Die schwarze Bruderschaft
Navigationskontrollinstrumente
enthielt
-, wanderte Mikes Blick hin und wieder zu der
schwarzgekleideten Gestalt neben der Tür. Diesmal war es
Hasim, der hier Wache stand, während sein Bruder Yasal durch
das Schiff patrouillierte. Seit sie ausgelaufen waren, wechselten
sich die beiden Beduinen darin ab - einer stand immer hier und
überwachte den Teil der Mannschaft, der das Schiff steuerte,
während der andere durch das Schiff ging. Weder Mike noch
einer der anderen hatte die beiden jemals schlafen sehen,
obwohl sie seit mittlerweise fünf Tagen unterwegs waren. Und
wie immer, wenn er Yasal oder Hasim sah, packte ihn
brodelnde Wut. Er hatte Serena nicht wiedergesehen, und Lady
Grandersmith hatte ihm nicht gesagt, wohin sie und Astaroth
gebracht worden waren.
Wenn das alles hier vorbei ist, dachte er, werde ich eine
Gelegenheit finden, mich an den beiden zu rächen. Falls wir
dann noch am Leben sind, heißt das. »Da ist etwas!«
Mike fuhr aus seinen Gedanken hoch, als er Juans Stimme
hörte, und war mit einem einzigen Schritt neben dem jungen
Spanier. Juan stand in gespannter Haltung vor dem Kontrollpult
und blickte auf eines der zahllosen Instrumente herab, die
darauf blinkten und blitzten. Auch Mike warf einen raschen
Blick über die Kontrollen, konnte aber nichts Auffälliges
entdecken. »Der Kerl wird uns noch alle umbringen«, grollte
Ben. Genau in diesem Moment fuhr wieder dieses unheimliche,
mahlende Geräusch durch den Schiffsrumpf, das Mike bis ins
Innerste erschauern ließ. Er wußte zwar, daß es sinnlos war,
aber er wandte sich trotzdem an Hasim: »Sei doch endlich
vernünftig«, sagte er. »Das Schiff hält die Belastung nicht aus,
merkst du das denn nicht selbst? Wir werden auseinanderbrechen, lange ehe wir den Meeresgrund erreichen. « Hasim starrte
ihn an und schwieg, und dieses Schweigen machte Mike
plötzlich wütend. »Ist es das, was du willst?« fragte er in fast
schreiendem Ton. »Uns alle umbringen? Das hättet ihr leichter
haben können!« »Laß es gut sein, Mike«, sagte Trautman
besänftigend. »Damit erreichst du nichts. «
Das wußte Mike selbst. Aber es erleichterte ihn, endlich laut
auszusprechen, was ihnen allen seit Tagen ununterbrochen
durch den Kopf ging. Bei ihren Unterhaltungen gab es praktisch
kein anderes Thema mehr. »Aber das wird euch alles nichts
nutzen, weißt du?« fuhr er erregt fort. »Wenn die NAUTILUS
zerstört ist, dann kommt ihr niemals an euren Schatz oder was
auch immer im Wrack der TITANIC verborgen liegt. Hast du
daran vielleicht schon einmal gedacht?« Er rechnete nicht mit
einer Antwort
- Hasim hatte noch nie auf irgend etwas
geantwortet - und war darum um so überraschter, als der
Beduine doch reagierte. Zuerst blickte er Mike nur eindringlich
aus seinen unheimlichen Augen an, aber dann löste er sich
plötzlich von seinem Platz neben der Tür und ging mit langsamen Schritten auf das Steuerpult zu. »He!« sagte Ben. »Was hat
er denn jetzt wieder vor?« »Das frage ich mich auch«, murmelte
Trautman. Er war aufgestanden und sah Hasim erwartungsvoll
entgegen.
Hasim ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken, sondern
ging einfach weiter, so daß Trautman wohl oder übel beiseite
treten mußte, um ihm Platz zu machen. Hasim beugte sich über
die Instrumente, blickte eine ganze Weile schweigend darauf
hinab und streckte schließlich die Hand aus. Seine Finger glitten
wie flinke schwarze Schatten über Schalter und Knöpfe, fast
schneller, als das Auge ihnen zu folgen vermochte. »Was macht
er denn da?« fragte Ben entsetzt. »Ich habe nicht die
geringste Ahnung«, murmelte Trautman. »Aber es gefällt mir nicht. « »Wir ändern den Kurs«, sagte Juan von der anderen
Seite des Steuerpultes her. »Und wir sinken schneller. « Mike
blickte zum Fenster. Das mehr als metergroße Bullauge, durch
das man direkt aus dem Salon des Schiffes ins Meer
hinausblicken konnte, zeigte nichts als Schwärze, denn in dieser
Wassertiefe gab es natürlich kein Sonnenlicht mehr, aber er
glaubte trotzdem zu sehen, wie sich unter der NAUTILUS ein
gewaltiger Abgrund auftat wie das aufgerissene Maul eines
riesigen Tiefseedrachens, in das sie geradewegs hineinfuhren.
»Wir sinken viel zu tief!« sagte Trautman, nachdem er rasch
zu Juan gegangen war und einen Blick auf die Instrumente
geworfen hatte. »Das hält das Schiff nicht aus! Nicht einmal
unter normalen Umständen!« Er fuhr herum und wandte sich
direkt an Hasim. »Hör auf damit!« sagte er. »Wir
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