ersten Mal seit langer Zeit fand sie Trost im Alkohol. Während sie durch die Dunkelheit wanderte, wurde ihr klar, dass sie die gegenwärtige Lage nicht länger ertragen konnte. Sie war inzwischen überzeugt davon, dass sie von Morfidio niemals das bekommen würde, was er ihr versprochen hatte. Der Graf besaß keinen Anstand mehr, falls er denn jemals welchen besessen hatte. Er hatte eindeutig den Verstand verloren. In seiner Wut auf alles und jeden fand er nur noch Vergnügen daran, anderen Schmerzen zuzufügen. Vielleicht war es besser, ihn zu verlassen.
„Hallo, Górgula“, sagte eine Gestalt, die sich im Schatten hielt. „Wohin gehst du?“
Überrascht blieb die Hexe stehen. Erst als sie Escorpio erkannte, beruhigte sie sich.
„Du hast mir einen schönen Schrecken eingejagt!“, rief sie. „Was tust du hier? Du solltest bei deinem Herrn sein!“
„Ich wollte ein wenig spazieren gehen“, antwortete der Spitzel. „Dazu habe ich doch wohl ein Recht, oder? Auch wir Hofnarren brauchen ein wenig Freiheit.“
„Natürlich, natürlich … Aber warum suchst du dir nicht einen anderen Weg aus und lässt mich allein?“
„So, wie du deinen Sohn allein gelassen hast?“
Górgula erstarrte.
„Was erzählst du da? Wovon sprichst du?“
„Von dem Kind, das du mit Arquimaes gezeugt … und weggegeben hast. Oder erinnerst du dich nicht mehr daran?“
„Was weißt du darüber? Wer hat dir das erzählt?“
„Ich weiß es, weil ich dieses Kind bin, das du zu den Mönchen gegeben hast“, antwortete Escorpio mit theatralischer Geste. „Überraschung!“
Górgula war in der Tat überrascht. Sie wich einen Schritt zurück, wollte davonlaufen. Doch Escorpio stellte sich ihr in den Weg.
„Wohin willst du, Mutter? Willst du nicht mit deinem Sohn zusammen gesehen werden?“
„Verschwinde! Du bist nicht mein Sohn!“
„Natürlich bin ich das! Erkennst du mich nicht? Du siehst, das Schicksal hat uns wieder zusammengeführt! Wir beide sind Sklaven des verrückten Morfidio. Mutter und Sohn im Dienste eines wahnsinnigen Mörders!“
„Hau ab, aber schnell! Verschwinde aus meinem Leben!“
„Das habe ich bereits einmal getan, Mutter. Jetzt ist es an dir, aus meinem Leben zu verschwinden!“
„Was willst du von mir?“
„Rache!“, rief Escorpio und stürzte sich auf die Alte. „Rache, Mutter!“
Er stieß ihr mehrmals mit dem Dolch in die Brust. Dann drehte er sich um und lief davon.
Während Górgula ihr Leben aushauchte, erinnerte sie sich an die ersten Worte, die sie zu ihrem neugeborenen Sohn gesagt hatte: „Du hast dir den ungünstigsten Moment ausgesucht. Du hättest niemals auf die Welt kommen sollen. Durch dich werde ich viel Ärger kriegen.“
XII
E IN D RACHE FÜR EIN K IND
M AMA BETRACHTET DIE beiden Säuglinge, die nebeneinander auf dem Pergament liegen. Sie hat keine Tränen mehr, doch sie weint weiter. Das Gewitter ist noch heftiger geworden. Die Blitze sind heller, die Donner lauter. Der Wind, der durch die offenen Fenster hereinfegt, wirbelt die Papiere durcheinander.
Plötzlich löst sich ein schwarzer Fleck von dem Pergament und steigt auf. Es ist der Buchstabe A mit einem Drachenkopf, schwarz wie Tinte. Genau wie der auf meiner Stirn! Der Drache lebt! Adragón! Er schwebt über den beiden Kindern. Fantastisch!
Mama lächelt. Sie weiß, was das zu bedeuten hat und was gleich passieren wird. Man sieht es ihr an, dass sie glücklich ist. Adragón steht ein paar Sekunden schwebend über den Babys. Es scheint, als hauche er ihnen Leben ein. Wie eine Henne, die ihre Küken ausbrütet. Dann lässt er sich auf Mahanias Sohn nieder.
Im Raum wird es gleißend hell. Es ist, als hätte ein Blitz eingeschlagen. Man kann kaum etwas sehen. Was geschieht jetzt?
Die Tür geht auf. Papa, Mahania und Mohamed schauen herein. Es ist ganz still. Nur das Pfeifen des
Weitere Kostenlose Bücher